Die Commerzbank hat sich mit dem Betriebsrat auf einen Stellenabbau geeinigt.
Für den Abbau von 2300 Stellen fallen bis 2024 insgesamt Kosten von 610 Millionen Euro an, wie die Commerzbank am Montag mitteilte. Entsprechende Rückstellungen werde das Geldhaus in der Bilanz für das vierte Quartal 2020 verbuchen. Die Bank dürfte daher für das laufende Jahr einen deutlichen Verlust ausweisen.
Die Commerzbank hatte im Herbst 2019 im Rahmen ihrer Strategie 5.0 einen Stellenabbau angekündigt. Investoren gingen die Pläne jedoch nicht weit genug. Seit Monaten feilt der Konzern daher an zusätzlichen Sparplänen, dem Tausende zusätzliche Jobs zum Opfer fallen dürften.
Manfred Knof tritt kein leichtes Erbe an. Bei der Commerzbank steht nach roten Zahlen im Corona-Jahr 2020 eine Verschärfung des Sparkurses auf der Agenda. Aktionäre und Investoren erwarten rasche Entscheidungen von dem Ex-Deutsche-Bank-Manager, der zum 1. Januar den Vorstandsvorsitz bei der Commerzbank übernimmt.
„Es wird wichtig sein, eine ausgewogene Mischung aus Schnelligkeit, Präzision und qualitätsgesicherter Umsetzung bei der neuen Strategie zu finden», sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann. Er setze darauf, dass der neu zusammengesetzte Vorstand den künftigen Kurs mit den Arbeitnehmervertretern abstimmen werde und „dabei die Belange der Belegschaft immer fest im Blick hat“. Der Gewerkschaftsvertreter, der Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrates ist, betonte: „Personalabbau ohne vorherige tatsächliche Reduzierung der Tätigkeiten und Anforderungen in quantitativer und qualitativer Hinsicht ist für uns nicht vorstellbar.“
Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter, der selbst erst seit Anfang August im Amt ist, hat bereits eine schonungslose Analyse vorgenommen: Bei dem seit der Finanzkrise 2009 teilverstaatlichten Institut gebe es „in Sachen Effizienz und Profitabilität (...) noch Luft nach oben“, befand der einstige Landesbanker kurz nach seinem Antritt bei der Commerzbank. „Es gibt noch viele althergebrachte Strukturen, die den heutigen Anforderungen und der Größe der Bank nicht mehr angemessen sind.“
Während in der gesamten Branche seit Jahren in großem Stil Filialen geschlossen werden, hielt die Commerzbank lange an ihrem dichten Netz fest, feilte vor allem am Zuschnitt der jeweiligen Standorte. Inzwischen ist beschlossen, dass 200 Geschäftsstellen, die wegen der Corona-Pandemie zeitweise geschlossen waren, gar nicht wieder geöffnet werden. Damit macht die Commerzbank jede fünfte ihrer Filialen dicht - und das könnte erst der Anfang sein.
Erwartet werden angesichts fortschreitender Digitalisierung weitere drastische Einschnitte im Filialnetz der Commerzbank. Beantworten muss das Management dabei auch die Frage, welche Rolle die inzwischen komplett übernommene Online-Tochter Comdirect spielen soll. Im Sommer lagen Pläne auf dem Tisch, wonach von ursprünglich 1000 Commerzbank-Filialen gerade einmal 200 übrig bleiben, in denen Kunden sich beraten lassen können. Die Zahl der zuletzt knapp 40 000 Vollzeitstellen bei der Commerzbank könnte um bis zu ein Viertel zusammengestrichen werden.
Doch der Konzernumbau geriet ins Stocken, weil nach einem überraschenden Doppelrücktritt erst die Spitzen von Vorstand und Aufsichtsrat neu besetzt werden mussten. Konzernchef Martin Zielke schmiss nach harscher Kritik von Investoren hin und verlässt die Bank zum Jahresende 2020, der damalige Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann ging bereits Anfang August.
Was die Lage nicht einfacher macht: Der Vorstand wurde auf weiteren Schlüsselpositionen neu besetzt. Das Privatkundengeschäft führt Personalchefin Sabine Schmittroth seit Oktober interimistisch, das Firmenkundengeschäft bekommt zum 1. Januar in Michael Kotzbauer einen neuen Vorstand.
Dass der im Herbst 2019 eingeschlagene Sparkurs verschärft wird, daran ließ das Management zuletzt keinen Zweifel. Von einer „Neuausrichtung der Bank“ sprach Finanzvorständin Bettina Orlopp Anfang November. „Für weitere Einsparungen haben wir die Voraussetzungen geschaffen.“ Orlopp zeigte sich zuversichtlich, „im ersten Quartal Ergebnisse präsentieren zu können“.
Zeit zur Umsetzung der Pläne bekommt der Jurist Knof, der unter beim Versicherungsriesen Allianz die Digitalisierung vorantrieb, bei der Commerzbank reichlich: Der Manager erhielt einen Fünf-Jahres-Vertrag. Absehbar ist: Das Jahr 2021 wird für die Commerzbank ein weiteres Jahr des Umbruchs. Analysten gehen davon aus, dass das Institut erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird.