Angesichts durchwachsener Konjunkturaussichten in der Coronakrise bleibt Japans Notenbank bei ihrem sehr lockeren Kurs. Die eher mauen wirtschaftlichen Perspektiven würden sich mit dem Impffortschritten zwar aufhellen, sagte Zentralbankchef Haruhiko Kuroda am Freitag. Die mit der Corona-Krise verbundene Unsicherheit sei jedoch noch groß.
Die Notenbank will daher bei Bedarf zügig zusätzliche Konjunkturhilfe leisten. Sie beließ ihr kurzfristiges Zinsziel nun bei minus 0,1 Prozent und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. Zugleich will sie sich verstärkt für den Klimaschutz engagieren und künftig grüne Fremdwährungsanleihen von Staaten und ausländischen Institutionen erwerben. Dafür sollen die Währungsreserven des Landes angezapft werden.
Doch gilt diese Initiative eher als symbolischer Akt, da die BoJ nur rund 70 Milliarden Dollar (rund 59,2 Milliarden Euro) an dem Devisenschatz hält, das Finanzministerium hingegen den Löwenanteil mit 1,4 Billionen Dollar. Zudem sollen Finanzinstitute angeregt werden, mehr zur Bekämpfung des Klimawandels zu unternehmen. Unterstützt werden sollen unter anderem die Vergabe grüner und nachhaltigkeitsbezogener Kredite und die Investition in solche Anleihen. Das Programm soll noch dieses Jahr starten und eine Laufzeit bis zum Fiskaljahr 2030 haben.
"Die Notenbank in Tokio betonte abermals die ökonomischen Risiken, die der Klimawandel in Japan auslösen kann", erläuterte NordLB-Analyst Tobias Basse. Die BoJ wolle an dieser Stelle helfen und sich den Herausforderungen zügig stellen. "Sie agiert inzwischen folglich nicht nur mit ruhiger Hand, sondern auch mit grünem Daumen."
Die Tokioter Währungshüter folgen dem Vorbild anderer Notenbanken. So hat die EZB ausdrücklich die Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten in ihr Strategieheft geschrieben. Die BoJ will künftig auch stärker die durch den Klimawandel entstehenden Risiken für Finanzhäuser in den Blick nehmen. Solche Gefahren können extreme Wettergeschehen sein wie Stürme oder Überschwemmungen. Starker Regen hat jüngst in der Stadt Atami im Umland von Tokio einen Erdrutsch ausgelöst.
Zugleich hat der Fernost-Staat die Pandemiekrise noch längst nicht hinter sich gelassen. Jüngst verlängerte Ministerpräsident Yoshihide Suga den Corona-Notstand für die Hauptstadt-Region bis zum 22. August - und damit über den gesamten Zeitraum der Olympischen Spiele hinaus. Es müsse verhindert werden, dass sich das Virus von Tokio aus im ganzen Land ausbreite, hieß es zur Begründung. Zwar ist Japan im Vergleich zu anderen Ländern von dramatischen Ausbrüchen verschont geblieben, die Immunisierungskampagne verläuft aber eher schleppend.
PANDEMIE LASTET AUF KONJUNKTUR
Die Währungshüter senkten angesichts der Pandemie-Lage ihren Wachstumsausblick für das laufende Jahr. Sie gehen aber auf Sicht von einer moderaten Konjunkturerholung aus. Sie rechnen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in dem bis März 2022 laufenden Haushaltsjahr um 3,8 Prozent wachsen dürfte. Im April hatten sie noch 4,0 Prozent angesetzt.
Die Währungshüter schraubten zugleich ihre Prognose für das nächste Fiskaljahr auf 2,7 Prozent von zuvor 2,4 Prozent nach oben. Zur Begründung verwiesen sie darauf, dass die Auswirkungen der Pandemie mit dem Voranschreiten der Impfkampagne nachlassen und der Konsum anziehen dürften: "Aber der Ausblick ist höchst ungewiss, da die Volkswirtschaften im In- und Ausland von den Entwicklungen in Bezug auf die Pandemie beeinflusst werden könnten."