Vierteljährlich veröffentlicht die Bundesbank Umfrage-Ergebnisse zum Kreditgeschäft in Deutschland unter dem Titel „Bank Lending Survey“. In diesem Quartal wurden 34 Kreditinstitute befragt. Im Folgenden eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse:
Die Zinserträge der Banken wurden von zwei Seiten belastet. Zum einen durch das erweiterte Programm zum Ankauf von Vermögenswerten des Eurosystems (APP) und das "Pandemic Emergency Purchase Programme" (PEPP/ Pandemie-Notfallkauf-Programm), welche das allgemeine Zinsniveau senkten. Zum anderen durch den negativen Zinssatz der Einlagefazilität, wobei dieser Effekt durch das zweistufige System der Verzinsung der Überschussliquidität abgeschwächt wurde.
Die Banken berichteten von einer allgemeinen Verbesserung ihres Refinanzierungs-Umfelds sowie ihrer Liquiditätssituation. Mitverantwortlich war hier das Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank. Am GLRG III im Juni und September 2020 nahmen 24 beziehungsweise 14 Banken der befragten 34 teil. Damit war das Interesse an den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften mit der EZB höher als zum letzten Meldezeitpunkt. Die aufgenommenen Mittel wurden in erster Linie für die Kreditvergabe (vor allem im Bereich der privaten Immobilienfinanzierung), die Substitution von GLRG II-Mitteln und die Liquiditätshaltung im Eurosystem verwendet.
Die Kreditvergaberichtlinien wurden im dritten Quartal 2020 in allen Kreditsegmenten (Unternehmens-, Wohnungsbau-, Konsumenten-, sonstige Kredite) verschärft, wobei die Verschärfung weniger stark war als im letzten Quartal. Für die kommenden drei Monate planen die Banken in allen erfragten Bereichen eine weitere Straffung der Kreditvergabe. Auf die weiterhin große Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung reagierten die Finanzinstitute mit erhöhten Sicherheits-Erfordernissen bei der Darlehensvergabe und einer Ausweitung der Margen für risikoreiche Kredite. Die Anpassungen der Kreditvergabepolitik deuten in der Summe darauf hin, dass die Banken im gegenwärtigen Umfeld vorsichtig agieren und auf gestiegene kreditnehmerseitige Risiken reagieren.
Kredit-Nachfrage weiterhin steigend
Die Kreditnachfrage der Unternehmen nahm erneut zu. Allerdings war der Anstieg, wie von den Instituten prognostiziert, etwas geringer als noch im zweiten Quartal.
Der Anstieg der Nachfrage war wie im Vorquartal im hohen Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel begründet. Nachfragesteigernd wirkte zudem der gestiegene Mittelbedarf für Umfinanzierung, Umschuldung und Neuverhandlung bestehender Kredite oder Kreditlinien. Die Belebung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten durch die Corona-Hilfsprogramme der KfW und der Förderbanken der Länder ließ zuletzt etwas nach.
Darüber hinaus legte die Nachfrage nach Wohnungsbau-Krediten wieder zu und erholte sich damit von dem im Vorquartal vermeldeten Einbruch. Dazu beigetragen haben die historisch gesehen weiterhin sehr niedrigen Hypothekenzinsen. Diese liegen im längerfristigen Bereich (10 bis 20 Jahre) bei durchschnittlich rund ein Prozent.
Die Banken reagierten auf die gestiegene Nachfrage nach Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten mit einer relativ hohen Ablehnungsquote. Vor allem Unternehmen aus besonders von der Krise betroffenen Branchen sowie Neukunden hatten einen schlechteren Kreditzugang. Bis Jahresende rechnen die Finanzinstitute mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Unternehmens- und Konsumentenkrediten. Der Bedarf an Wohnungsbaukrediten soll dagegen konstant bleiben.
Zur Kreditvergabe liegen noch keine endgültigen Zahlen für das dritte Quartal vor. Wenn sich der Trend des letzten Quartals fortsetzt, ist mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Das ausstehende Volumen der Kredite an inländische Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige stieg im zweiten Quartal zum Beispiel um circa 15 Milliarden auf 1.015 Milliarden Euro.