Deutschland

Einzelhandel fürchtet Einbruch bei wichtigem Weihnachtsgeschäft

Wegen des drohenden zweiten Lockdowns droht den deutschen Einzelhändlern nach einem schlechten Jahr nun auch ein schlechtes Weihnachtsgeschäft. Der Online-Auftritt ist so wichtig wie nie zuvor.
28.10.2020 11:44
Aktualisiert: 28.10.2020 11:44
Lesezeit: 1 min
Einzelhandel fürchtet Einbruch bei wichtigem Weihnachtsgeschäft
Sachsen-Anhalt, Wernigerode: Plastikköpfe mit Mund-Nasen-Schutz stehen vor einem Geschäft für Bekleidungswaren. (Foto: dpa) Foto: Matthias Bein

Die deutschen Einzelhändler bangen wegen der steigenden Corona-Infektionen um das wichtige Weihnachtsgeschäft. "Gerade nach den letzten, für viele Händler schwierigen Monaten ist das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr von noch größerer Bedeutung als schon normalerweise", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

"Im Spielwarenhandel beispielsweise machen die Unternehmen in den letzten beiden Monaten des Jahres oft bis zur Hälfte ihres Jahresumsatzes. Sollte das dieses Jahr nicht klappen, ist das nicht mehr zu kompensieren." Das Weihnachtsgeschäft läuft im November an, wozu die immer populärer werdenden Aktionen wie "Black Friday" und "Cyber Monday" beitragen, in denen Kunden mit Rabatten gelockt werden.

Diese sind wegen der stark gestiegenen Corona-Zahlen vorsichtiger geworden. In den vergangenen vier Wochen hielten sich dem "Google Mobility Report" zufolge - der Bewegungsdaten von Mobiltelefonen auswertet - etwa zehn Prozent weniger Kunden in den Geschäften auf als vor der Corona-Krise.

"Angesichts der niedrigen Kundenzahlen ist es deshalb wichtig, dass jeder Händler auch online auffindbar ist und sich dort ein zweites Standbein aufbaut", so der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth. "Denn der Blick auf die letzten Monate zeigt, dass dann zumindest einige Umsatzverluste ausgeglichen werden können."

Auch nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) muss der Handel mit einer sinkenden Kundenfrequenz rechnen. "Das Online-Geschäft dürfte davon profitieren", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Ob und wie sich das Weihnachtsgeschäft verlagern lässt - sei es zeitlich in den Dezember oder in den Online-Handel - wird sich zeigen."

Weiterlesen: "Spaßkäufe" für kleine Internet-Händler zunehmend existenzbedrohend

Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Sparquote und der noch bis Jahresende geltenden geringeren Mehrwertsteuer sieht der Ökonomen aber noch "Spielraum für ein gutes Weihnachtsgeschäft". "Schlussendlich hängt es an der Entwicklung der Pandemie, ob und wie Haushalte ihre Ersparnis nutzen", sagte Michelsen.

Der Einzelhandelsumsatz stieg von Januar bis August um 4,2 Prozent. Allerdings tun sich einige Branchen in der Corona-Zeit sehr schwer: So brach der Umsatz mit Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren um mehr als ein Viertel ein. Auch Waren- und Kaufhäuser verbuchten Umsatzeinbußen im zweistelligen Prozentbereich, während der Internet- und Versandhandel in den ersten acht Monaten um 21,2 Prozent wuchs.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...