Technologie

Was den Februar dieses Jahr so perfekt macht

Ein Blick in den Kalender dürfte für Ästheten ein Hochgenuss sein: Im Jahr 2021 zeigt sich der Februar in purem Ebenmaß. Was daran so besonders ist.
03.02.2021 13:04
Aktualisiert: 03.02.2021 13:04
Lesezeit: 2 min
Was den Februar dieses Jahr so perfekt macht
Das aktuelle Kalenderblatt zum Februar. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Kein Tag zu viel, keiner zu wenig: 2021 ist der Februar an Vollkommenheit nicht zu überbieten. Die vier Kalenderwochen passen wie angegossen. Los geht's an einem Montag, Schluss ist an einem Sonntag. Dieses Szenario ist zwar nicht superselten, doch ein paar Jahre muss sich der kürzeste der zwölf Monate dennoch immer gedulden.

«Können wir uns einen Moment Zeit nehmen, um zu würdigen, wie perfekt rechteckig der Februar dieses Jahr ist?», fragte der Tech-Riese Microsoft jüngst - und zeigte auf Twitter eine Abbildung des hauseigenen Outlook-Kalenders mit den völlig symmetrisch aufgeteilten 28 Tagen. Der Monat in wohlgeformtem Gleichmaß. Die Kollegen Januar, März, April und Co. kriegen das mit ihren 30 und 31 Tagen nie hin.

Doch diese Ästhetik können 2021 nur diejenigen bewundern, die ihre Wochen tatsächlich mit dem Montag starten lassen - so wie es die internationale Iso-Norm 8601 festlegt.

Anders sieht es zum Beispiel auf kanadischen oder US-Kalendern aus, dort ist häufig Wochenbeginn am Sonntag. Genauso in der christlichen und jüdischen Tradition - zu erkennen etwa an den griechischen und hebräischen Bezeichnungen des Montags als «der Zweite». Für kalendarische Sonntagsfahrer steht erst 2026 wieder ein perfekter Februar an.

Diese charmante Harmonie stellt sich übrigens gar nicht so selten ein. Zuletzt gab es 2010 einen Februar, der von einem Montag an genau in vier ganze Wochen passte. Der nächste kommt 2027. Die Abstände sind in der Regel sechs oder elf, seltener auch zwölf Jahre.

Ausgenommen sind natürlich die Schaltjahre, die mit seltenen Abweichungen alle vier Jahre einen 29. Februar bescheren. Schon im Alten Rom führte Herrscher Julius Caesar mit seiner Kalenderreform den 366. Tag ein, um den Jahreslauf dem Sonnenstand anzugleichen. Der Grund: Die Erde umrundet nicht in exakt 365 Tagen die Sonne, sondern in 365 Tagen, fünf Stunden und fast 49 Minuten. Das Jahr lässt sich nicht so leicht in ein Kalender-Korsett zwingen wie der Februar.

In den 1920ern wiederum wollte Moses Cotsworth endlich passend machen, was eigentlich nicht passt: Er hat sich ausgemalt, wie es wäre, wenn jeder Monat montags beginne und sonntags ende. Der Mitarbeiter einer Bahngesellschaft entwarf einen Kalender mit 13 perfekten Monaten und jeweils genau 28 Tagen. Sein Ziel war eine Vereinfachung logistischer Prozesse.

Der zusätzliche Monat «Sol» sollte seiner Ansicht nach zwischen Juni und Juli platziert werden. Weil 13 mal 28 erst 364 statt 365 Tage ergibt, wollte der Brite einen Extra-Tag am Jahresende einfügen, diesen aber weder einem Monat noch einem Wochentag zuordnen. In Schaltjahren sollte es noch einen weiteren Tag im Sommer geben.

Durchsetzen konnte sich Cotsworths Idee freilich nicht, sie verschwand in den 1930ern wieder aus dem Blick. Allerdings arbeitete etwa Foto-Pionier Kodak noch sage und schreibe bis 1989 mit dem 13-Monats-Kalender, wie etwa die BBC und Bloomberg berichten.

Somit bleibt der Februar der einzige Monat, dem das diesjährige Symmetrie-Kunststück gelingt. Sein Name stammt von den «februa», den römischen Reinigungsopfern am Ende des Winters zu Ehren der Göttin Juno, wie etwa der antike Dichter Ovid in seinen «Fasti» schreibt. Jede Sünde und alles Übel sollten mit den Ritualen beseitigt werden.

Seelenheil dürften diesmal gerade Ordnungsfanatiker und Ästheten beim Blick auf den Kalender empfinden. «Wow, das ist sexy», heißt in sozialen Medien über den Februar 2021. Oder auch: «so befriedigend». Jetzt muss der Monat nur noch halten, was sein Auftritt verspricht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...