Unternehmen

Bayer muss Milliardenverlust hinnehmen wegen schwachen Agrargeschäfts

Ende September schockierte Bayer die Börse mit einer Gewinnwarnung, nun legte die Firmenspitze Quartalszahlen auf den Tisch. Die fielen wie erwartet mies aus.
03.11.2020 12:24
Aktualisiert: 03.11.2020 12:24
Lesezeit: 2 min
Bayer muss Milliardenverlust hinnehmen wegen schwachen Agrargeschäfts
30.08.2016, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Das Bayer Werk in Leverkusen, aufgenommen vom Rheinufer in Köln aus. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Ein schwaches Geschäft mit Saatgut und Spritzmitteln hat dem Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer einen Milliardenverlust eingebracht. Auch wegen Abschreibungen in der Agrarsparte fiel im dritten Quartal unter dem Strich ein Konzernverlust von rund 2,7 Milliarden Euro an, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. Vor einem Jahr hatte Bayer noch einen Überschuss von einer Milliarde Euro erzielt. Der Konzernumsatz - also inklusive der anderen Bereiche Pharma und rezeptfreie Arzneimittel - sank im Sommerquartal um 13,5 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro.

Die schlechte Entwicklung lag auch an der Corona-Pandemie: Da die Preise für Mais und Soja im Keller sind, kaufen die Bauern weniger Agrarprodukte von Bayer. Negative Währungseffekte verschlechterten die Zahlen zusätzlich. Zudem mussten hohe Wertberichtigungen vorgenommen werden, weil der Agrarchemie-Konzernbereich sich schlecht entwickelt und auch die Perspektiven düster bleiben. Teil der Sparte „Crop Science“ ist der 2016 gekaufte US-Rivale Monsanto, der vor allem Saatgut herstellt sowie das umstrittenen Spritzmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat.

Der Unkrautvernichter hat den Leverkusenern jede Menge Ärger eingebracht. Wegen Krebsgefahr haben viele US-Bürger Klagen gegen Bayer eingereicht, Bayer hält Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung aber für sicher. Im Sommer schloss die Firma einen Vergleich ab, der rund 10 Milliarden Euro kostet. Inzwischen hat sich Bayer nach Auskunft von Konzernchef Werner Baumann mit Klägern von 88.500 Fällen geeinigt.

Ein Seitenstrang der für den Konzern enorm wichtigen Einigung ist noch offen - eine Regelung, der zufolge auch zukünftige Klagen in den Vergleich fallen, wurde von einem US-Gericht beanstandet. Nun arbeiten Bayer und die Klägerseite daran, wie sie diesen Part gerichtsfest formulieren können. Laut Baumann will der Konzern eine entsprechende Vereinbarung in den nächsten Wochen beim zuständigen Gericht einreichen. Der Konzernchef zeigte sich zuversichtlich, dass der Richter diesmal einverstanden sein wird mit der Formulierung.

War der Monsanto-Kauf rückblickend ein Fehler? Mit dieser Frage konfrontiert, gab sich Baumann trotzig und betonte, dass er langfristig für das Agrarchemiegeschäft „sehr zuversichtlich“ sei: „Das sind wir immer gewesen, daran hat sich nichts geändert und daran ändert sich ausdrücklich nichts aufgrund der derzeitigen Krise.“

Neben Gegenwind in der Agrarsparte macht die Corona-Pandemie Bayer auch im Pharmageschäft zu schaffen. Ärzte verschieben teilweise nicht dringend notwendige Behandlungen, und das nagt an den Umsätzen mit Eylea, einem eigentlich stark gefragten Augenmedikament. Hier gingen die Erlöse im dritten Quartal sogar leicht zurück. In China hinterließ das nationale Programm zum Großeinkauf von Medikamenten weitere Spuren. So waren dadurch die Preise für das Diabetesmittel Glucobay und das Antibiotikum Avalox deutlich gesunken. Das für den Konzern wichtigste Medikament, der Gerinnungshemmer Xarelto, schaffte derweil ein deutliches Umsatzplus.

Das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten blieb auf Erholungskurs. Zwar fiel der Umsatz leicht, das lag aber nur an negativen Wechselkurseffekten. Das operative Ergebnis wuchs - Sondereffekte herausgerechnet - auch dank Kostensenkungen deutlich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...