Wirtschaft

Kältewelle legt Amerikas Öl-Industrie lahm, Weltmarktpreise steigen deutlich an

Große Teile der amerikanischen Öl- und Gasindustrie wurden infolge einer massiven Kältewelle und großflächiger Stromausfälle lahmgelegt. Die Ausfälle wirken sich bereits an den Weltmärkten aus. Zugleich spitzt sich die Situation in den vom Blackout betroffenen Gebieten zu.
18.02.2021 10:49
Aktualisiert: 18.02.2021 10:49
Lesezeit: 3 min

Die texanische Öl-Industrie hat etwa die Hälfte ihrer Produktionskapazitäten infolge der seit Tagen anhaltenden Kältewelle und der damit einhergehenden großflächigen Stromausfälle verloren. Da der Bundesstaat mit Abstand der wichtigste Energieproduzent des Landes ist, wirken sich die Ausfälle bereits auf den Weltmärkten aus, berichtet die Financial Times.

Darüber hinaus sei auch die Gasindustrie in Texas sowie im angrenzenden Bundesstaat Oklahoma in weiten Teilen zusammengebrochen – mit der Folge, dass die landesweiten Förderkapazitäten der USA insgesamt um etwa 20 Prozent zurückgegangen sind. Auch hier wird erwartet, dass sich die Ausfälle bald in Preissteigerungen auf den Weltmärkten auswirken werden, weil die USA nach Katar und Australien beispielsweise der größte Produzent von Flüssiggas (LNG) sind.

Die Weltmarktpreise für die amerikanische Leitsorte West Texas Intermediate (WTI) liegen derzeit bei rund 61 US-Dollar pro Barrel (Faß zu 159 Litern) und haben damit den höchsten Stand seit Januar des vergangenen Jahres erreicht. Auch die Sorte Brent liegt derzeit mit rund 65 Dollar je Barrel auf dem höchsten Stand seit Januar 2020.

Seit Tagen belastet ein ungewöhnlich starker Kälteeinbruch in Teilen der USA die Ölförderung, den Transport und die Weiterverarbeitung von Rohöl in der größten Volkswirtschaft der Welt. Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass bis zu 40 Prozent der gesamten amerikanischen Ölproduktion betroffen seien, berichtet die dpa.

Nach neuesten Schätzungen wird der Ausfall der US-Ölproduktion mittlerweile mit mehr als vier Millionen Barrel pro Tag beziffert. Zusätzlich gestützt wurden die Ölpreise auch durch die jüngste Entwicklung der Ölreserven in den USA. Wie am Mittwochabend bekannt wurde, hat der Interessenverband American Petroleum Institute (API) in der vergangenen Woche einen Rückgang der amerikanischen Lagerbestände an Rohöl um fast sechs Millionen Barrel verzeichnet. Fallende Ölreserven stützen in der Regel die Ölpreise. Am Nachmittag werden die offiziellen Daten der US-Regierung zur Entwicklung der Ölreserven erwartet, die für neue Impulse am Ölmarkt sorgen könnten.

3 Millionen Texaner vierten Tag in Folge ohne Strom

Inzwischen nimmt die Situation in Texas viert Tage nach dem Beginn großflächiger Stromausfälle – ausgelöst durch eingefrorene Windräder – katastrophale Ausmaße an. Millionen Menschen müssen weiter bei eisigen Temperaturen ohne Strom ausharren. In der zweiten Nacht in Folge war Texas mit rund drei Millionen Haushalten der am stärksten betroffene Bundesstaat, wie aus Daten der Webseite poweroutage.us am Mittwochmorgen (MEZ) hervorging. Das ungewöhnlich kalte Winterwetter hatte im Süden und Osten des Landes zu Überlastungen des Stromnetzes geführt. Die Washington Post berichtete, seit Sonntag seien mindestens 14 Menschen im Zusammenhang mit dem Unwetter ums Leben gekommen.

Das Weiße Haus teilte mit, US-Präsident Joe Biden habe mit den Gouverneuren der betroffenen südlichen Staaten wie Texas, Louisiana und Kentucky über das „extreme Winterwetter“ gesprochen. Die Regierung werde alle verfügbaren Ressourcen einsetzen, um den Menschen zu helfen, „diesen historischen Sturm“ zu überstehen. Der Gouverneur von Texas, der Republikaner Greg Abbott, forderte eine Untersuchung zu den Ursachen für die Stromausfälle.

Um sich trotz der Stromausfälle bei der Eiseskälte warm zu halten, greifen Bewohner vielerorts zu ungewöhnlichen Methoden - teils mit gefährlichen Auswirkungen. So starben in der texanischen Stadt Houston eine Frau und ein Mädchen an einer Kohlenmonoxidvergiftung: Nach Angaben der Polizei hatten sie den Motor eines Autos in einer am Haus angeschlossenen Garage laufen lassen, um Wärme zu erzeugen.

Allein im bevölkerungsreichsten Bezirk von Texas, Harris County, seien seit Montag mehr als 300 Fälle von Kohlenmonoxidvergiftungen gemeldet worden, berichtete der Houston Chronicle. Die Gesundheitsbehörde des südlichen Bundesstaates warnte davor, elektrische Generatoren, Grillgeräte, Campingkocher und andere für den Außenbetrieb vorgesehene Geräte zu diesem Zweck im Haus zu benutzen.

Kunden sollten sich darauf einstellen, dass die Versorgung möglicherweise über Dienstagabend hinaus unterbrochen sein könnte, teilte das Elektrizitätswerk in der Stadt Austin auf Twitter mit. Kontrollierte Unterbrechungen der Stromversorgung seien derzeit die „Ultima Ratio“, um die Zuverlässigkeit des gesamten Stromnetzes zu erhalten, erklärte der Stromnetzbetreiber Southwest Power Pool, der für 14 Bundesstaaten zuständig ist.

Nach Räumungsarbeiten öffnete der Flughafen in Houston nach eigenen Angaben am Dienstagabend seine Hauptlandebahn. Allein in Houston und Dallas fielen am selben Tag Hunderte Flüge aus. In Austin sollte der Flugbetrieb ab Mittwochmittag wieder aufgenommen werden. Aus Wettersicht gab es zunächst keine Entwarnung: Ein weiterer Wintersturm soll nach Behördenangaben bis Donnerstag erneut schwere Schneefälle und Eis in die Region bringen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...