Unternehmen

Holzpreis-Explosion führt Zulieferer zunehmend „in prekäre Lage“

Wer in Deutschland Holz kaufen will, dürfte es kaum bekommen. Zudem sind die Preise explodiert, und die Lage für die Holzzulieferer wird zunehmend prekär.
27.04.2021 17:15
Aktualisiert: 27.04.2021 17:15
Lesezeit: 2 min
Holzpreis-Explosion führt Zulieferer zunehmend „in prekäre Lage“
Kieferstämme aus Deutschland - mittlerweile ein knappes Gut. (Foto: dpa) Foto: Hendrik Schmidt

„Die vielen aktuellen Berichte unserer Mitgliedsunternehmen deuten auf eine prekäre Entwicklung hin, was die Versorgung mit Holz und Holzprodukten angeht“, sagt der Vorsitzende des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz), Philipp Zumsteg.

Sein Verband, der zu einflussreichsten Branchenorganisationen des Landes zählt, repräsentiert etwa 800 Unternehmen, die 80 Prozent des gesamten Branchenumsatzes generieren, der pro Jahr im oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich liegt. Die GD Holz betrachtet „mit Sorge die schwierige Situation auf den Beschaffungsmärkten“, heißt es in einer offiziellen Erklärung.

„Der Großhandel sieht sich zunehmend mit langen Lieferzeiten für die wichtigsten Sortimente konfrontiert, die Versorgung der Baustellen wird allmählich knapp. Wenn sich die Situation weiter verschärft, ist ein Baustopp an Baustellen nicht mehr auszuschließen“, befürchtet der Verband.

Hintergrund: Der Holzpreis ist in den vergangenen zwölf Monaten regelrecht durch die Decke geschossen. So explodierten die Kurse um das Dreifache auf Niveaus weit über 1.400 Dollar oder 1.100 Euro je Brett Fuß (Board Feet) – eine angelsächsische Maßeinheit für das Volumen eines Bretts.

Ursachen-Mix für Holzpreis-Explosion

Eine Ursache für die Entwicklung ist in Nordamerika zu suchen – einem der wichtigsten Märkte der Welt. So haben die US-Konsumenten verstärkt begonnen, ihre Immobilien zu renovieren. Viele Käufer blieben aufgrund der Pandemie zuhause und fingen damit an, ihre Eigenheime zu modernisieren. Dazu kam, dass der US-Wohnungsmarkt überhitzt war, und die Kunden von sehr niedrigen Zinsen profitierten.

Doch das war noch nicht alles: Viele Sägewerke mussten wegen der Krise schließen und bewirkten damit Versorgungsengpässe. Zum Jahresanfang 2020 haben viele Betriebe ihre Produktion zurückgefahren und ihr Angebot teilweise erheblich reduziert – und zwar um bis zu 30 Prozent. Das war der ungünstigste Zeitpunkt, weil gerade in den ersten Monaten des vergangenen Jahres die Nachfrage regelrecht durch die Decke schoss.

Und dann kamen noch zwei andere Faktoren hinzu: Zum einen hatten viele Produzenten zu wenig Arbeitskräfte, um den steigende Auftragszahl zu bewältigen. Und zum anderen kam es zu Verzögerungen bei den Lieferungen, weil die Logistik der Firmen zunehmend unter den Handelseinschränkungen durch die Pandemie litt.

ZDB: "Holzrahmenbaukonstruktionen jetzt gefragt"

Da die Nachfrage in Nordamerika so groß war, haben auch viele deutsche Produzenten Holz dorthin exportiert. Das hat wiederum den Bedarf in Deutschland erhöht. Hinzu kamen die klimabedingten Folgen von Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfer in den vergangenen Jahren, die sich zusätzlich auch auf Logistik und Produktion auswirkten. „Eine angespannte Marktsituation“, findet auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), der 35.000 Mitgliedsfirmen hat.

„Um den Holzverbrauch so gering wie möglich zu halten, eignet sich die Holzrahmenbaukonstruktion“, gibt Peter Aicher, der Vorsitzende Vorsitzender von Holzbau Deutschland beim ZDB, einen Hinweis, was die Käufer jetzt tun sollten. „Diese Konstruktion benötigt weit weniger Holz als andere Bauweisen und ist damit noch ressourcenschonender. Darüber hinaus lassen sich mit dem Holzrahmenbau energie- und flächensparende Gebäude mit sehr guten Dämmwerten bei relativ geringen Wandstärken errichten. Auch sollte der regionale Holzvorrat bestmöglich genutzt werden“, führt der Funktionär weiter aus.

In einem blieb Aicher aber sehr unkonkret: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht abzuschätzen, wie sich die Marktlage weiter entwickelt.“

Mehr zum Thema:

DWN-SPEZIAL – Insider: Rohstoffe sind erst in drei Monaten lieferbar, Lieferketten sind unterbrochen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...

DWN
Panorama
Panorama Datenschutz und Oktoberfest - was sich im September ändert
16.08.2025

Die Tage werden kürzer und der Herbst naht im September. Welche Neuerungen bringt der neue Monat für Verbraucherinnen und Verbraucher?...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...