Wirtschaft

Solarbranche: Ab 2022 muss Deutschland in großem Stil Strom aus dem Ausland importieren

Der Branchenverband der Solarwirtschaft in Deutschland warnt vor einem Strommangel schon im Jahr 2022. Dann müssten große Mengen Strom aus dem Ausland nach Deutschland importiert werden.
14.12.2020 14:00
Lesezeit: 2 min
Solarbranche: Ab 2022 muss Deutschland in großem Stil Strom aus dem Ausland importieren
Sonnenuntergang hinter einem Strommasten. (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Der Bundesverband Solarwirtschaft e. V. schreibt in einer Medienmitteilung:

Marktforscher sehen die Gefahr, dass sich der Ausstieg aus der Kohleverstromung um viele Jahre verzögert. Das ergebe sich zwingend, wenn Erneuerbare Energien, d.h. Photovoltaik und Windenergie sowie ergänzende Speicherkapazitäten, nicht zeitnah deutlich schneller ausgebaut würden. Bereits in zwei Jahren sei mit einer erheblichen Unterdeckung des Strombedarfs in Deutschland zu rechnen, ergaben Analysen von EUPD Research, die zur heutigen Sitzung des Klimakabinetts im Kanzleramt veröffentlicht wurden.

Eine bereits 2022 aufreißende Stromlücke wird sich nach Berechnungen von Bonner Marktforschern nur im ersten Jahr durch Stromimporte aus dem Ausland vollständig ausgleichen lassen. „Bereits im Jahr 2023 wird der europäische Stromverbund die Stromlücke nicht mehr schließen können. Die Laufzeitverlängerung von Kohlekraftwerken wird dann unausweichlich,“ so Dr. Martin Ammon, Geschäftsführer von EUPD Research. 2023 werde die Stromlücke bereits nahezu 100 Milliarden Kilowattstunden betragen. Das entspräche fast einem Fünftel des zu diesem Zeitpunkt erwarteten Strombedarfs. Der simulierte Importbedarf an Strom aus dem europäischen Ausland steigt in der Spitze für das Jahr 2023 zeitweise bis auf 30 GW.

Mit der Energiewende in die Stromlücke

„Die Bundesregierung rennt sehenden Auges in eine Stromlücke. Trotz wiederholter und zahlreicher Warnungen aus der Wissenschaft ignoriert sie den wachsenden Strombedarf infolge einer zunehmenden Verstromung der Mobilität und Wärmeversorgung. Deutliche Nachbesserungen am derzeit im Bundestag verhandelten Gesetzesentwurf zum EEG 2021 sind unverzichtbar. Sie sind die letzte Gelegenheit, um eine Laufzeitverlängerung von Kohle- oder Atommeilern zu vermeiden,“ warnt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW). Vor der Bundestagswahl werde es keine weiteren Gesetzesänderungen mehr geben und ein mögliches Gegensteuern in der nächsten Legislaturperiode käme zu spät.

Auch eine Mehrheit des Bundesrates scheint das inzwischen erkannt zu haben. Sie forderte im November den Bundestag auf, die neu installierte Photovoltaik-Leistung von derzeit rd. 4-5 Gigawatt auf 10 Gigawatt im Jahr anzuheben. Eine klare und parteiübergreifende Mehrheit der Ministerpräsidenten sprach sich zudem dafür aus, zahlreiche Marktbarrieren aus dem aktuellen Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2021) zu streichen.

„Geschieht das nicht, so droht nahezu einer halbe Million älterer Solarstromanlagen das vorzeitige Aus, während die Laufzeit von Klimakiller-Kraftwerken um Jahre verlängert werden dürfte. Das stößt nicht nur tausende Klimaschutz-Pioniere vor den Kopf. Dem überwiegenden Teil der Bürgerinnen und Bürger dürfte es ebenso wenig vermittelbar sein, dass die Installation neuer Solardächer noch vor der Bundestagswahl deutlich ausgebremst wird, anstatt diese deutlich zu beschleunigen, wie es klimapolitisch dringend geboten wäre“, so Körnig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...