Wirtschaft

Saudi-Arabien stellt ausländischen Großkonzernen ein Ultimatum

Saudi-Arabien hat die im Land aktiven ausländischen Unternehmen mit einem Ultimatum unter Druck gesetzt.
09.03.2021 16:32
Aktualisiert: 09.03.2021 16:32
Lesezeit: 2 min
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Saudi-Arabien hat den im Land tätigen ausländischen Großkonzernen ein Ultimatum gestellt. Entweder würden diese bis zum Jahr 2024 ihre Hauptniederlassung für die Region in der saudischen Hauptstadt Riad ansiedeln – oder fortan von allen Aufträgen der Regierung und ihrer Staatsbetriebe ausgeschlossen werden, berichtet die Financial Times.

Panik in den Konferenzräumen

Das Ultimatum hat Berichten zufolge in vielen Konzernzentralen zu Unruhe geführt. „Jeder ist total ausgeflippt. Wir sind es gewohnt, dass uns Regierungen mit Anreizen anlocken wollen, aber dieses mal wurde ein großer Stock aus dem Sack geholt“, zitiert die FT einen namentlich nicht genannten Manager in der Region. „Ehrlich gesagt ist das Vorgehen sehr aggressiv.“

Tatsächlich soll Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman zuerst versucht haben, Unternehmen mit massiven Anreizen wie einer 50-jährigen Steuerbefreiung zu einem Umzug nach Riad zu bewegen. Weil aber nur 24 multinationale Konzerne auf diese Vorschläge eingegangen seien, kam es im Februar zum Ultimatum.

Dabei ist es offenbar auch nicht damit getan, dass Firmen nur formal – im Sinne einer „Briefkastenfirma“ – ihre Hauptniederlassung für die Nahost-Region nach Riad verlegen. Der Investitionsminister des Landes, Khalid al Falih, kündigte in einer saudischen Zeitung bereits an, dass es nicht genüge, „einfach ein Schild aufzustellen, auf dem steht: ‚Dies ist das regionale Hauptquartier‘“. Es müssten schon bedeutende operative Prozesse und das zuständige Personal nach Riad verlegt werden, so al Falih.

Vorstoß gegen Dubai und Co.

Hintergrund für das Ultimatum sind Pläne des Kronprinzen, Riad zum bedeutendsten Finanz- und Handelszentrum des Nahen Ostens auszubauen – ein Plan, der vor allem den Vorreitern Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch Katar und Bahrain das Wasser abgraben könnte.

Für diese Transformation hat der Staat rund 220 Milliarden Dollar bereitgestellt. Der Aufbau der benötigten Infrastruktur wird dabei von gesellschaftspolitischen Lockerungen im erzkonservativen Wahabitenreich begleitet, um Ausländer anzuziehen. Dazu zählt die Aufhebung der jahrzehntelang gültigen Fahrverbote für Frauen ebenso wie die Abhaltung großer Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Musik und Sport. Trotzdem herrscht noch immer ein Alkoholverbot und es finden sich kaum internationale Schulen in Raid –Umstände, die vielen westlichen ins Ausland entsandten Angestellten ("Expats") von Konzernen wichtig ist.

Die im Vergleich zu Saudi-Arabien liberaleren Vereinigten Arabischen Emirate führen die regionale Rangliste der Standortvorteile bei ausländischen Unternehmen weiterhin mit komfortablem Abstand an. Zu den überzeugendsten Argumenten von Dubai und Abu Dhabi gehört die Erlaubnis, dass Ausländer örtliche Firmen zu 100 Prozent besitzen dürfen und dass besonders „wertvollen“ Expats nach einer bestimmten Zeit eine permanente Aufenthaltserlaubnis verliehen werden kann.

Entsprechend gelassen gibt man sich in Dubai angesichts der saudischen Pläne. „Wenn wir hören, dass jemand mit uns wetteifert, zeigt es, dass wir vieles richtig gemacht haben. Wir alle müssen unsere Volkswirtschaften stimulieren – Saudi erlebt gerade einen Stimmungsumschwung und wir gönnen es ihnen sehr, zu wachsen, weil wir alle davon profitieren werden“, sagte der Vorsitzende der Dubaier Handelskammer, Majid Saif al Ghurair.

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