Unternehmen

Fanuc stemmt sich mit Großauftrag von Ford gegen Krise - Roboter-Branche immer noch angeschlagen

Lesezeit: 2 min
21.06.2021 17:10  Aktualisiert: 21.06.2021 17:10
Der japanische Hersteller Fanuc hat ein schweres Corona-Jahr hinter sich. Eine weitere Groß-Order soll da neue Impulse bringen.
Fanuc stemmt sich mit Großauftrag von Ford gegen Krise - Roboter-Branche immer noch angeschlagen
Die Roboterindustrie wird wohl erst 2022 wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen, glauben Experten. (Foto: dpa)
Foto: Friso Gentsch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der japanische Hersteller von Industrierobotern, Fanuc, hat einen Großauftrag in der Elektromobilität erhalten. Wie der Produzent erklärt, wird das Unternehmen rund 500 Roboter an das Ford-Werk in Köln liefern. Die Maschinen sollen im Karosseriebau eingesetzt werden. Im Jahr 2022 soll die Lieferung erfolgen.

Das Kölner Ford-Werk wird derzeit zum europaweiten Entwicklungs- und Produktionsstandort für Elektrofahrzeuge des internationalen Autoherstellers ausgebaut. Ab 2023 soll dort das erste rein elektrische Pkw-Volumenmodell des Autoherstellers vom Band laufen. Ford hat überdies angekündigt, ab 2030 nur noch batterieelektrische Pkw-Modelle in Europa anzubieten.

„In den USA arbeitet Fanuc bereits seit vielen Jahren eng mit Ford zusammen“, sagte Ralf Winkelmann, Geschäftsführer der deutschen Tochter des japanischen Konzerns. „Nun weiten wir diese erfolgreiche Kooperation auf Europa aus", erklärte der Manager.

Damit schiebt sich der Roboter-Hersteller in Deutschland so langsam wieder aus der Talsohle heraus, in die er aufgrund der Corona-Krise hineingerutscht war. Der Produzent hatte im vergangenen Herbst einen weiteren Großauftrag von VW erhalten, das 1.400 Maschinen geordert hatte. Jetzt sieht es ganz danach aus, dass sich wieder die Auftragsbücher füllen.

Das Unternehmen, dessen Geschäftsjahr 2020/ 2021 endete, hat im vergangenen Jahr in der größten europäischen Volkswirtschaft einen Erlös von 167 Millionen Euro generiert. Das war etwa eine Million Euro weniger als noch zwölf Monate zuvor.

Hintergrund: Der japanische Hersteller betreibt zwar schon seit 30 Jahren in Neuhausen bei Stuttgart seinen deutschen Standort. Doch ist es bis heute dem Unternehmen kaum gelungen, einen wesentlichen Beitrag zum Umsatz des Gesamtkonzerns beizusteuern.

So trägt die deutsche Tochter gerade einmal drei bis vier Prozent zu den gesamten Erlösen des Konzerns bei, die im Krisenjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar oder 3,9 Milliarden Euro eingekracht waren. Das relativ schwache Geschäft der Japaner in Deutschland ist für den Gesamtkonzern deshalb besonders schmerzlich, weil das Land als einer der größten Robotermärkte in Europa gilt, der eine strategisch hohe Bedeutung hat.

Genauso wenig wie Fanuc haben die anderen Roboter-Hersteller die Corona-Krise überwunden, die eine tiefe Kerbe in die Erlös- und Auftragsentwicklung hineingeschlagen hat: Die gesamte Industrie hat im vergangenen Jahr 2020 lediglich Umsätze von 37,9 Milliarden Dollar (rund 32 Milliarden Euro) oder 392.000 verkauften Robotern erreicht. Das waren fast ein Fünftel weniger als noch zwölf Monate zuvor.

Und auch alle anderen wichtigen Hersteller mussten dabei teilweise erhebliche Federn lassen: Der japanische Rivale Denso Corporation büßte 3,9 Prozent auf 47,1 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) ein, während die Volumina von Mitsubishi Heavy Industries 1,3 Prozent auf 40,8 Milliarden Dollar (34 Milliarden Euro) zurückgingen. Die deutsche Dürr AG musste einen Umsatzrückgang von 15,2 Prozent auf vier Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) verkraften. Kuka, das von Chinesen kontrolliert wird, verlor beim Erlös 19,4 Prozent auf drei Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Euro).

Experten: Branche 2022 wieder auf Vorkrisen-Niveau

Immerhin sehen die Experten für den gesamten Markt Licht am Ende des Tunnels: Die Fachleute des internationalen Analyse-Hauses „Inkwood Research“ gehen davon aus, dass die Gesamterlöse der Hersteller bis 2028 pro Jahr um jeweils elf Prozent steigen werden. Das bedeutet, die Produzenten hätten die Corona-Krise 2022 überwunden. Dann stünden Volumina von 47,7 Milliarden Euro in den Büchern. Das gibt zumindest Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht.

Ähnlich schätzt auch der Verband der Internationalen Hersteller (IFR) die Lage ein: „Der Ausblick der Roboter-Industrie ist derzeit optimistisch, obwohl die quartalsweisen Untersuchungen der IFR ein gemischtes Bild zeigen", sagte der Vorsitzende der Vereinigung, Milton Guerry. "Asien hat gerade im dritten Quartal 2020 damit begonnen, sich zu erholen, während Nord-Amerika und Europa im ersten Quartal 2021 immer noch leicht hinter ihren Vorkrisen-Niveaus zurückgeblieben sind. Der aktuelle Auftragseingang gibt die Hoffnung zum Anlass, dass es ein starkes Wachstum geben wird“, erklärte Guerry.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...