Der Preisauftrieb auf Herstellerebene beschleunigt sich im Euroraum immer mehr. Die Erzeugerpreise stiegen im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. Im April hatte die Rate 7,6 Prozent betragen. Analysten hatten mit der jüngsten Entwicklung gerechnet.
Besonders deutlich verteuerte sich auf Unternehmensebene Energie, die etwa ein Viertel teurer war als ein Jahr zuvor. Die Preise von Vorleistungsgütern stiegen mit gut neun Prozent ebenfalls erheblich. Dies dürfte auf die derzeitigen Engpässe und Lieferschwierigkeiten im internationalen Warenhandel zurückzuführen sein. Kapital- und Konsumgüter wurden ebenfalls teurer, mit etwa zwei Prozent fiel ihr Preisanstieg aber klar unterdurchschnittlich aus.
Die Erzeugerpreise messen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Unternehmen erfassen. Die Entwicklung fließt teilweise in die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Auch auf Verbraucherebene ist die Inflation zuletzt erhöht, mit 1,9 Prozent entspricht sie dem mittelfristigen Zielwert der EZB. Die Notenbank will ihre extrem lockere Geldpolitik dennoch fortführen.
Auftragsbücher sind voll
Die Auftragsbücher der deutschen Maschinenbauer füllen sich kräftig, Produktion und Beschäftigung steigen: Die exportorientierte Branche ist nach dem Krisenjahr 2020 auf kräftigem Erholungskurs. Im Mai verbuchten die Unternehmen ein Auftragsplus von preisbereinigt (real) 47 Prozent gegenüber dem vergleichsweise schwachen Vorjahresmonat, wie der Branchenverband VDMA am Freitag in Frankfurt mitteilte. "Damit lag der Zuwachs im Mai prozentual zwar unter dem noch kräftigeren Plus des Aprils von 72 Prozent. Doch der Maschinenbau bleibt eindeutig auf Wachstumskurs", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.
In den ersten fünf Monaten stand ein Plus von 25 Prozent in den Büchern. Die Produktion, eine wichtige Kenngröße für die Geschäftsentwicklung, legte Wiechers zufolge bis einschließlich April um 6 Prozent zu. Die Exporte liefen gut und die Beschäftigung steige, berichtete der Ökonom. "Insgesamt ist eine gute Bilanz". Die Branche mit gut einer Million Beschäftigten profitiert unter anderem von der globalen Konjunkturerholung und Nachholeffekten bei Investitionen, die Kunden wegen der Krise im vergangenen Jahr auf Eis gelegt hatten.
Sorgen bereiten den Unternehmen allerdings Probleme in den globalen Lieferketten. Es gebe überall Engpässe, unter anderem bei Stahl und Elektronikteilen. "Es ist jetzt schon ein Bremsfaktor", sagte Wiechers. Zugleich befürchtet die Branche mögliche neue Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. "Wir dürfen den wirtschaftlichen Aufschwung in Europa nicht wieder durch einen Flickenteppich an Grenzkontrollen gefährden", warnte Wiechers.
Insgesamt blickt die deutsche Schlüsselindustrie, die im Corona-Jahr 2020 Einbrüche bei Auftragseingang und Produktion verzeichnet hatte, optimistisch auf das laufende Jahr. Angesichts der sich rasch füllenden Auftragsbücher hatte der VDMA jüngst seine Prognose erhöht.
Der Verband rechnet damit, dass die Produktion in diesem Jahr um 10 Prozent auf 221 Milliarden Euro zulegt, statt wie zunächst erwartet um 7 Prozent. 2022 dürfte sie wieder das Niveau vor Corona erreichen. Im vergangenen Jahr war die Produktion um 12 Prozent eingebrochen.