Finanzen

EZB stellt Verschärfung der Negativzinsen in Aussicht

Lesezeit: 1 min
23.11.2020 10:17
Die Europäische Zentralbank kündigt mit Blick auf ihre Sitzung im Dezember eine „gründliche Neubeurteilung“ der Lage an.
EZB stellt Verschärfung der Negativzinsen in Aussicht
Ein Eurozeichen. (Foto: dpa)
Foto: Arne Dedert

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Europäische Zentralbank schließt eine weitere Verschärfung des Negativzinses nicht aus. „Wir glauben nicht, dass wir uns an der Untergrenze befinden. Wir glauben, dass es in Zukunft Raum für weitere Kürzungen gibt“, sagte der Chefvolkswirt der EZB, Philip R. Lane, in einem am Montag von der Notenbank veröffentlichten Interview mit der französischen Zeitung Les Echos. „Wir glauben immer noch, dass eine Senkung der Zinssätze eine gangbare Option ist.“

Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Aktuell liegt dieser Einlagenzins - im Fachjargon Einlagefazilität - bei minus 0,5 Prozent. Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, bleibt dies aus Sicht der Branche eine Milliardenbelastung. Der Leitzins im Euroraum liegt auf dem Rekordtief von null Prozent.

„Wir müssen uns jedoch entscheiden, welche Instrumente derzeit am effektivsten sind“, sagte Lane. Als besonders wirkungsvoll haben sich nach Einschätzung der Währungshüter in der Corona-Krise das milliardenschwere Notkaufprogramm für Wertpapiere (Pandemic Emergency Purchase Programme/PEPP) sowie besonders günstige Langfristkredite für Geschäftsbanken (TLTRO) erwiesen.

Angesicht der Verschärfung der Pandemie bereitet die Notenbank weitere Notfallmaßnahmen vor. Für die Dezember-Sitzung des EZB-Rates (10.12.) ist eine „gründliche Neubeurteilung“ der Lage angekündigt.

Das Anleihenkaufprogramm PEPP hat derzeit ein Volumen von 1,35 Billionen Euro und soll nach bisheriger Planung bis mindestens Ende Juni 2021 laufen. „Wir werden das Programm nicht beenden bevor bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Zunächst einmal darf die Pandemie die normale Wirtschaftstätigkeit nicht länger beeinträchtigen“, bekräftigte Lane. „Wir müssen auch andere Bedingungen in Bezug auf die wirtschaftliche Erholung und die Inflationsdynamik erfüllen, aber dafür ist es noch zu früh.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...