Nach der Pleite der Greensill Bank will der Bankenverband BdB bei der australischen Muttergesellschaft Greensill Capital Forderungen von rund zwei Milliarden Euro geltend machen. Der Einlagensicherungsfonds sei in dem australischen Verfahren präsent und werde seine Ansprüche als Gläubiger anmelden, teilte der BdB am Freitag mit. Zusätzlich zum BdB haben laut Insolvenzverwalter Grant Thornton 34 Gläubiger ihre Forderungen auf insgesamt rund 1,14 Milliarden Euro (1,75 Milliarden australische Dollar) beziffert. Davon werde knapp eine Milliarde Euro Insidern zufolge allein von Softbank verlangt. Der japanische Investor gehört wie die Schweizer Großbank Credit Suisse einem neu eingesetzten Gläubigerausschuss an.
Der Insolvenzverwalter Grant Thornton erklärte, man sei vom deutschen Bankenverband über eine Eventualverbindlichkeit von fast zwei Milliarden Euro an die australische Mutter informiert worden. „Diese Forderung erscheint nicht in den Büchern des Unternehmens und wurde von den Verwaltern nicht formell überprüft“, teilte Grant Thornton mit. Der BdB erklärte auf Anfrage, es handele sich um eine Eventualverbindlichkeit, weil zunächst noch der Entschädigungsprozess in Deutschland abgeschlossen werden müsse, mit dem die Forderungen der Kunden auf den BdB übergingen.
Knapp zwei Wochen nachdem die Finanzaufsicht BaFin die Bremer Greensill Bank geschlossen hatte, eröffnete das Amtsgericht der Hansestadt am Dienstag das Insolvenzverfahren. Die BaFin stellte noch am selben Tag den Entschädigungsfall fest. Der BdB erklärte daraufhin, der Einlagensicherungsfonds werde sich in Kürze bei den betroffenen Sparern melden. Die Entschädigung werde innerhalb von sieben Arbeitstagen erfolgen. Für mehrere deutsche Kommunen, die Geld bei der Bremer Bank angelegt hatten, greift die Einlagensicherung nicht.
Laut dem BdB werden rund eine Milliarde Euro der Entschädigungen durch die gesetzliche Einlagensicherung getragen, weitere rund zwei Milliarden durch den freiwilligen Einlagensicherungsfonds der Privatbanken. Dieser wird gespeist durch seine mehr als 120 Mitglieder, darunter die Branchengrößen Deutsche Bank und Commerzbank. Die Greensill Bank ist nach Angaben des Bankenverbands der bisher zweitgrößte Entschädigungsfall nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers 2008. Damals wurden Kunden mit knapp sieben Milliarden Euro entschädigt. Insidern zufolge hat der Fonds im Insolvenzverfahren damals alles wieder bekommen.
Im Greensill-Fall nahmen laut Insolvenzverwalter beim ersten virtuellen Gläubigertreffen am Freitag neben Softbank und Credit Suisse auch Vertreter des deutschen Bankenverbandes, der australischen Finanzbehörde und der Unternehmensaufsicht teil. Den Gläubigern solle in etwa drei Wochen ein Bericht vorgelegt werden, eine zweite Versammlung werde am 22. April folgen, so Grant Thornton. Dann soll darüber entschieden werden, ob die Firma liquidiert wird oder ein Restrukturierungsvorschlag grünes Licht bekommt. Die australische Greensill Capital Pty hat ihr operatives Geschäft in der britischen Tochter Greensill Capital UK gebündelt. Ob der BdB auch Forderungen gegenüber Greensill in Großbritannien anmeldet, war zunächst unklar.