Finanzen

Bankenverband fordert von Pleite-Bank Greensill Capital rund zwei Milliarden Euro

Nach der Pleite der Greensill Bank will der Bankenverband BdB bei der australischen Muttergesellschaft Greensill Capital Forderungen von rund zwei Milliarden Euro geltend machen.
19.03.2021 13:51
Lesezeit: 2 min

Nach der Pleite der Greensill Bank will der Bankenverband BdB bei der australischen Muttergesellschaft Greensill Capital Forderungen von rund zwei Milliarden Euro geltend machen. Der Einlagensicherungsfonds sei in dem australischen Verfahren präsent und werde seine Ansprüche als Gläubiger anmelden, teilte der BdB am Freitag mit. Zusätzlich zum BdB haben laut Insolvenzverwalter Grant Thornton 34 Gläubiger ihre Forderungen auf insgesamt rund 1,14 Milliarden Euro (1,75 Milliarden australische Dollar) beziffert. Davon werde knapp eine Milliarde Euro Insidern zufolge allein von Softbank verlangt. Der japanische Investor gehört wie die Schweizer Großbank Credit Suisse einem neu eingesetzten Gläubigerausschuss an.

Der Insolvenzverwalter Grant Thornton erklärte, man sei vom deutschen Bankenverband über eine Eventualverbindlichkeit von fast zwei Milliarden Euro an die australische Mutter informiert worden. „Diese Forderung erscheint nicht in den Büchern des Unternehmens und wurde von den Verwaltern nicht formell überprüft“, teilte Grant Thornton mit. Der BdB erklärte auf Anfrage, es handele sich um eine Eventualverbindlichkeit, weil zunächst noch der Entschädigungsprozess in Deutschland abgeschlossen werden müsse, mit dem die Forderungen der Kunden auf den BdB übergingen.

Knapp zwei Wochen nachdem die Finanzaufsicht BaFin die Bremer Greensill Bank geschlossen hatte, eröffnete das Amtsgericht der Hansestadt am Dienstag das Insolvenzverfahren. Die BaFin stellte noch am selben Tag den Entschädigungsfall fest. Der BdB erklärte daraufhin, der Einlagensicherungsfonds werde sich in Kürze bei den betroffenen Sparern melden. Die Entschädigung werde innerhalb von sieben Arbeitstagen erfolgen. Für mehrere deutsche Kommunen, die Geld bei der Bremer Bank angelegt hatten, greift die Einlagensicherung nicht.

Laut dem BdB werden rund eine Milliarde Euro der Entschädigungen durch die gesetzliche Einlagensicherung getragen, weitere rund zwei Milliarden durch den freiwilligen Einlagensicherungsfonds der Privatbanken. Dieser wird gespeist durch seine mehr als 120 Mitglieder, darunter die Branchengrößen Deutsche Bank und Commerzbank. Die Greensill Bank ist nach Angaben des Bankenverbands der bisher zweitgrößte Entschädigungsfall nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers 2008. Damals wurden Kunden mit knapp sieben Milliarden Euro entschädigt. Insidern zufolge hat der Fonds im Insolvenzverfahren damals alles wieder bekommen.

Im Greensill-Fall nahmen laut Insolvenzverwalter beim ersten virtuellen Gläubigertreffen am Freitag neben Softbank und Credit Suisse auch Vertreter des deutschen Bankenverbandes, der australischen Finanzbehörde und der Unternehmensaufsicht teil. Den Gläubigern solle in etwa drei Wochen ein Bericht vorgelegt werden, eine zweite Versammlung werde am 22. April folgen, so Grant Thornton. Dann soll darüber entschieden werden, ob die Firma liquidiert wird oder ein Restrukturierungsvorschlag grünes Licht bekommt. Die australische Greensill Capital Pty hat ihr operatives Geschäft in der britischen Tochter Greensill Capital UK gebündelt. Ob der BdB auch Forderungen gegenüber Greensill in Großbritannien anmeldet, war zunächst unklar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...