Bundesaußenminister Heiko Maas droht mit einem Stopp der finanziellen Unterstützung für Afghanistan, sollten die radikal-islamischen Taliban dort ein Kalifat errichten. "Wir geben jedes Jahr 430 Millionen Euro. Wir werden keinen Cent mehr nach Afghanistan geben, wenn die Taliban dieses Land komplett übernommen haben, die Scharia einführen und dieses Land ein Kalifat wird", sagte Maas am Donnerstag im ZDF. Ohne internationale Hilfe sei Afghanistan aber nicht lebensfähig. Den Taliban sei klar, dass sie darauf angewiesen seien.
"Es wird nicht so sein, dass die Taliban dieses Land alleine übernehmen, sondern sie wollen ein Teil der Regierung sein, sie wollen der mächtigere Teil der Regierung sein", sagte Maas. Es werde darum gehen, wie die Verfassung aussehen und welche Rechte es geben werde. "Soll das ein Kalifat werden? Das ist etwas, was wir nicht mittragen werden."
Seit dem Beginn des internationalen Truppen-Abzugs bringen die Taliban immer mehr Gebiete in Afghanistan unter ihre Kontrolle. Einschätzungen von US-Geheimdiensten, wonach die Aufständischen binnen 90 Tagen auch die Hauptstadt Kabul einnehmen könnten, bezeichnete Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer im Deutschlandfunk als "Worst-Case-Szenario". Es gebe unterschiedliche Analysen bis hin zu Szenarien, in denen die Taliban von einem Sturm auf Kabul absähen, weil sie eine andere Strategie verfolgten. Es sei im Moment schwer, abschließend zu beurteilen, welche Haltung sich bei den Taliban durchsetze.
Russland verstärkt zentralasiatische Militärbasis nahe Afghanistan