Deutschland

Historischer Einbruch bei Neuwagenabsatz, Automarkt in Deutschland droht schwächstes Jahr seit der Wiedervereinigung

Der deutsche Automarkt ist im Januar völlig eingebrochen - solch schlechten Zahlen hat es in den vergangenen 30 Jahren nicht gegeben.
11.02.2021 13:00
Lesezeit: 2 min

Historischer Einbruch in Deutschland

Der deutsche Pkw-Markt ist im Januar völlig eingebrochen. Gerade einmal 170.000 Neuwagen wurden verkauft – das entspricht einem Rückgang von 76.000 Einheiten beziehungsweise fast einem Drittel (31 Prozent) im Vergleich zum Januar 2020, in dem 246.000 Einheiten abgesetzt wurden.

Die Januar-Absatzzahlen erreichten damit ein historisches Tief – noch nie nach der Wiedervereinigung wurden im ersten Monat des Jahres so wenig neue Pkw verkauft wie in diesem Jahr. Der bisherige Tiefststand war mit 181.000 Einheiten im Januar 2010 erreicht worden (also immerhin noch 6,5 Prozent mehr als im Januar dieses Jahres). Der bisherige Höchststand beträgt 329.000 Einheiten – erreicht im Januar 1992, was fast dem Doppelten (193,5 Prozent) des diesjährigen Januars entspricht.

Historischer Einbruch in Europa

Auch in den meisten anderen relevanten westeuropäischen Ländern gab es bei den Absatzzahlen schwere Einbrüche. Insgesamt wurden 763.000 Neuwagen verkauft – ein Minus von 25,5 Prozent im Vergleich zum Januar 2020. Der Rückgang in Deutschland fiel mit – wie gesagt – 31 Prozent überdurchschnittlich aus. Am drastischsten war der Einbruch in Spanien mit 51,5 Prozent, gefolgt von Dänemark (minus 45 Prozent), Großbritannien (minus 39,5 Prozent), Österreich (minus 38,3 Prozent) sowie Portugal (minus 30,5 Prozent). Überraschend gering fiel der Rückgang in den beiden Südländern Frankreich (minus 5,8 Prozent) sowie Italien (minus 14 Prozent) aus. Ein Plus verzeichneten nur drei Länder, allesamt zu Skandinavien gehörend: Island (4,7 Prozent), Norwegen (7,7 Prozent) und Schweden (stolze 22,5 Prozent). Was die reiche Schweiz angeht: Hier betrug der Rückgang 19,5 Prozent.

Genau wie in Deutschland erreichte der Neuwagenverkauf in Europa in diesem Januar mit seinen – wie gesagt – 763.000 Einheiten ein historisches Tief für die Jahre seit 1990. Der bisherige Tiefststand aus dem Januar 2013 mit 858.000 Neuwagen wurde damit um 95.000 Autos beziehungsweise 11,1 Prozent unterboten. Der bisherige Höchststand wurde im Januar 1990 mit 1.339.000 verkauften Pkw erreicht, was 175 Prozent des diesjährigen Ergebnisses entspricht.

Firmenwagen und Mietautos deutlich im Minus

Schlecht für die Autobauer wirkt sich auch der Umstand aus, dass sich sowohl der Firmenwagen-Markt als auch das Geschäft mit den Autovermietern in den sogenannten Big Five (Große Fünf), also den mit Abstand fünf größten westeuropäischen Automärkten – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien – negativ entwickelte. In einer Reihe dieser Einzelmärkte betrug der Einbruch in eine paar Segmenten sogar 70 Prozent. Nach einer Analyse des „CAR Center Automotive Research“ in Duisburg dürften sowohl auf dem Firmenwagen-Markt als auch beim Geschäft mit den Autovermietern „in den nächsten sechs Monaten kaum Zuwächse zu verzeichnen“ sein. Und weiter: „Auch diese Entwicklung deutet an, dass 2021 ein sehr schweres Autojahr in Westeuropa wird.“

Ein "rabenschwarzes" Jahr

CAR-Gründer Ferdinand Dudenhöffer zieht folgendes Fazit: „Natürlich definiert ein Einzelmonat (der Januar 2021 – Anm. d. Red.) noch lange nicht das Jahresergebnis, aber eines dürfte feststehen, die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Automärkte in West-Europa kann man abhaken. In den nächsten Monaten bleibt Corona das dominierende Thema. Hinzu kommen immer höhere Haushaltsdefizite, die neue Konjunktur-Programme für die Autoindustrie in allen westeuropäischen Ländern ausschließen. Damit dürfte der Automarkt in West-Europa im Jahr 2021 mit viel Fortune auf einen Absatz von 11,5 Millionen kommen, weniger ist durchaus möglich.“

Auf Europa warte ein „rabenschwarzes“ Autojahr; das zweitschlechteste oder vielleicht sogar schlechteste der letzten 30 Jahre. Alle früheren Prognosen – etwa die des Sachverständigenrats (die sogenannten „Wirtschaftsweisen – Anm. d. Red.) mit ihrer Annahme einer V-förmig verlaufenden Konjunktur (also dem Hoch vor Corona, dem Absturz während Corona und einer raschen, steilen Erholung nach Corona) – seien Makulatur. Dudenhöffer: „Es wird ein langer Weg zurück in die wirtschaftliche Normalität.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Koalition verspricht sanierte Straßen und stabile Beiträge
12.12.2025

Im neuen Jahr sollen Millionen Menschen spürbar von Reformen profitieren. Bundeskanzler Merz und Vizekanzler Klingbeil versprechen...

DWN
Politik
Politik Wendet sich Brüssel vom Verbrenner-Aus ab, um die Industrie zu schützen?
12.12.2025

Das geplante Verbrenner-Aus stellt Europas Autobranche vor eine Zerreißprobe. Während der Absatz von Elektroautos in vielen EU-Ländern...

DWN
Politik
Politik Rutte warnt in Berlin: Russland sieht Europa als nächstes Ziel
11.12.2025

Bundeskanzler Merz und Nato-Generalsekretär Rutte haben in Berlin Alarm geschlagen. Russland ziele nicht nur auf die Ukraine, sondern...

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...