Deutschland

Das sagen Ökonomen zum schlechten Geschäftsklima in Deutschland

Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich eingetrübt. Jetzt äußern sich namhafte Ökonomen zur Stimmung bei den Unternehmen.
26.07.2021 15:20
Aktualisiert: 26.07.2021 15:20
Lesezeit: 1 min

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend eingetrübt. Der Ifo-Index für das Geschäftsklima sank um 0,9 Punkte auf 100,8 Zähler, wie das Münchner Institut am Montag bekanntgab. Ausschlaggebend für den Rückgang ist die Einschätzung der künftigen Geschäfte. Hier ging der entsprechende Indexwert zurück, während die Bewertung der aktuellen Lage erneut besser war.

Einschätzungen von Ökonomen im Überblick:

Ulrich Kater, Chefvolkswirt Dekabank: „Nach der bisherigen Erholungs-Euphorie ist die deutsche Wirtschaft im harten Post-Corona-Alltag angekommen. Trotz fortschreitender Impfkampagnen belastet die Pandemie weiterhin die wirtschaftlichen Aktivitäten. Im Dienstleistungssektor geht zwar die Wirtschaftsleistung deutlich wieder nach oben, hier wird die Stimmung jedoch durch die Aussicht auf wieder steigende Corona-Neuinfektionen in der nächsten Welle getrübt. Künftig werden steigende Fallzahlen bei geringerer Krankenhausbelastung wahrscheinlich die Regel sein, dies führt jedoch vorübergehend zu einer steigenden Anzahl von Quarantänen und damit zu Arbeitsausfällen.“

Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank: „Die bis zuletzt stark gestiegene Beurteilung der gegenwärtige Geschäftslage stützt unsere Prognose, dass die deutsche Wirtschaft im Sommerhalbjahr kräftig wächst. So erwarten wir für das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal ein Plus von 2,5 Prozent. Die vierte Corona-Welle und die Reaktion der Politik darauf dürften die Wirtschaft im vierten Quartal jedoch belasten. Wir rechnen mit einer massiven Verlangsamung des Wachstums, aber nicht mit einem Schrumpfen der Wirtschaft, weil es wohl nicht zu einem undifferenzierten Lockdown kommen wird.“

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank: „Der Pandemieverlauf ist weiterhin ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung. Trotz hoher Impfquoten ist die Herdenimmunität ein großes Stück weit entfernt und in vielen Schwellenländern kann die Delta-Variante aufgrund fehlender Vakzine ungehindert um sich greifen. Es wird noch längere Zeit brauchen, ehe das Virusgeschehen als Risikofaktor entfällt.“

Jens-Oliver Niklasch, Analyst Landesbank Baden-Württemberg: „Der überraschende Fall des Geschäftsklimas dürfte auf die wieder steigenden Infektionszahlen und die anhaltenden Lieferengpässen in manchen Bereichen zurückzuführen sein. Die Zahl zeigt, dass es wohl weiter aufwärts gehen dürfte, aber vielleicht nicht so schnell wie gedacht. Und mit Rückschlägen ist jederzeit zu rechnen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...