Deutschland

Immunologe: Merkel soll sich live im Fernsehen impfen lassen

Angesichts der verbreiteten Skepsis gegenüber dem Impfstoff von AstraZeneca schlägt ein Immunologe eine Live-Impfung Merkels im Fernsehen vor.
01.03.2021 11:04
Aktualisiert: 01.03.2021 11:04
Lesezeit: 2 min
Immunologe: Merkel soll sich live im Fernsehen impfen lassen
Eine Ampulle mit Corona-Impfstoff von AstraZeneca wird in einem polizeiinternen Impfzentrum beim Impfstart beschriftet. (Foto: dpa) Foto: Andreas Arnold

Um der Skepsis gegen den Astrazeneca-Impfstoff in Deutschland zu begegnen, hat sich ein führender Immunologe dafür ausgesprochen, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) live im Fernsehen mit dem Präparat impfen lässt. Das sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, dem britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunksender BBC in einem Radiointerview, das am Sonntag ausgestrahlt wurde.

Es sei bereits abzusehen, dass die Ständige Impfkommission das Vakzin auch für die über 65-Jährigen empfehlen werde, so Watzl. „Wenn Angela Merkel zu diesem Zeitpunkt ins Live-Fernsehen gehen würde und mit dem Impfstoff geimpft würde, wäre das natürlich großartig“, so der Immunologe.

Skepsis gegen AstraZeneca-Impfstoff

Der Astrazeneca-Impfstoff habe ein reines PR-Problem, betonte Watzl in dem Interview. Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie werde in den kommenden Tagen eine Stellungnahme veröffentlichen, „in der wir klar die Fakten darlegen, dass dies ein sicherer und effektiver Impfstoff auch für Ältere ist“, sagte der Wissenschaftler. Er forderte aber auch von der Politik die Botschaft, dass die Menschen sich impfen lassen sollten.

Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca hat eine geringere Wirksamkeit als jener von Biontech/Pfizer und Moderna, aber mit 70 bis 80 Prozent Wirksamkeit nach Expertenmeinung immer noch eine gute. Die Ständige Impfkommission in Deutschland (Stiko) hatte das Vakzin - anders als die EU-Arzneimittelbehörde EMA - vorerst nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren empfohlen, weil ausreichend Daten zur Wirkung bei Älteren fehlten.

Vor diesem Hintergrund sind manche Menschen skeptisch, als Folge sind viele verfügbare Dosen noch nicht gespritzt. Mittlerweile will die Stiko ihre Empfehlung überdenken und könnte das Vakzin bald auch für Ältere empfehlen. In Berlin sollen als nächstes unter anderem Erzieher, Lehrer in Förderschulen und Polizisten mit Astrazeneca geimpft werden.

Medizinisches Personal und Pflegekräfte sollten nach Ansicht des Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, nicht mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca geimpft werden. Der Impfstoff sei zwar genauso sicher wie die anderen. „Doch die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagte Montgomery der Rheinischen Post. „Daher halte ich es für geboten, Menschen mit hohem Infektionsrisiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit besser wirksamen Vakzinen zu impfen.“ Er habe Verständnis für medizinisches Personal, dass sich nicht mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen wolle.

Jüngere Menschen mit wenigeren Kontakten und einem geringeren Risiko für schwere Verläufe könnten hingegen von Astrazeneca profitieren, sagte Montgomery weiter. Er forderte: „Es muss eine Auswahlmöglichkeit der Impfstoffe für die Menschen geben, damit die Impfbereitschaft hoch bleibt.“ Leider habe der Impfstoff von Astrazeneca ein Imageproblem, und es sei „genau die Verunsicherung

aufgetreten, die alle vermeiden wollten.“

Politiker noch nicht geimpft – würden es aber sofort tun

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller bricht eine Lanze für den Impfstoff von Astrazeneca. „Ich würde mich sofort mit Astrazeneca impfen lassen und hätte überhaupt keine Probleme damit“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Da vertraue ich auf die Wissenschaft und die Medizin“, so Müller. „Das Entscheidende ist doch, dass man dann nicht mehr schwer erkranken kann. Wichtig ist, dass man nicht auf der Intensivstation behandelt werden muss oder an der Erkrankung stirbt.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angesichts der Skepsis gegenüber dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca eine Lanze für dessen Qualität gebrochen. Der Impfstoff sei „sicher und wirksam“, sagte der CDU-Politiker zu Berichten, dass es bei medizinischem Personal Vorbehalte gegen die Impfung mit diesem Präparat gebe. „Ich würde mich sofort damit impfen lassen“, fügte Spahn hinzu, verwies aber auf die geltende Prioritätenliste bei den Impfungen.

Der Spiegel berichtete, dass sich auch Kanzlerin Merkel erst eine Spritze geben lassen werde, wenn sie laut Prioritätenliste an der Reihe sei.

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