Deutschland

Spritpreise 2021: Das neue Jahr wird teuer für Autofahrer

Tanken war dieses Jahr ungewöhnlich billig. 2021 wird damit Schluss sein. Der erste Preissprung steht bereits fest - und auch danach stehen die Zeichen eher auf Verteuerung.
30.12.2020 10:28
Lesezeit: 2 min
Spritpreise 2021: Das neue Jahr wird teuer für Autofahrer
Der Schatten einer Zapfpistole ist am 11.11.2015 an einer Tankstelle in Kaufbeuren. (Foto: dpa) Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Das neue Jahr wird teurer für Autofahrer und Autofahrerinnen. Schon in der Nacht zum 1. Januar 2021 werden die Spritpreise aller Voraussicht nach einen kräftigen Sprung machen. Wer noch im alten Jahr tankt, kann sich einige Euro sparen. Doch auch langfristig ist eher nicht mehr damit zu rechnen, dass Sprit wieder so billig wird wie im abgelaufenen Jahr.

Für den erwarteten Preissprung in der Nacht zum 1. Januar sind zwei Effekte verantwortlich: Die Mehrwertsteuer kehrt wieder auf ihr altes Niveau zurück und die neue CO2-Bepreisung verteuert auch Treibstoffe. Zusammen macht das 10 bis 11 Cent pro Liter aus, wie sowohl der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) als auch der ADAC errechnet haben. Wie viel davon letztlich beim Kunden ankomme, entscheide sich aber im Wettbewerb, heißt es vom MWV. Einen großen Ansturm auf die Tankstellen vor der Erhöhung erwartet der ADAC nicht. Dafür sei das Verkehrsaufkommen aktuell zu gering.

So gut sich der Preissprung zum Jahresbeginn beziffern lässt, so schwierig ist die weitere Entwicklung vorherzusagen. Beim ADAC erwartet man tendenziell eine Steigerung. «Aber das muss nicht so kommen», sagt ein Experte des Verkehrsclubs. Die Entwicklung hänge vor allem vom Ölpreis ab. Wie viel gefahren wird - und damit die Nachfrage nach Benzin und Diesel - spiele im Vergleich eine untergeordnete Rolle.

Der MWV betont, dass die Spritpreise nicht direkt am Ölpreis hängen und von verschiedenen Faktoren abhängen. Die Einkaufspreise für die Tankstellen entstünden an einem eigenen Markt und könnten durchaus von der Entwicklung der Ölpreise abweichen.

Doch wie werden sich die Ölpreise entwickeln? Experten erwarten, dass sie von der Aussicht auf eine schnelle Einführung wirksamer Corona-Impfstoffe gestützt werden. In seltener Einmütigkeit erwarten Ökonomen eine starke Konjunkturerholung. Einige sprechen bereits von einem «Nach-Corona-Boom». Zudem dürfte auch die starke Konjunkturerholung in Asien für eine stärkere Nachfrage nach Rohöl und Auftrieb bei den Weltmarktpreisen sorgen.

Schon kurz vor dem Jahresende hatte ein neues Konjunkturpaket in den USA die Ölpreise beflügelt. Im Dezember lag der Preis für das in Europa wichtige Nordseeöl der Sorte Brent zeitweise wieder über 50 Euro und damit so hoch wie seit März nicht mehr. Der starken Erholung im Herbst war allerdings ein historischer Absturz der Ölpreise vorangegangen. Im April war der Preis für Rohöl aus den USA wegen der Corona-Krise und einem Preiskrieg führender Ölstaaten sogar zeitweise in den negativen Bereich gefallen.

2021 könnte es nun vor allem in der zweiten Jahreshälfte nach oben gehen. «Die wirtschaftliche Erholung wird die Energienachfrage anschieben», versicherte Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank. In den Wintermonaten werde Corona aber noch weiterhin «Bremsspuren» hinterlassen, lautet die Einschätzung der Commerzbank-Expertin Lambrecht.

Generell wurden die Experten vom Ausmaß der zweiten Corona-Welle überrascht. Unter anderem hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) kurz vor dem Jahresende ihre Prognose für das erste Quartal 2021 gesenkt. Auch die Internationale Energieagentur (IEA) setzte bei der Nachfrageprognose für 2021 den Rotstift an.

«Der Markt bleibt fragil», schreiben die IEA-Experten und nennen als Begründung die wirtschaftlichen Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Allerdings haben führende Förderstaaten bereits auf die Folgen der zweiten Corona-Welle reagiert. So hatten die in dem Verbund Opec+ zusammengefassten Ölstaaten im Dezember beschlossen, die Fördermenge ab Januar nur um 500.000 Barrel pro Tag zu erhöhen und nicht wie zunächst angepeilt um etwa zwei Millionen Barrel.

Wie auch immer der Ölpreis sich 2021 entwickelt: Mögliche Kapriolen werden sich nur gedämpft in den Spritpreisen wiederfinden. So ist die Mineralölsteuer, die bei Superbenzin 64,5 Cent pro Liter ausmacht, konstant. Die reinen Kosten für die Produktbeschaffung machen nach Zahlen des MWV typischerweise nur einen Bruchteil des Preises an der Zapfsäule aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Generation Z: Warum junge Beschäftigte unter Druck stehen
16.07.2025

Die Generation Z leidet besonders unter psychischen Belastungen im Job. Das hat nicht nur mit Corona zu tun, sondern auch mit verhärteten...

DWN
Technologie
Technologie Oracle-Investition: Zwei Milliarden Dollar für deutsche Cloud-Infrastruktur
16.07.2025

Die Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Anwendungen explodiert – und Oracle reagiert. Der US-Konzern investiert zwei Milliarden Dollar...

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...