Politik

Leere Regale und volle Mülltonnen: Staatlich angeordnete Corona-Isolation bringt Großbritannien an den Rand des Kollapses

Lesezeit: 2 min
23.07.2021 11:18  Aktualisiert: 23.07.2021 11:18
Die staatlich verordnete Isolierung von Millionen Bürgern bringt das Gesamtsystem an den Rand des Kollapses.
Leere Regale und volle Mülltonnen: Staatlich angeordnete Corona-Isolation bringt Großbritannien an den Rand des Kollapses
London im Abendlicht. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die hohe Zahl an Menschen in coronabedingter Quarantäne bereitet in Großbritannien immer mehr Probleme. Mehrere Supermarktketten entschuldigten sich am Donnerstag für teilweise leere Regale. Der Chef der Kette Iceland, Richard Walker, warnte vor Hamsterkäufen. Es gebe genug Waren, versicherte er. Woran es fehle, seien Mitarbeiter.

Das bereitet auch in vielen anderen Bereichen Schwierigkeiten. Wie die BBC berichtete, konnten teilweise Mülltonnen nicht geleert werden. Auch die Polizei warnte vor längeren Wartezeiten, da viele Kräfte fehlten. Schulen gingen wegen Lehrermangels teilweise schon früher in die Sommerferien, und Tankstellen wurden vorübergehend geschlossen.

Allein in der zweiten Juli-Woche wurden durch die britische Corona-Warnapp etwa 620 000 Menschen in England und Wales "gepingt", also in häusliche Quarantäne geschickt, weil sie als Kontaktpersonen identifiziert wurden. Schätzungen zufolge sollen sich derzeit rund 1,7 Millionen Briten selbst isolieren.

Angesichts weiterhin steigender Infektionszahlen und der Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen in England dürfte sich dieses Problem auch noch weiter verschärfen. Die Delta-Variante lässt die Corona-Zahlen trotz einer sehr hohen Impfquote von 88 Prozent aller Bürger im Vereinigten Königreich weiter ansteigen. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner lag zuletzt bei 472 (Stand: 16. Juli).

Die "Pingdemic", wie das Phänomen von britischen Medien bezeichnet wird, hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob vollständig Geimpfte der Pflichtquarantäne entgehen können und sich stattdessen täglich testen dürfen. Ab Mitte August soll diese Regelung gelten. Bislang gelten Ausnahmen jedoch nur für Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Pilotprojektes oder etwa für Beschäftigte des Gesundheitsdienstes. Viele Branchen, darunter der Einzelhandelsverband British Retail Consortium sowie die Fleischindustrie, fordern weitere Ausnahmen für ihre Beschäftigten.

Für die leere Supermarktregale scheint indessen nicht nur die Pandemie verantwortlich zu sein, sondern auch der Brexit und die derzeit große Hitze in Großbritannien, wie Branchen-Experte Bryan Roberts von Shopfloor Insights der BBC am Donnerstag erklärte. Verbände schätzen, dass dem Vereinigten Königreich bis zu 100 000 Lkw-Fahrer fehlen - ein Job, den bislang viele Osteuropäer gemacht haben. Seit dem Brexit benötigen EU-Bürger, die in Großbritannien arbeiten wollen, jedoch teure Arbeitsvisa. Frischware wie Obst und Gemüse importiert Großbritannien zu großen Teilen aus der EU. Hinzu kämen die hohen Temperaturen von mehr als 30 Grad in dieser Woche, die zum Ausfall von Kühlregalen führten, so der Experte weiter.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...

DWN
Technologie
Technologie Patentamt: Deutsche Industrie macht Tempo bei KI-Entwicklung
18.03.2024

Vom Patentamt kommen gute Nachrichten: Industrie und Wissenschaft in Deutschland machen in Forschung und Entwicklung deutlich mehr Tempo...