Finanzen

Marc Friedrich: Weder Bargeld noch Euro werden die Krise überstehen

Im Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten erläutert Bestseller-Autor Marc Friedrich, warum unser von den Zentralbanken kontrolliertes Geldsystem zutiefst ungerecht und undemokratisch ist.
25.04.2021 08:00
Lesezeit: 4 min
Marc Friedrich: Weder Bargeld noch Euro werden die Krise überstehen
Ein Mitarbeiter der Bundesbank begutachtet einen alten 500 DM-Geldschein, der durch einen Brand beschädigt wurde. Eine spezielle Abteilung des Geldinstituts überprüft eingereichte beschädigte Banknoten, um die Schadensursache und die Summe des Geldes bestimmen zu können. Viele Bürger haben immer noch DM in ihrem Bestand. (Foto: dpa)

Die Corona-Krise beschleunigt wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwälzungen, ist für diese aber nicht ursächlich. Für den Wirtschaftsautor Marc Friedrich stehen wir an einem Scheideweg: Entweder es gelingt uns, ein faires politisches und wirtschaftliches System zu etablieren – oder wir werden in sehr dunkle Zeiten abgleiten.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welches sind die tieferen Ursachen für die aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Krise?

Marc Friedrich: Wie immer: Das liebe Geld. Alles führt zum Geld, denn Geld regiert die Welt. Das Grundübel ist unser Geldsystem - und das damit verbundene Finanzsystem. Unser jetziges ungedecktes Geldsystem, welches durch zentralistische Notenbanken gesteuert und manipuliert wird, ist zutiefst ungerecht, undemokratisch und destruktiv. Es spaltet die Menschen, lässt einen Großteil immer weiter verarmen und konzentriert immer mehr Geld in Händen von immer weniger Menschen oder Konzernen. Diese Entwicklung hat einen Namen: Der Cantillion-Effekt. Er beschreibt folgendes: Diejenigen, die nahe am Trog der Geldschöpfung stehen, profitieren zuerst und am meisten. Das sind die Staaten, die Finanzwelt und diejenigen, die sowie schon vermögend sind. Aus diesem Grund haben die Reichen bereits jetzt ein bedingungsloses Grundeinkommen, weil durch das ewige Gelddrucken der Notenbanken die Vermögenswerte immer weiter steigen.

Die wahre Krise begann im September 2019 mit den Eingriffen der amerikanischen Notenbank FED in den Repo-Markt. Dies habe ich in meinem neuen Buch dezidiert aufgeführt.

Diese Krise war unvermeidlich. Wir alle spüren doch intuitiv, dass etwas aus den Fugen geraten ist in den letzten Jahren. Das Vertrauen der Menschen in die alten Institutionen, in die Politik und Parteien, in die Presse erodiert immer mehr. Leider zurecht. Und Corona hat lediglich die Krisensymptome weiter beschleunigt. Die Coronakrise hat uns allen knallhart offenbart,wie überfordert und inkompetent die EU und unsere Berufspolitiker sind, wie fragil unsere Just-in-time Wirtschaft doch ist und was alles im Argen liegt. Wir sind inmitten einer Zeitenwende, und mehrere Zyklen neigen sich jetzt dem Ende zu. Dies passiert nur einmal in einem Menschenleben. Ich beschreibe in meinem neuen Buch den Schulden-, Geld- Macht- und Generationen-Zyklus. Diese Zyklen kommen jetzt alle zusammen und werden beendet. Dies ist mit großen Verwerfungen, Transformationen und Krisen, aber auch mit Chancen verbunden, und diese zeige ich in meinem Buch auf.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Werden das Bargeld und der Euro diese Krise langfristig überleben?

Marc Friedrich: Nein! Beide werden verschwinden.

Der seit Jahren andauernde Kampf gegen das Bargeld schreitet immer weiter voran und erreichte zuletzt eine neue Eskalationsstufe: Die Bargeldobergrenze durch die EU soll weiter herabgesetzt werden, und parallel dazu arbeitet die EZB

an einem digitalen Euro. Eine Allianz aus NGO´s, Notenbanken und Firmen wollen uns das Bargeld madig machen - selbst Staaten sind mit von der Partie. So hat unsere Bundesregierung die Anti-Bargeld Allianz „Better Than Cash Alliance“ bereits mit Spenden von über einer Million Euro an Steuergeldern gefördert.

