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Die bittere Wahrheit über Südafrika: Schwarze und Weiße wollen nicht zusammenleben

Lesezeit: 3 min
06.01.2021 12:41  Aktualisiert: 06.01.2021 12:41
In Südafrika ist es nicht möglich, eine farbenblinde Gesellschaft zu schaffen. Die kolonialen Wurzeln und eine informelle Apartheid sind allgegenwärtig. Übelster Rassismus und Gegen-Rassismus dominieren das Alltagsleben.
Die bittere Wahrheit über Südafrika: Schwarze und Weiße wollen nicht zusammenleben
Schüler der Northcliff High School lernen am 26.01.2017 in Johannesburg, Südafrika. (Foto: dpa)

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In Südafrika besteht die Gefahr, dass der Rassismus von Schwarz gegen Weiß und andersherum an Überhand gewinnt. Internationale Studien beschäftigen sich mit dem Problem des sogenannten „Reverse-Racism“. Dabei geht es um rassistische Praktiken gegen Weiße, seitdem sich die Machtverhältnisse – zumindest die politischen – in Südafrika verändert haben. Denn Rassismus ist immer auch an eine Machtposition geknüpft.

Für einen Großteil des 20. Jahrhunderts in Südafrika bedeutete Weiß zu sein, ein allgegenwärtiges Privileg zu genießen. Während Kolonialkriege des 19. Jahrhunderts, Landenteignung und die Anfänge eines rassendifferenzierten Arbeitssystems einer beträchtlichen Anzahl weißer Menschen umfangreiche materielle und politische Vorteile gegenüber anderen Menschen im Land verschafften, gab es im frühen 20. Jahrhundert auch eine beträchtliche Anzahl weißer Menschen mit wenig Material-Ressourcen.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Figur des armen Weißen als ein Problem betrachtet, das durch die Wohlfahrt erforscht, dokumentiert, fotografiert und emporgehoben werden musste. Die armen Weißen waren im Verlauf der Apartheid das Ziel staatlicher Disziplinar-Maßnahmen, weil sie sich mit Schwarzen vermischten. In den Slums von Johannesburg oder in landwirtschaftlichen Gebieten wie Middelburg machten sich die weißen Behörden Sorgen um die „Zerstörung der weißen Rasse“. Es wurde das Schimpfwort des „weißen Niggers“ geprägt. Doch die Behörden gingen dazu über, die Lebensbedingungen dieser armen Weißen zu verbessern und sie wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu machen, was zwangsläufig dazu führte, dass sie sich künftig nicht mehr mit der armen schwarzen Bevölkerung vermischten. Das war während der Apartheid reinste Rassenpolitik.

Nach der Apartheid argumentierten viele Weiße, die staatlich nicht mehr privilegiert und bevorteilt werden sollten, dass es einen Rassismus gegen Weiße gebe. Aus einem Papier der Stellenbosch University geht hervor, dass diesem Empfinden in den meisten Fälle eine Selbst-Viktimisierung zugrunde liegen würde. Denn Weiße seien nachweislich immer noch ökonomisch besser gestellt als Schwarze.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass in Südafrika die offizielle Apartheid abgeschafft wurde, doch die Gesellschaft wird von einer informellen Apartheid dominiert, die weitgehend auf Gegenseitigkeit beruht. „1994 begann in Südafrika mit dem Ende der Apartheid eine neue politische Zeitrechnung. Die Verfassung gilt als eine der fortschrittlichsten weltweit, auf dem Kontinent gilt das Land als Hoffnungsträger. Allerdings orientieren sich Wohlstand und Reichtum teils immer noch stark entlang ethnischer Zugehörigkeit. Das heizt die politische Stimmung auf und führt regelmäßig zu Rassismus-Skandalen im Vielvölkerstaat. Schwarz und Weiß werden gleichermaßen Opfer wie Inder oder sogenannte ,Coloureds‘. Für Aufsehen sorgte (…) Ausnahmekünstler Ayanda Mabulu. In der Vergangenheit ließ der 37-Jährige in seinen Bildern Nelson Mandela die Hand zum Hitlergruß heben und porträtierte Ex-Präsident Jacob Zuma als Vergewaltiger. Nun schockierte er mit einer Kunstinstallation vor der Johannesburger Börse: Nazi-Flaggen und Schweineschädel mit Geldscheinen in der Schnauze. ,Jeder weiße Rassist ist so dreckig wie dieses Schwein‘, erklärte Mabulu. Die Inszenierung endete für ihn in der Arrestzelle“, so „Domradio.de“.

In Südafrika bilden sich wieder Wohngebiete heraus, in denen nur Weiße leben dürfen, berichtet der Guardian. Diese Wohngebiete werden als kulturelle Projekte getarnt. Während Rassismus gegen Schwarze sicherlich eine Rolle spielt, geht es aber in erster Linie um Sicherheit. Die Einwohner dieser Gebiete sagen, dass man sich in diesen Vierteln frei und sicher bewegen könne – zumindest als Weißer.

Südafrika ist heute eines der korruptesten Länder der Erde. Drei Viertel der Südafrikaner sagten, dass die Korruption innerhalb der letzten beiden Jahre zugenommen habe, so das 2013 Global Corruption Barometer von Transparency International. 65 Prozent sagten, die Korruption im Land sei ein „ernstes Problem“.

83 Prozent sagen, dass die südafrikanische Polizei korrupt oder extrem korrupt ist. 77 Prozent sagten, dass die politischen Parteien korrupt oder extrem korrupt sind. Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hatte innerhalb der letzten 12 Monate ein Schmiergeld gezahlt.

Mehr als ein Drittel der Männer in Johannesburg sagte im Jahr 2010, dass sie schon einmal eine Frau vergewaltigt haben, berichtet die Huffington Post. 7 Prozent der Männer haben sich schon mindestens einmal an einer Gruppenvergewaltigung beteiligt.

Die Lebenserwartung in Südafrika ist heute mit weniger als 50 Jahren die zweitniedrigste der Welt, so die CIA. In Zeiten der Apartheid war die Lebenserwartung auf 64 Jahre angestiegen.

Der Grund für diese katastrophale Bilanz liegt in der Ideologie, der die Mandela-Kombattanten anhingen: Sie waren knallharte Kommunisten, die Privateigentum ablehnten und versuchten, ihre eigene Funktionärs-Clique in Stellung zu bringen.

Bei seiner Festnahme im Jahr 1962 war Mandela Mitglied im Zentralkomitee der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP), sagt der heutige stellvertretende SACP-Generalsekretär Solly Mapaila: „Für uns südafrikanische Kommunisten, wird Genosse Mandela für immer den monumentalen Beitrag der SACP in unserem Befreiungskampf symbolisieren“, zitiert ihn BusinessDay.

Mit der Machtübernahme durch den Afrikanischen Nationalkongress (ANC) wurde die Wirtschaftspolitik des Landes auf den Kopf gestellt. Die Bauern und zahlreiche Unternehmen wurden von der neuen Führung enteignet. Mehr als eine Million Weiße verließen das Land.

Das Handelsblatt führt aus, dass der Traum einer farbenblinden Gesellschaft in Südafrika offenbar ausgeträumt ist.


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