Finanzen

EZB bemängelt Sanierungspläne der Banken

Die EZB-Bankenaufsicht hat vor dem Hintergrund der Corona-Krise Schwachstellen in den Sanierungsplänen der von ihr überwachten Geldhäuser ausgemacht.
17.02.2021 13:28
Lesezeit: 2 min
EZB bemängelt Sanierungspläne der Banken
EZB-Präsidentin Christine Lagarde. (Foto: dpa) Foto: Alessandro Della Valle

Die EZB-Bankenaufsicht hat vor dem Hintergrund der Corona-Krise Schwachstellen in den Sanierungsplänen der von ihr überwachten Geldhäuser ausgemacht. Institute müssten mögliche finanzielle Folgen von außergewöhnlichen Krisen wie der Virus-Pandemie angemessen adressieren, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch in einem Newsletter zur Bankenaufsicht mit. Die jüngste Begutachtung der Bankenpläne habe gezeigt, dass hier Verbesserungen nötig seien. Dabei seien die im Jahr 2019 eingereichten Sanierungspläne der Kreditinstitute herangezogen worden.

Pandemie-bedingte Stresssituationen könnten die Fähigkeit der Banken erheblich schmälern, sich rasch wieder zu erholen, erklärten die Aufseher. In solchen systemweiten Extremsituationen seien Banken deutlich weniger in der Lage, ihr Kapital wieder zu stärken. Auch die Fähigkeit wieder eine angemessene Liquiditätsausstattung sicherzustellen werde stark beeinträchtigt, wenn auch nicht ganz so stark wie bei der Kapitalausstattung. Zudem kamen die Kontrolleure zu dem Schluss, dass einige Indikatoren, mit denen Banken ihre finanzielle Lage messen, in solchen Stressituationen nicht schnell genug ausschlagen.

Die von der EZB beaufsichtigten Institute müssen den Kontrolleuren ihre Sanierungspläne jährlich zur Begutachtung vorlegen. Die Aufseher kündigten an, bei der Überprüfung in diesem Jahr besonders auf die erwähnten Punkte zu achten. Die Ergebnisse sollen im zweiten Quartal veröffentlicht werden.

Sparkassen-Kunden müssen sich auf steigende Gebühren einstellen. Denn wie in weiten Teilen Deutschlands versuchen auch die Institute in Westfalen-Lippe und im Osten, den wegen der Niedrigzinsen sinkenden Zinsüberschuss in anderen Bereichen auszugleichen. So hätten einige Sparkassen im vergangenen Jahr ihre Girokonten verteuert, sagte Vizepräsident Jürgen Wannhoff vom Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) am Dienstag. "Ich rechne fest damit, dass auch in den nächsten Monaten Preisanpassungen erfolgen werden." Beim Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) erwartet man ebenfalls, dass die Kunden für Leistungen künftig mehr bezahlen müssen. "Ich kann das nicht ausschließen", sagte OSV-Geschäftsführer Wolfgang Zender. Der Spielraum für höhere Preise sei aber - etwa im Gesamtmarkt und im europäischen Vergleich - moderat.

Den Geldhäusern macht die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu schaffen. Denn ihr größter Ertragsbringer, der Zinsüberschuss, sinkt seit längerem. Hier müssten sich die Sparkassen unabhängiger machen, indem sie etwa das Provisionsgeschäft steigerten, sagte Wannhoff. Dies reiche aber bei den rund 45 Ost-Instituten bei weitem nicht aus, um die Einbrüche auf der Zinsseite auszugleichen, sagte OSV-Manager Zender. "Der Zinsüberschuss bröckelt und bröckelt."

Dies drückte auch im Corona-Jahr 2020 den Gewinn. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank bei den 57 westfälischen Sparkassen um 1,1 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro sowie bei den Instituten aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern um 3,5 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro und damit das dritte Jahr in Folge. Seit 2018 hätten die Ost-Sparkassen rund 166 Millionen Euro Gewinn eingebüßt, sagte OSV-Präsident Michael Ermrich. Mit ähnlich viel Geld hätten die Institute in den vergangenen rund dreieinhalb Jahren Kultur, Sport, soziale Projekte und Bildung unterstützt. Der Gewinn dürfte auch 2021 sinken, sagte Zender.

In Westfalen-Lippe und im Osten verzeichneten die Institute im vorigen Jahr jeweils Rekorde bei Krediten und Einlagen. "Die Sparkassen wurden geradezu mit Ersparnissen geflutet", sagte OSV-Manager Zender. Was in normalen Zeiten kostengünstige Liquidität bedeute, führe aber seit sechs Jahren wegen der Niedrigzinsen zu Extra-Belastungen. "Unseren Sparkassen fehlen Möglichkeiten, diese Gelder zu investieren beziehungsweise zinsbringend anzulegen", sagte OSV-Präsident Ermrich. Die Politik der EZB gefährde letztlich das Geschäftsmodell der Sparkassen. Die Banken verhängen auch zunehmend Minus- oder Strafzinsen, die sie freilich verharmlost "Verwahrentgelte" nennen. "Wir müssen uns zur Wehr setzen", sagte Zender vor allem mit Blick auf Neukunden, die hohe Einlagen in Sparkassen tragen.

SVWL-Präsidentin Liane Buchholz setzt derweil auf mehr Tempo bei Zusammenschlüssen und Fusionen im öffentlichem Bankensektor. "Corona hat wie ein Brennglas den Kostendruck deutlich gemacht." Buchholz forderte mehr Geschwindigkeit zur Schaffung eines Zentralinstituts - aber auch bei der Konsolidierung der Versicherer, der Landesbausparkassen sowie kleinerer Dienstleister, die unter dem Sparkassen-Logo mit dem roten "S" arbeiteten. "Wir brauchen für das Spitzeninstitut eine ganz klare strategische Ausrichtung", sagte Buchholz. Die Sparkassen hatten im März 2020 die Fusionsgespräche zwischen der Landesbank Hessen-Thüringen(Helaba) und der Fondsgesellschaft Deka auf Eis gelegt. Zur Begründung verwies der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, damals auf die Corona-Krise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...