Finanzen

Japans Notenbank hält Zinsen niedrig und betreibt nun auch Klimaschutz

Japans Zentralbank hält den Leitzins bei minus 0,1 Prozent. Zudem plant sie den Kauf von grünen Fremdwährungsanleihen.
16.07.2021 11:38
Lesezeit: 2 min

Angesichts durchwachsener Konjunkturaussichten in der Coronakrise bleibt Japans Notenbank bei ihrem sehr lockeren Kurs. Die eher mauen wirtschaftlichen Perspektiven würden sich mit dem Impffortschritten zwar aufhellen, sagte Zentralbankchef Haruhiko Kuroda am Freitag. Die mit der Corona-Krise verbundene Unsicherheit sei jedoch noch groß.

Die Notenbank will daher bei Bedarf zügig zusätzliche Konjunkturhilfe leisten. Sie beließ ihr kurzfristiges Zinsziel nun bei minus 0,1 Prozent und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. Zugleich will sie sich verstärkt für den Klimaschutz engagieren und künftig grüne Fremdwährungsanleihen von Staaten und ausländischen Institutionen erwerben. Dafür sollen die Währungsreserven des Landes angezapft werden.

Doch gilt diese Initiative eher als symbolischer Akt, da die BoJ nur rund 70 Milliarden Dollar (rund 59,2 Milliarden Euro) an dem Devisenschatz hält, das Finanzministerium hingegen den Löwenanteil mit 1,4 Billionen Dollar. Zudem sollen Finanzinstitute angeregt werden, mehr zur Bekämpfung des Klimawandels zu unternehmen. Unterstützt werden sollen unter anderem die Vergabe grüner und nachhaltigkeitsbezogener Kredite und die Investition in solche Anleihen. Das Programm soll noch dieses Jahr starten und eine Laufzeit bis zum Fiskaljahr 2030 haben.

"Die Notenbank in Tokio betonte abermals die ökonomischen Risiken, die der Klimawandel in Japan auslösen kann", erläuterte NordLB-Analyst Tobias Basse. Die BoJ wolle an dieser Stelle helfen und sich den Herausforderungen zügig stellen. "Sie agiert inzwischen folglich nicht nur mit ruhiger Hand, sondern auch mit grünem Daumen."

Die Tokioter Währungshüter folgen dem Vorbild anderer Notenbanken. So hat die EZB ausdrücklich die Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten in ihr Strategieheft geschrieben. Die BoJ will künftig auch stärker die durch den Klimawandel entstehenden Risiken für Finanzhäuser in den Blick nehmen. Solche Gefahren können extreme Wettergeschehen sein wie Stürme oder Überschwemmungen. Starker Regen hat jüngst in der Stadt Atami im Umland von Tokio einen Erdrutsch ausgelöst.

Zugleich hat der Fernost-Staat die Pandemiekrise noch längst nicht hinter sich gelassen. Jüngst verlängerte Ministerpräsident Yoshihide Suga den Corona-Notstand für die Hauptstadt-Region bis zum 22. August - und damit über den gesamten Zeitraum der Olympischen Spiele hinaus. Es müsse verhindert werden, dass sich das Virus von Tokio aus im ganzen Land ausbreite, hieß es zur Begründung. Zwar ist Japan im Vergleich zu anderen Ländern von dramatischen Ausbrüchen verschont geblieben, die Immunisierungskampagne verläuft aber eher schleppend.

PANDEMIE LASTET AUF KONJUNKTUR

Die Währungshüter senkten angesichts der Pandemie-Lage ihren Wachstumsausblick für das laufende Jahr. Sie gehen aber auf Sicht von einer moderaten Konjunkturerholung aus. Sie rechnen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in dem bis März 2022 laufenden Haushaltsjahr um 3,8 Prozent wachsen dürfte. Im April hatten sie noch 4,0 Prozent angesetzt.

Die Währungshüter schraubten zugleich ihre Prognose für das nächste Fiskaljahr auf 2,7 Prozent von zuvor 2,4 Prozent nach oben. Zur Begründung verwiesen sie darauf, dass die Auswirkungen der Pandemie mit dem Voranschreiten der Impfkampagne nachlassen und der Konsum anziehen dürften: "Aber der Ausblick ist höchst ungewiss, da die Volkswirtschaften im In- und Ausland von den Entwicklungen in Bezug auf die Pandemie beeinflusst werden könnten."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...