Finanzen

Mehrere Zahlungsausfälle erschüttern Chinas Anleihemarkt

In den vergangenen Tagen konnten mehrere staatlich kontrollierte Unternehmen ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Ausländische Investoren zeigen sich besorgt.
24.11.2020 14:13
Aktualisiert: 24.11.2020 14:13
Lesezeit: 1 min
Mehrere Zahlungsausfälle erschüttern Chinas Anleihemarkt
Eine Frau mit roten Laternen in China. (Foto: dpa) Foto: Xing Guangli

In den vergangenen Tagen konnten mehrere staatseigene Unternehmen in China ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen. So war die Yongcheng Coal & Electricity Holding Group – ein Minenbetreiber im Besitz der Provinzregierung von Henan – Anfang des laufenden Monats nicht in der Lage, die vereinbarte Zins- und Tilgungsrate ihrer Anleihen zu bezahlen.

Im Zuge der Anleiheemission hatte Yongcheng eine Milliarde Yuan (rund 150 Millionen US-Dollar) eingenommen, die Bonität des Papiers wurde von Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet. Wie die South China Morning Post berichtet, haben die Behörden inzwischen Ermittlungen gegen Banken, Ratingagenturen und Broker im Fall des Zahlungsausfalls von Yongcheng eingeleitet. Zuvor hatte der höchste Finanzbeamte des Landes, Vize-Premierminister Liu He, in einer Rede gesagt, dass der Staat auf etwaige Betrügereien mit „null Toleranz“ reagieren würde.

Staatseigene Betriebe gelten unter ausländischen Investoren eigentlich als vergleichsweise sicher, weil man glaubte, dass der jeweilige Eigner wie etwa Provinzregierungen oder staatliche Behörden im Falle von Schwierigkeiten finanziell einspringen. Weil dies im Fall von Yongcheng nicht geschehen war, löste die drohende Insolvenz einen Zinsanstieg am Markt für chinesische Firmenanleihen und mehrere Verschiebungen geplanter Neuemissionen anderer Unternehmen aus.

Mehrere Fälle in den vergangenen Wochen

Yongcheng ist nicht der einzige Staatskonzern in Schwierigkeiten. In den vergangenen Tagen waren auch die Tsinghua Unigroup – ein Hersteller von integrierten Schaltkreisen – sowie der Automobilhersteller Huachen Automotive Group - welcher mit BMW zusammenarbeitet - in Zahlungsverzug geraten. Was Investoren besorgt ist nicht die Höhe der im Feuer stehenden Verbindlichkeiten, sondern der Umstand, dass gleich mehrere Staatsunternehmen in Schwierigkeiten geraten sind, ohne dass die jeweiligen Eigner einsprangen.

Die Ausfälle kommen für die Regierung in Peking zur Unzeit. Denn diese will die heimischen Finanzmärkte - insbesondere auch die Anleihemärkte - zunehmend für ausländische Geldgeber öffnen. Während Ausländer inzwischen Forderungen in Höhe von 9 Prozent des gesamten Marktes für chinesische Staatsanleihen halten, sind es bei den Unternehmensanleihen aber nur etwa ein Prozent, wie die US-Bank Goldman Sachs schätzt.

Lesen Sie dazu auch:

Öffnung der Märkte: China verstärkt seine Zusammenarbeit mit Wallstreet-Banken

China treibt die Öffnung seiner Finanzmärkte voran – und wertet den Yuan zu einer globalen Währung auf

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rohstoffmacht China: Wie Peking Europas Mittelstand in die Abhängigkeit treibt
16.11.2025

China verschiebt seine Exportkontrollen für Seltene Erden – offiziell um ein Jahr. Doch das ist keine Entspannung, sondern eine...

DWN
Technologie
Technologie Kuka weitet Stellenabbau in Augsburg aus – 560 Jobs betroffen
16.11.2025

Der Roboterhersteller Kuka plant an seinem Stammsitz in Augsburg einen größeren Stellenabbau als zunächst angekündigt. Statt der...

DWN
Immobilien
Immobilien PV-Anlagen für Unternehmen: Wie Betriebe mit Steuerbonus und Eigenstrom doppelt punkten
16.11.2025

Gewerbliche Photovoltaikanlagen gewinnen für den Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Durch den Investitionsabzugsbetrag und die...

DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...