Politik

Spanien und Corona: In „Krisenzeiten“ soll Beschlagnahme von Privateigentum erlaubt werden, Medien sollen mit Staat „zusammenarbeiten“

Spanien will angesichts der Corona-Krise eine neue Sicherheitsgesetzes-Reform durchsetzen. Der Reform zufolge soll der Staat im „Krisenzustand“ das Eigentum von Privatpersonen und Unternehmen konfiszieren dürfen. Doch auch die Medien sollen nicht verschont bleiben.
06.07.2021 21:04
Aktualisiert: 06.07.2021 21:04
Lesezeit: 2 min
Spanien und Corona: In „Krisenzeiten“ soll Beschlagnahme von Privateigentum erlaubt werden, Medien sollen mit Staat „zusammenarbeiten“
25.03.2018, Spanien, Barcelona: Polizisten stoßen mit Demonstranten zusammen, die für die Unabhängigkeit Kataloniens sind, und in Richtung des spanischen Regierungsgebäudes marschieren. (Foto: dpa) Foto: Emilio Morenatti

Laut der von der spanischen Regierung vorbereiteten Reform des nationalen Sicherheitsgesetzes müssen alle Erwachsenen dem Staat „persönliche Dienstleistungen“ erbringen, wenn in Spanien jemals eine Krise ausgerufen werden sollte. Der Gesetzentwurf, der die Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie berücksichtigt, sieht vor, dass alle Bürgerinnen und Bürger ausnahmslos den Anordnungen und Anweisungen der zuständigen Behörden Folge leisten müssen, wenn eine Krise – oder eine so genannte „Situation von Interesse für die nationale Sicherheit“ – ​​deklariert wird, berichtet die spanische Zeitung „El País“ wörtlich.

Die Reform sieht auch vor, dass Behörden alle Arten von Vermögenswerten vorübergehend beschlagnahmen oder vorübergehend besetzen und alle Aktivitäten einstellen können.

Im Wortlaut des Gesetzesentwurfs werden nicht ausdrücklich spanische Staatsbürger erwähnt, sondern alle Personen, die die Volljährigkeit erreicht haben. Es wird erwartet, dass die Art der benötigten Dienstleistungen und des angeforderten Materials von der Art der Krise abhängen, also ob es sich um einen Gesundheits-, Umwelt- oder Wirtschaftsnotfall handelt – obwohl dies in der Reform nicht ausdrücklich erwähnt wird. Der Text stellt jedoch klar, dass die ergriffenen Maßnahmen schrittweise, der Situation angemessen und nur bis zur Überwindung der Krise gelten sollen.

Das Dokument fügt hinzu, dass auch Unternehmen und juristische Personen mit den Behörden zusammenarbeiten müssen, um die Krise materiell oder durch die Bereitstellung von Dienstleistungen zu überwinden. Medienkommunikationsunternehmen müssen auch mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten, um Informationen zu veröffentlichen, die der Krisenprävention oder einem operativen Zweck dienen.

Der Wortlaut basiert auf Artikel 30 der spanischen Verfassung, der besagt, dass „Spanier die Pflicht und das Recht haben, Spanien zu verteidigen“. Dies ist derselbe Artikel, der die Wehrpflicht regelt, die 2001 ausgesetzt wurde.

Obwohl der Gesetzentwurf die Bürger verpflichtet, ihre Dienste und Vermögenswerte während einer Krise bereitzustellen, ist das Nationale Sicherheitsgesetz ein einfaches Gesetz, das zu rechtlichen Problemen führen könnte, da nur organische Gesetze die Grundrechte berühren können. Das 1991 verabschiedete Militärdienstgesetz war zum Beispiel organisch. Darüber hinaus ist es der Premierminister – nicht der Abgeordnetenkongress –, der dafür verantwortlich ist, eine Situation „von Interesse für die nationale Sicherheit“, also einen Krisenzustand, zu erklären. Dies geschieht durch königlichen Erlass und die Entscheidung wird dann umgehend dem Kongress und dem Senat mitgeteilt.

Das Dokument wurde am 22. Juni 2021 vom spanischen Kabinett einer ersten Lesung unterzogen. Sobald es die endgültige Genehmigung erhalten hat, wird es dem Kongress vorgelegt. Regionalregierungen und einige Fraktionen wurden bereits über den Inhalt informiert.

Eines der größten Probleme in den ersten Monaten der Coronavirus-Krise war beispielsweise der Mangel an lebenswichtigen Materialien wie Gesichtsmasken, Atemschutzmasken und persönlicher Schutzausrüstung (PSA). Die große Nachfrage nach diesen Produkten und das knappe Angebot führten zu Problemen, während Exportbeschränkungen aus den Erzeugerländern den Markt zusätzlich belasteten. Der Gesetzentwurf enthält Maßnahmen, die eine Wiederholung dieser Situation verhindern, die Versorgung mit lebensnotwendigen Ressourcen sicherstellen und die Selbstversorgung priorisieren sollen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autohäuser betrogen: Fake-Autos, echter Millionenschaden – Razzia in mehreren Bundesländern
19.12.2025

Fünf Verdächtige, mehrere Bundesländer, ein Schaden in Millionenhöhe: Autohäuser sollen auf scheinbar seriöse Angebote hereingefallen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hexensabbat: Großer Verfallstag an den Terminbörsen lässt Kurse tanzen
19.12.2025

Wenn an den Terminbörsen der Hexensabbat naht, steigt die Nervosität: Kontrakte laufen aus, Volumen schießt hoch, Kurse zucken. Anleger...

DWN
Politik
Politik Venezuela-Sanktionen: Machtprobe auf See mit globalen Folgen
19.12.2025

Donald Trump greift im Machtkampf mit Caracas zu einem drastischen Mittel. Die vollständige Blockade sanktionierter Öl-Tanker soll...

DWN
Finanzen
Finanzen Aurubis-Aktie: Lieferkettenvorwürfe belasten Hamburger Kupferkonzern
19.12.2025

Gegen den Hamburger Kupferkonzern Aurubis sind neue Beschwerden nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz eingereicht worden. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erzeugerpreise sinken weiter: Energie drückt den Index
19.12.2025

Sinkende Energiepreise drücken die Erzeugerpreise in Deutschland weiter nach unten. Der Abstand zum Vorjahr wächst, während sich im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt weiter: Alarmzeichen zum Jahresende für den deutschen Arbeitsmarkt
19.12.2025

Trotz Konjunkturpaket kippt die Stimmung am Arbeitsmarkt: Das Beschäftigungsbarometer fällt weiter und signalisiert wachsende...

DWN
Politik
Politik EU sichert Ukraine-Finanzierung bis 2027 – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Baugenehmigungen steigen wieder: Eigenheime besonders gefragt
19.12.2025

Nach langer Flaute werden in Deutschland wieder deutlich mehr Wohnungen genehmigt. Vor allem bei Einfamilienhäusern zieht die Nachfrage...