Weltwirtschaft

Rekord-Entlassungen in Großbritannien, Arbeitslosigkeit auf Vier-Jahres-Hoch

Lesezeit: 2 min
10.11.2020 09:10  Aktualisiert: 10.11.2020 09:10
Die Zahl der Entlassungen in Großbritannien ist wegen der Corona-Krise im Sommerquartal auf einen Rekord geklettert. Die Arbeitslosigkeit stieg so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr.
Rekord-Entlassungen in Großbritannien, Arbeitslosigkeit auf Vier-Jahres-Hoch
Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, am Montag während einer Pressekonferenz in der Londoner Downing Street. (Foto: dpa)
Foto: Tolga Akmen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien hat wie erwartet zugenommen. Auf Quartalssicht stieg die Zahl der Erwerbslosen jedoch so schnell wie seit der Finanzkrise nicht mehr. In den drei Monaten bis September schnellte die Arbeitslosenquote demnach von 4,5 auf 4,8 Prozent nach oben, wie das Statistikamt ONS am Dienstag in London mitteilte. Dies war von Analysten im Schnitt erwartet worden.

Die Beschäftigung sank im September jedoch erneut stärker als erwartet. Die Zahl der Beschäftigten verringerte sich um 164.000, während Analysten im Mittel einen Abbau von 150.000 erwartet hatten. Im August hatte der Beschäftigungsabbau bereits deutlich angezogen.

Auf Quartalssicht stieg die Arbeitslosigkeit laut den Angaben der Statistiker damit so stark, wie seit der Finanzkrise im Jahr 2009 nicht mehr. Grund hierfür war den Angaben zufolge die deutlich gestiegene Zahl der Kündigungen, die mit 314.000 im September ein Rekordhoch erreichten.

Marktbeobachter stellten daher die Frage, wie viele Jobs hätten gerettet werden können, falls Finanzminister Rishi Sunak die Verlängerung des Unterstützungsprogramms der Regierung früher verkündet hätte. Die der deutschen Kurzarbeit ähnelnden Maßnahmen hätten eigentlich Ende Oktober auslaufen und durch ein restriktiveres Programm ersetzt werden sollen. Nach einer ersten Verlängerung wegen der erneuten Corona-Beschränkungen hatte die Regierung in der vergangenen Woche entschieden, das Programm bis Ende März fortzuführen.

Experten des Analysehauses Pantheon Macro wiesen jedoch darauf hin, dass es Unternehmen ermöglicht wurde, Beschäftigte, die nach dem 23. September gekündigt werden mussten, wieder einzustellen und umgehend Unterstützungsleistungen für sie zu beantragen. Daher gehen die Analysten davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in den kommenden Monaten nicht signifikant weiter fallen wird.

Beim Verdienst verbesserte sich die Lage hingegen in den vergangenen Monaten. Die Löhne stiegen laut ONS bis September ohne Bonuszahlungen unerwartet stark um 1,9 Prozent, auch mit Bonuszahlungen ging es stärker nach oben, als dies von Analysten im Schnitt erwartet worden war. Im Vormonat hatte die Steigerung der Löhne ohne Bonus nur revidierte 0,9 Prozent betragen, während es mit Bonuszahlungen um revidierte 0,1 Prozent nach oben ging.

Das britische Statistikamt wies jedoch darauf hin, dass die Löhne im vorangegangenen Quartal zwischen April und Juni stark gesunken waren.

Wie das ONS zudem bereits im Oktober mitgeteilt hatte, musste die Datenerhebung aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie angepasst werden. Unter anderem werden die Daten statt in persönlichen Interviews per Telefon erhoben. Auch sei die Zusammensetzung der Haushalte betroffen, die für Interviews erreicht werden könne. Aufgrund der Änderungen hatte das Statistikamt im Vormonat alle Prognosen zum Arbeitsmarkt seit März revidiert.

Weiterlesen: Neue Käufe von Staatsanleihen: Die Bank of England legt vor, die EZB wird bald folgen


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...