Seit Jahresbeginn verzeichnet der europäische Markt eine Flut von erfolgreichen Börsengängen von Unternehmen aus dem Technologie- und Onlinesektor. Dazu haben auch die verlängerten Corona-Lockdowns beigetragen, welche den digitalen Unternehmen in den Augen der Investoren zusätzliche Attraktivität verliehen haben. Es war der beste Jahresbeginn für Börsengänge in Europa seit fünf Jahren.
Unternehmen, die an europäischen Börsen notiert sind, darunter auch die Londoner Börse, haben vom 1. Januar bis zum 11. Februar insgesamt 8,4 Milliarden Euro an Eigenkapital in 16 Transaktionen verkauft, wie die Daten des Datendienstleisters Refinitiv zeigen. Diese Zahl umfasst sowohl neu eingenommene Mittel als auch Anteilsverkäufe durch die Eigentümer.
Dies war sowohl die größte Summe an verkauftem Eigenkapital als auch die größte Anzahl von Börsengängen im Vergleichszeitraum seit dem Jahr 2015. Zudem findet sich in den Daten von Refinitiv, die bis ins Jahr 1998 zurückreichen, mit 2015 nur ein einziges Jahr, das eine höhere Summe an verkauftem Eigenkapital aufweist.
Etwa 70 Prozent des seit Jahresbeginn an den europäischen Börsen verkauften Eigenkapitals entfielen auf Unternehmen, die von der durch Corona bedingten Verlagerung von Unternehmen und Verbrauchern ins Internet profitiert haben, darunter der britische Grußkartenhändler Moonpig und der polnische Paketdienstleister InPost.
"Wir haben als Folge von Covid einige tektonische Verschiebungen in der E-Commerce-Landschaft erlebt. Dinge, von denen wir dachten, dass sie fünf Jahre dauern würden, haben fünf Monate gedauert", zitiert die Financial Times James Fleming, den globalen Co-Leiter Aktienmärkte bei der New Yorker Großbank Citigroup. Infolgedessen habe es eine signifikante Neubewertung von Tech-Unternehmen gegeben.
Die Flut der Börsengänge zeigt, wie die Gewinner der Lockdowns von der gestiegenen Nachfrage der Investoren und der Erholung der Bewertungen auf den globalen Märkten profitieren. Auch die US-Börsengänge sind seit Jahresbeginn in die Höhe geschnellt und erzielten in diesem Zeitraum einen Rekordwert von 22,6 Milliarden Dollar.
Unter den Börsengängen finden sich neben den bereits erwähnten Unternehmen Moonpig und InPost auch der Berliner Online-Autohändler Auto1 und das Warschauer Unternehmen für Handyspiele Huuuge. Dies zeigt die digitalen und wachstumsorientierten Qualitäten der europäischen Aktienmärkte, die normalerweise im Schatten der großen Technologieunternehmen an der Wall Street stehen.
"Europa hatte in den letzten Jahren [im Vergleich zu] den USA einen Mangel an diesen Techunternehmen", zitiert die Financial Times Barry Meyers, den Leiter der britischen Aktienkapitalmärkte bei JPMorgan. Die Nachfrage übersteige die Anzahl der Unternehmen, die für einen Börsengang in der Region bereit sind. Die Menge der Aktienemissionen ist 26-mal so hoch wie im gleichen Zeitraum des letzten Jahres.
London hat trotz Brexit seine führende Position mit vier Börsengängen an der Hauptbörse und zwei Börsengängen an der London Aim behalten. Das polnische Unternehmen InPost ging jedoch bemerkenswerter in Amsterdam an die Börse und bezeichnete den Handelsplatz als eine "bevorzugte" Option für die Technologieunternehmen der Region.
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Verteilung der 16 Börsengänge seit Jahresbeginn auf Europas Börsen:
- London - 4 Börsengänge
- Oslo - 3
- London Aim - 2
- Euronext Paris - 2
- Euronext Amsterdam - 1
- Frankfurt - 1
- Warschau - 1
- First North Stockholm - 1
- MAC Alternative Market - 1
Einige der größten Deals in Europa haben auch sogenannte Cornerstone-Investoren einbezogen, die sich im Voraus bereit erklären, einen bestimmten Wert an Aktien zu kaufen. Diese in Asien beliebte Praxis kommt dem Unternehmen zugute, da es einen garantierten Käufer hat, und hilft dem Investor, indem er den Umfang seiner Beteiligung festlegt.
"Investoren werden immer offener dafür, ein Cornerstone zu sein und mit Underwritern zusammenzuarbeiten, um ein erfolgreiches Ergebnis zu erzielen", sagt Fleming. Traditionell erhalten Investoren nicht immer die vollen Anteile, die sie wünschen, insbesondere bei Börsengängen, bei denen Fondsmanager miteinander um die Zuteilung von Aktien konkurrieren.
So waren zum Beispiel bei den jüngsten Börsennotierungen des britischen Grußkartenhändlers Moonpig und der englischen Schuhmarke Dr. Martens in London sowohl BlackRock, der größte Fondsmanager der Welt, als auch die in San Francisco ansässige Investmentfirma Dragoneer als Hauptinvestoren beteiligt.