All dies geschieht aber nicht aus uneigennützigen Gründen, nein, es geht vor allem um Überwachung, Kontrolle, Vermeidung eines Bank Runs und darum, dass jetzige Geldsystem mit Minuszinsen am Leben zu erhalten. Das Kapitel im Buch dazu heißt „Digitale Diktatur“. Bargeld ist noch der legale Fluchtweg für den Bürger, um Negativzinsen zu vermeiden, indem er das Geld nicht auf dem Konto belässt. Sobald man sein Geld abhebt, kann man es legal aus dem Bankenkreislauf ziehen und aus der Sichtbarkeit der Politik. Und dies soll geändert werden. Vorbild ist auch hier wieder einmal das kommunistische China.

Zum Währungsexperiment Euro: Währungsunionen zwischen unterschiedlich starken Volkswirtschaften haben noch nie funktioniert und werden auch nie funktionieren. Dies ergibt einfach keinen Sinn und führt zu immer größeren Problemen, wenn man starke Länder mit schwachen Ländern in ein Zins- und Währungskorsett bettet. Dass der Euro dysfunktional ist, zeigen der historisch niedrige Zinssatz, die Bilanz der EZB, die andauernden Aufkauf- und Rettungsprogramme sowie die Target2-Salden auf. Der Euro wird scheitern. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Das „World Economic Forum“ oder auch das Konzept des „Inclusive Capitalism“ locken mit einer vermeintlich gerechteren Welt. Ist dem so?

Marc Friedrich: Nein, diese Forderungen würden dazu führen, dass die Konzerne und Reichen immer reicher und mächtiger werden und die Mittelschicht weiter erodiert. Die Spaltung innerhalb der Gesellschaft würde weiter zunehmen. Dies würde dazu führen, dass die Politik noch schärfere Maßnahmen implementieren müsste, um solch einer Entwicklung entgegenzuwirken. Es wäre also eine Abwärtsspirale nach unten, bei der nur sehr wenige gewinnen, aber die meisten verlieren.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Gibt es Gegenentwürfe zu dem, was auf dem „World Economic Forum“ diskutiert wird?

Marc Friedrich: Selbstverständlich. Es gibt immer Alternativen. Bitcoin finde ich extrem spannend. Auch Blockchain und die Künstliche Intelligenz (KI) kann uns helfen, in Zukunft ein besseres und faires wirtschaftliches und politisches System zu gestalten. Das jetzige System ist im Abgesang, und wir werden ein neues benötigen. Dies könnte der Beginn eines goldenen Zeitalters werden.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Goldenes Zeitalter? Im Moment werden zahlreiche Grundrechte eingeschränkt, und viele sorgen sich um unsere Demokratie und um unseren Rechtsstaat.

Marc Friedrich: Ja, tatsächlich müssen wir uns die Frage stellen: Freiheit oder Diktatur. Jetzt geht es ans Eingemachte. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir in eine sehr dunkle Zeit abgleiten. Schon jetzt werden unsere Grundrechte und die Demokratie angegriffen - und das von teilweise sogar oberster Stelle.

Ursula von der Leyen ist das Paradebeispiel: Nicht nur hat sie in jedem Ministerium versagt und einen kolossalen Scherbenhaufen hinterlassen, gepaart mit immensen Kosten für Beraterkolonnen und dem Verdacht von extremer Vetternwirtschaft, sondern sie wurde nach oben weg befördert auf den Posten der EU-Kommissionspräsidentin, ohne dass sie jemals demokratisch legitimiert worden wäre. Wir erinnern uns: Zur Wahl standen ganz andere Kandidaten, und der deutsche Manfred Weber hatte gewonnen.

Auch in Italien wurde Mario Draghi einfach eingesetzt, ohne die Bevölkerung zu fragen. Ein weiterer Hammer: Die EU kann nun Schulden machen wie ein souveräner Staat! Und das, obwohl die Schulden- und Transferunion im Maastrichter Vertrag ausdrücklich untersagt wurde. Im Schatten der Coronakrise wurde sie dann durch die Hintertür abseits der Öffentlichkeit doch implementiert.

Krisen stellen eben auch Chancen für solche Kräfte dar, die es nicht so ernst mit der Demokratie nehmen. Aus diesem Grund müssen wir wachsam sein und Ihnen genau auf die Finger schauen.

***

Marc Friedrichs neuestes Buch ist am 20. April erschienen.

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