Unternehmen

Innenstädte: Berliner Entwickler baut verwaiste Kaufhäuser zu Seniorenheimen um

Die Innenstädte stehen besonders unter Druck, weil durch die Pandemie viele Geschäfte schließen. Der Berliner Entwickler für Seniorenheime, Terragon, hat dafür eine ganz besondere Idee.
01.09.2021 17:25
Aktualisiert: 01.09.2021 17:25
Lesezeit: 2 min
Innenstädte: Berliner Entwickler baut verwaiste Kaufhäuser zu Seniorenheimen um
Ein Schild "Vitrine ab sofort zu vermieten" in einer Innenstadt. (Foto: dpa) Foto: Robert Michael

Die Innenstädte sind von der Corona-Krise besonders betroffen: Denn viele Kaufhäuser, aber auch andere Geschäfte und Büros haben in den vergangenen anderthalb Pandemiejahren schließen müssen. Aus einem Bericht der Bauministerkonferenz von Bund und Ländern Mitte August geht hervor, dass eine zunehmende Verödung vor allem in mittelgroßen und kleineren Städten zu beobachten sei.

Der Berliner Entwickler Terragon AG hat eine ungewöhnliche Idee, um den Zentren der Städte wieder Leben einzuhauchen. Das Unternehmen will leerstehende Kaufhäuser in Betreutes Wohnen umwandeln. „Wenn sich die Immobilie in zentralen Innenstadtbereichen befindet, bieten sich Seniorenwohnen durchaus an. Die fußläufige Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Angeboten ist für die ältere Generation entscheidend“, sagte der CEO von Terragon, Michael Held, den DWN.

Hintergrund: Das Unternehmen prüft derzeit an mehreren Standorten die Möglichkeit für Umnutzungen. In der Wilhelmshavener Innenstadt zum Beispiel hat der Entwickler ein Grundstück erworben, auf dem früher ein C&A-Kaufhaus stand. Dort gibt es schon konkrete Pläne für ein Objekt für Senioren-Premiumwohnen. Das ist ein Neubauprojekt, bei dem bis 2024 insgesamt 157 Servicewohnungen für Senioren sowie eine Tagespflege mit 25 Plätzen entstehen. Auch ist eine Tiefgarage mit 68 Pkw-Stellplätzen geplant. Baustart ist ab 2022.

Hintergrund: Die Umnutzung der Objekte in der Innenstädte in Seniorenheime macht nicht zuletzt deswegen Sinn, weil die Gesellschaft in Deutschland immer älter wird. Damit steigt auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen und der Bedarf nach Pflegeeinrichtungen.

Wie das "Deutsche Krankenhaus-Institut" (DKI) einmal in einer Studie aus dem Jahr 2019 errechnet hat, lag die Zahl der Pflegebedürftigen 2015 bei 783.400. Sie wird sich wohl den Experten zufolge bis 2030 um mehr als ein Fünftel auf 947.700 vergrößern, wenn man die Annahme zugrunde legt, dass sich die Fallzahlen im Prognosezeitraum genauso entwickeln werden wie im Durchschnitt der letzten Jahre.

Politiker und Organisationen diskutieren beste Lösung für die Zentren

Doch ist dies bei weiterm nicht die einzige Idee, wie sich die Zentren der Städte umnutzen lassen. Politiker, die Vertreter von Interessenorganisationen und wissenschaftlicher Einrichtungen diskutieren sich schon seit sehr geraumer Zeit die Köpfe heiß, wie es am besten weitergeht. Mitte August haben beispielsweise das IFH KÖLN und die METRO AG eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, das die Gastronomie, die sehr unter Pandemie gelitten haben, "ein elementarer Faktor" sei, um die Zentren wieder zu beleben.

„Wir wollen sie neu denken, die Nutzungen mischen – mit mehr Kultur, sozialen Einrichtungen, Freiräumen, Handwerk, aber auch Wohnen, Produzieren und mehr Grün mitten in der Stadt", schaltete sich auch Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, in die Debatte ein. "Die Mischung macht´s, denn Handel wird nicht überall durch Handel ersetzt werden können. Corona hat diese Entwicklung noch beschleunigt", erklärte Dedy.

Das bedeutet, dass die Idee der Terragon AG, dort Seniorenheime einzurichten, wohl eher ungewöhnlich ist. Dabei wies der CEO des Entwicklers auch auf Herausforderungen hin: "Ob sich eine Umwandlung eines Kaufhauses in Betreutes Wohnen wirklich lohnt, kann man pauschal aber nicht sagen. Hier ist eine Einzelfallprüfung nötig. Oftmals ist es baurechtlich nicht ohne weiteres möglich, einen hohen Wohnanteil in Stadtkerngebieten zu realisieren. So bedarf es unter Umständen Änderungen der Bebauungspläne durch die Verwaltung", erklärte der Manager.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung trübt sich stärker als erwartet ein
01.12.2025

Die Industriestimmung in der Eurozone zeigt sich schwach am Jahresende: Der Einkaufsmanagerindex ist im November erneut unter die...