Finanzen

Drohende US-Sanktionen: China gründet Joint Ventures mit globalem Zahlungsdienstleister Swift

Mehrere chinesische Finanz-Institutionen haben Joint Ventures mit dem internationalen Zahlungsabwickler Swift gegründet. Beobachter stufen die Maßnahme als defensiven Schachzug ein.
12.04.2021 09:00
Lesezeit: 2 min

Mehrere chinesische Finanzinstitutionen haben in den vergangenen Wochen zwei Joint Ventures mit dem international tätigen Zahlungsabwickler Swift gegründet.

Zum einen wurde am 16. Januar das sogenannte Finance Gateway Information Service in Peking gegründet. Die Institution wird von Swift (55 Prozent der Anteile), dem China National Clearing Centre (einer Tochtergesellschaft der Zentralbank, 34 Prozent der Anteile), dem chinesischen Zahlungsabwickler CIPS (5 Prozent der Anteile), der Payment and Clearing Association of China sowie dem Digital Currency Research Institute der Zentralbank (jeweils 3 Prozent der Anteile) kontrolliert und mit 10 Millionen Euro Kapital ausgestattet.

Die South China Morning Post berichtet, dass das Gemeinschaftsunternehmen die Verbreitung der digitalen Variante der Landeswährung Renminbi erleichtern soll.

Mitte März wurde ein weiteres Joint Venture gegründet. Die Einrichtung soll die Abwicklung von internationalen Zahlungen durch ein in China ansässiges System gewährleisten und sieht zudem die Gründung eines Datenzentrums auf chinesischem Boden vor, berichtet die South China Morning Post.

Vorbeugende Maßnahme gegen US-Sanktionen

Die Gründung der Joint Ventures stellt eine vorbeugende Maßnahme dar, um die derzeit noch bestehenden Einflussmöglichkeiten der US-Regierung auf Transaktionsgeschäfte chinesischer Banken und Unternehmen mit Kunden auf der ganzen Welt zu neutralisieren.

Da bis heute die in Dollar abgerechneten Geschäfte chinesischer Akteure im Swift-System über das Clearing House Interbank Payments System in den USA angerechnet werden, verfügt die US-Justiz über die Möglichkeit, ausländische Finanzinstitutionen faktisch aus dem Dollar-System auszuschließen – was angesichts der Dominanz des Dollars im weltweiten Zahlungsverkehr verheerende Auswirkungen hätte. Unklar bleibt allerdings, ob die nun gegründeten Gemeinschaftsunternehmen im Ernstfall einen wirkungsvollen Schutz gewährleisten können.

Aufgeschreckt durch die Konfrontationspolitik der US-Regierungen seit Donald Trump haben die Chinesen ihre Bemühungen verstärkt, sich auf den Finanzmärkten unabhängiger vom Dollar aufzustellen. Beispielhaft dafür ist auch der Umstand, dass die Joint Ventures mit Euro und nicht mit Dollar ausgestattet werden.

„Viele Beobachter erwarteten mit Blick auf den neuen US-Präsidenten Joe Biden, dass sich die Dinge ändern würden, aber wir haben vergangene Woche in Alaska (bei einem konfliktgeladenen Treffen beider Seiten – die Red.) gesehen, dass tatsächlich alles beim Alten bleibt. In den USA gilt China als Bedrohung und muss deshalb in jeder nur denkbaren Art und Weise unterminiert werden“, zitiert die South China Morning Post einen Analysten von Alpha Bright Asset Management. „Die USA werden nicht akzeptieren, dass sich die Welt ändert und werden weiterhin Sanktionen verhängen und den Finanzkrieg eskalieren. Dies betrifft China und besorgt es und die Gründung der Joint Ventures ist deshalb eine defensive Maßnahme.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...