Deutschland

ifo-Institut: Weitere Erhöhung des Rentenalters ist unvermeidbar

Das ifo-Institut warnt vor einer Überlastung des Bundeshaushalts durch Renten. Ohne Korrekturen müsse künftig ein Großteil des Bundeshaushalts in die Rentenkasse fließen.
23.06.2021 11:40
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das ifo-Institut hält eine weitere Erhöhung des Rentenalters für unvermeidbar. Ohne Korrekturen müssten 2050 fast 40 Prozent des Bundeshaushalts in die Rentenkassen fließen. «Geradezu dramatisch würde es sich auswirken, wenn die neue Regierung verspricht, den Beitragssatz auch über 2025 hinaus unter 20 Prozent zu halten und das Standardrentenniveau nicht unter 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens sinken zu lassen», warnten die Wirtschaftsforscher am Mittwoch in München: «60 Prozent des Bundeshaushaltes müssten bei einem solchen Versprechen für die Rente ausgegeben werden.»

Würden die bereits jetzt absehbaren Zusatzkosten der Rentenversicherung nur über die Mehrwertsteuer finanziert, müsste der Steuersatz bis 2030 auf 23 Prozent und bis 2050 auf 27 Prozent stiegen, sagte Marcel Thum, Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden. Der demografische Wandel sei für drei Viertel dieser Zusatzkosten verantwortlich. Ein Viertel der Zusatzkosten gehe auf die Rentenreformen von 2014 bis 2020 zurück.

Die große Koalition hatte eine doppelte Haltelinie bei Rentenniveau und Rentenbeitrag eingeführt und obendrein noch den sogenannten Nachholfaktor ausgesetzt. Das führt dazu, dass die Renten sogar stärker steigen als die Löhne der Beschäftigten. «Dies ließe sich jetzt noch rückgängig machen», sagte Prof. Joachim Ragnitz. «Dazu müsste aber direkt nach der Wahl entsprechend gehandelt werden.» Die Aussetzung trage 2030 zu einem Drittel und 2050 fast zur Hälfte des reformbedingten Anstiegs der Rentenkosten bei.

Vor zwei Wochen hat bereits der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium vor «schockartig steigenden Finanzierungsproblemen in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025» gewarnt und eine dynamische Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung vorgeschlagen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand
16.09.2025

Die Rolle der Finanzchefs verändert sich rasant: Statt nur Zahlen zu verwalten, gestalten sie die Strategie, treiben Digitalisierung und...

DWN
Politik
Politik Drohnenvorfall: Polen stoppt Flug über Regierungsgebäuden
16.09.2025

Ein Drohnenvorfall über Regierungsgebäuden in Warschau sorgt für Alarm. Polen nimmt zwei Weißrussen fest – und die NATO verstärkt...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Wohin steuert die EU? Europas Kampf um Souveränität und Einfluss
16.09.2025

Europa steht am Scheideweg. Zwischen globalen Machtblöcken und innerer Zerrissenheit muss die Europäische Union ihren Kurs finden....

DWN
Panorama
Panorama Online-Banking überzeugt so viele Deutsche wie nie zuvor
16.09.2025

Bankgeschäfte per Computer oder Smartphone sind in Deutschland auf Rekordniveau. Im Jahr 2024 nutzten 67 Prozent der 16- bis 74-Jährigen...

DWN
Technologie
Technologie Innovation gegen Ärztemangel- Frankreich setzt auf Hightech-Kabinen
16.09.2025

In Frankreich breiten sich in ländlichen Regionen zunehmend Kabinen mit Medizingeräten und Videoberatung durch Ärztinnen und Ärzte aus....

DWN
Politik
Politik Nawrocki besucht Berlin – Bundesregierung weist Reparationsforderungen zurück
16.09.2025

Polens neuer rechtskonservativer Präsident Karol Nawrocki ist zu seinem Antrittsbesuch in Berlin eingetroffen. Dabei könnte es zu...