Deutschland

Umfrage: Mehr als die Hälfte der Deutschen sieht Meinungsfreiheit beschädigt

16 Jahre nach Angela Merkels Amtsantritt und allgemein linksgrüner Politik glaubt weniger als die Hälfte der Deutschen noch daran, dass man seine Meinung ohne Konsequenzen äußern kann - ein Allzeit-Tiefstand seit Beginn der Befragung im Jahr 1953.
30.06.2021 10:03
Aktualisiert: 30.06.2021 10:03
Lesezeit: 1 min
Umfrage: Mehr als die Hälfte der Deutschen sieht Meinungsfreiheit beschädigt
Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: dpa) Foto: Stephanie Lecocq

Der Focus berichtet: „Fast die Hälfte der Deutschen sieht die Meinungsfreiheit laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage in Gefahr. Nur 45 Prozent der Befragten haben noch das Gefühl, die politische Meinung in Deutschland könne frei geäußert werden, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Mittwoch berichtete. Das sei mit Abstand der niedrigste Wert, seit das Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 1953 zum ersten Mal danach gefragt habe.

Demnach gaben 44 Prozent der Befragten an, es sei besser, vorsichtig zu sein. Als Themen, bei denen besser aufgepasst werden sollte, nannten 59 Prozent den Islam. Laut dem Bericht sagten 28 Prozent dasselbe über „Vaterlandsliebe und Patriotismus“ und 19 Prozent über die Gleichberechtigung von Frauen. Am positivsten bewerteten Sympathisanten von Grünen und Union die Lage der Meinungsfreiheit. Unter den Anhängern aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien überwiege der Anteil derer, die glaubten, mit Meinungsäußerungen vorsichtig sein zu müssen. Am deutlichsten ausgeprägt sei diese Haltung unter AfD-Anhängern, von denen nur zwölf Prozent der Ansicht seien, ihre Meinung frei äußern zu können.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, in deren Auftrag die Allensbach-Umfrage durchgeführt wurde, kommentiert: „(…) Zugleich nimmt das Gefühl vieler Bürger zu, ihre Meinung zu bestimmten und immer mehr Themen nicht mehr frei äußern zu dürfen. Sie fürchten weniger rechtliche denn gesellschaftliche Sanktionen. Die Allensbach-Umfragen im Auftrag der F.A.Z. zeigen eine wachsende Kluft, eine Entfremdung von Volk und politisch-medialer Klasse. Während nicht nur Parteien wie die Grünen und Stars des Rundfunks, sondern auch staatliche Organe von Stadtverwaltungen bis zum Bundesverfassungsgericht ohne Grundlage eine vermeintlich geschlechtergerechte Sprache einführen, wenden sich viele Bürger mit Grausen ab. Nicht weil sie gern andere diskriminieren, sondern weil sie womöglich merken, dass das „Gendern“ in ästhetischer und logischer Hinsicht Murks ist, [und] neue Probleme schafft (…)“

Die Neue Zürcher Zeitung am Sonntag beschäftigt sich mit der politischen Stimmungslage in Deutschland: „Weniger als die Hälfte der Deutschen glaubt, man könne seine Meinung im Land noch frei äussern. Das ergab eine Umfrage des Allensbach-Instituts in Deutschland, das diese Frage regelmässig seit 1953 stellt und den politischen Gesundheitszustand der Nation untersucht. Nie sei er schlechter gewesen als heute, heißt es. Aber wie in der Medizin sind auch in der Demoskopie eingebildete von wirklichen Kranken zu trennen. Das Recht auf freie Meinungsäusserung garantiert das deutsche Grundgesetz. Es ist nicht gefährdet. Richtig ist: Seine politische Meinung offen zu äussern, ist nicht zuletzt wegen der sozialen Netzwerke unangenehm geworden. Deshalb zurückzustecken, wäre aber fatal. Es würde nur den Feinden des freien Worts nützen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...