Deutschland

Weltärztechef fordert PCR-Testpflicht für Öffentlichen Nahverkehr

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, favorisiert strengere Maßnahmen, um den steigenden Infektionszahlen zu begegnen. Diese sollen auch als Impfanreiz dienen.
09.09.2021 10:59
Lesezeit: 2 min

Im Kampf gegen die vierte Pandemie-Welle hat sich der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, für eine Verschärfung von Corona-Beschränkungen ausgesprochen. Es werde kaum reichen, die Impfquote durch mobile Angebote zu erhöhen. «Um die vierte Welle zu brechen, bevor sie dramatisch wird, sollte man jetzt bundesweit überall dort, wo es möglich ist, eine 2G-Regel einführen», sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dort, wo es nicht praktikabel wäre, Ungeimpfte auszuschließen, wie etwa im Öffentlichen Nahverkehr, müsse dann zumindest eine strengere 3G-Regel gelten.

«Ungeimpfte müssten dann einen aktuellen PCR-Tests vorweisen. Ein einfacher Schnelltest dürfte nicht mehr ausreichen», sagte Montgomery. Eine solche erweiterte 2G-Regel könne der nötige Anreiz sein, sich impfen zu lassen.

Mit Blick auf Herbst und Winter gilt für bestimmte Innenräume wie Veranstaltungen und die Gastronomie bundesweit die so genannte 3G-Regel: Zugang nur mit Nachweis als Geimpfter, Genesener oder negativ Getesteter.

Im Gespräch ist aber auch die teils schon angewandte 2G-Regel, also Zugang nur für Geimpfte oder Genesene. Aus Sicht von Bundesregierung und Robert Koch-Institut (RKI) droht ohne deutlich mehr Impfungen ein heftiger Verlauf der vierten Corona-Welle im Herbst. Rund zwei Drittel der Bevölkerung sind mindestens einmal geimpft, etwa 62 Prozent haben vollen Impfschutz. Angesichts des schleppenden Impffortschritts und steigender Inzidenzen wächst die Sorge vieler vor neuen Einschränkungen.

Aus Sicht von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich müssen Schulen davon ausgenommen bleiben. «Schulen und Kitas haben nach den Erfahrungen der vergangenen eineinhalb Jahre mit der Pandemie absolute Priorität. Schulen und Kitas dürfen nicht wieder eingeschränkt werden», sagte Mützenich der «Rheinischen Post» (Donnerstag). «Wir müssen beim Impfen besser werden, und auch der Impfstoff für die kleinen Kinder muss kommen.» Sollten die Warnwerte im Herbst und Winter noch einmal kräftig anziehen, setze er auf die Flexibilität in den Betrieben, um Einschränkungen in Schulen und Kitas zu vermeiden.

Steingende Infektionszahlen unter Schülerinnen und Schülern bereiten vielen Sorgen. «In der Tat ist das Infektionsgeschehen in der Altersgruppe, die Schulen besucht, derzeit besonders heftig», sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, der «Passauer neuen Presse» (Donnerstag). Das bedeute aber nicht, dass betroffene Schulen deswegen sofort geschlossen werden müssten.

Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, warf der Bundesregierung Versagen bei der Impfkampagne vor. «Man kann nicht aufhören mit der Pandemiebekämpfung, nur weil man im Wahlkampfmodus ist», sagte Hofreiter der «Heilbronner Stimme» (Donnerstag) und forderte: «Wir müssen noch aktiver auf die Menschen zugehen, es braucht Kreativität und bessere Informationsangebote, um für Impfungen zu werben.» Er sagte: «Wir könnten dank der Impfstoffe weitgehend unser ganz normales Leben zurückhaben. Jetzt droht aber eine vierte Welle, weil die Bundesregierung die Impfkampagne vor die Wand gefahren hat.»

Die Techniker Krankenkasse sah Sorgen nicht bestätigt, dass die Deutschen aus Angst vor einer Corona-Infektion noch stärker auf Vorsorgeuntersuchungen bei Ärzten verzichteten. «Die Deutschen sind schon seit Jahren Vorsorgemuffel. Durch die Pandemie wurde das viel zu niedrige Niveau allerdings nicht so dramatisch weiter gesenkt wie befürchtet», sagte der Vorstandsvorsitzende der Kasse, Jens Baas, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Während etwa 2019 bei der Kasse 23,8 Prozent der Anspruchsberechtigten eine Untersuchung zur Krebs-Früherkennung genutzt hätten, seien es 2020 mit 22,2 Prozent nur geringfügig weniger gewesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft COP30: Klimarisiko für Unternehmen und Entwicklungsstaaten steigt
12.11.2025

Entwicklungsstaaten erleiden die schwersten Schäden durch Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen. Doch auch Unternehmen spüren die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflationsrate: Verbraucherpreise sinken leicht auf 2,3 Prozent
12.11.2025

Die Inflationsrate in Deutschland sinkt leicht – doch Entwarnung gibt es nicht. Trotz rückläufiger Verbraucherpreise bleibt die...

DWN
Politik
Politik Reiche drängt China zu Lockerung der Exportregeln für seltene Erden
12.11.2025

Seltene Erden sind für Hightech, Auto- und Energiewende unverzichtbar. Doch Chinas Exportpolitik bedroht Europas Versorgungssicherheit....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen uneinheitlich: Die Angst vor dem Absturz wächst – und Trump schaut zu
11.11.2025

Die Rally an den US-Börsen wankt: Während der Leitindex Dow Jones am Dienstag stabil bleibt, dominieren beim Nasdaq Composite Index die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs: Erholungsversuch geht beim DAX aktuell weiter – Ende des US-Shutdowns in Sicht
11.11.2025

Der DAX-Kurs zeigt im Börsenhandel am Dienstag wieder seine aktuelle Stärke – doch wie nachhaltig ist der Aufwärtstrend beim DAX...

DWN
Finanzen
Finanzen Schuldenbremse: Reformplan von Bundesbank vorgelegt
11.11.2025

Die Bundesbank bringt mit einem Reformplan zur Schuldenbremse Bewegung in die Finanzpolitik. Ihr Vorschlag verspricht Investitionen,...

DWN
Politik
Politik Lawrows Verschwinden: Wo steckt eigentlich der russische Außenminister?
11.11.2025

Seit einigen Tagen bleibt der russische Außenminister Sergej Lawrow öffentlichen Terminen fern. Ist Lawrow bei Präsident Wladimir Putin...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Minus: Nvidia-Investor Softbank verkauft Aktien
11.11.2025

Nach einem starken Wochenstart der Tech-Werte an den US-Börsen richtet sich der Blick auf die Nvidia-Aktie. Während Anleger Hoffnungen...