Politik

Investitions-Ruine? Russisches Triumphgeschrei zu Nord Stream 2 ist laut Bütikofer verfrüht

Die Ostseepipeline Nord Stream 2 könnte nach Ansicht des Grünen-Europaabgeordneten Reinhard Bütikofer zur Investitionsruine werden.
18.09.2021 15:46
Aktualisiert: 18.09.2021 15:46
Lesezeit: 1 min
Investitions-Ruine? Russisches Triumphgeschrei zu Nord Stream 2 ist laut Bütikofer verfrüht
Der Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Die Ostseepipeline Nord Stream 2 könnte nach Ansicht des Grünen-Europaabgeordneten Reinhard Bütikofer zur Investitionsruine werden. „Das Triumphgeschrei, mit dem die russische Seite die Fertigstellung der Nord Stream 2 Pipeline feiert, ist verfrüht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Pipeline war vor wenigen Tagen fertiggestellt worden. Künftig sollen durch die Leitung jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland fließen. Bei russischen Nachbarländern wie Polen und den baltischen Staaten stößt das Projekt aber auf große Vorbehalte.

Die USA, die Ukraine und andere Staaten hatten gegen die Pipeline erbitterten Widerstand geleistet. Auf die Frage, ob die Fertigstellung des Projekts vergangene Woche ein großer Triumph für den russischen Präsidenten Wladimir Putin sei, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow gesagt: „Wenn Nord Stream 2 in Betrieb geht, dann sind die Energielieferanten ebenso die Gewinner wie die Verbraucher. Also alle.“

Auch wenn Nord Stream 2 jetzt gebaut sei, müsse die Pipeline die Erfordernisse des europäischen Rechts erfüllen, betonte Bütikofer. So gebe es etwa das Prinzip des sogenannten Unbundlings (Deutsch: Entflechtung). Dieses besage, dass Gasproduktion und Infrastruktur zur Lieferung nicht in einer Hand liegen dürfe, um Monopole zu verhindern. „Dieses Unbundling hat Gazprom bisher für die Pipeline nicht vorgenommen“, so Bütikofer mit Blick auf Nord Stream 2 und den russischen Gasriesen Gazprom. Zudem müssten laut europäischem Energierecht auch Dritte das Recht haben, in die Pipeline einzuspeisen, wofür Gazprom noch keine Lösung gefunden habe.

Für die Inbetriebnahme ist noch eine Zertifizierung durch die deutschen Behörden notwendig. Wann die Starterlaubnis vorliegt, ist nicht klar. Doch selbst wenn die Bundesnetzagentur den Betrieb genehmigen sollte, könne die EU-Kommission dem Projekt noch einen Strich durch die Rechnung machen, so Bütikofer. Sollte sie valide Argumente sehen, dass eine möglicherweise positive Entscheidung der Bundesnetzagentur gegen das europäische Energierecht verstößt, könnte die Pipeline laut Bütikofer eine „Investitionsruine“ werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Open Source: Warum Gemeinschaftsprojekte die Basis für Innovation bilden

Was einst als Nischenphänomen engagierter Entwickler begann, ist heute ein globales Innovationsökosystem, das von Freiwilligen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley in Bewegung: Amazon Web Services verliert Priorität bei Startups
23.10.2025

Das Silicon Valley steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Start-ups verschieben ihre Prioritäten und verändern die Nutzung klassischer...

DWN
Politik
Politik Reaktion auf den Ukraine-Krieg: US-Regierung verhängt Sanktionen gegen russische Öl-Firmen
23.10.2025

Trump drängt schon länger auf ein Ende des Ukraine-Kriegs, schwankt aber bei seinen Bemühungen darum. Nun verkünden die USA neue...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP wird vorsichtiger bei Cloudgeschäft - Aktie hin‑ und hergerissen
23.10.2025

Der Softwarekonzern steigert den Gewinn kräftig, doch für das wichtige Cloudgeschäft wird das Dax-Schwergewicht etwas zurückhaltender....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Einstieg in die Rüstungsindustrie: Laserspezialist Trumpf entwickelt System zur Drohnenabwehr
23.10.2025

Nach einem Rückgang von Umsatz und Gewinn will der Laser-Spezialist wieder wachsen – und hofft auf die Verteidigungsindustrie: Zusammen...

DWN
Politik
Politik Feldmarschall und Trump einig: Die Ukraine kann den Krieg nicht gewinnen
23.10.2025

Die diplomatischen Fronten im Ukraine-Krieg verschieben sich. Während Präsident Wolodymyr Selenskyj in Europa erneut um Unterstützung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt: Wo in Deutschland mehr und wo weniger Menschen arbeiten
23.10.2025

Die Zahl der Erwerbstätigen steigt allen Krisen zum Trotz – doch nicht überall in Deutschland geht es nach oben. Blickt man weiter...

DWN
Technologie
Technologie Forscher enthüllt: Neue Perowskit-Solarzellen liefern 30 % mehr Energie als Silizium
23.10.2025

Perowskit-Solarzellen gelten als der nächste große Sprung in der Photovoltaik. Der slowenische Forscher Marko Jošt erklärt, warum sie...

DWN
Technologie
Technologie KI im Fokus: Wie Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen günstiger machen könnte
22.10.2025

Künstliche Intelligenz verändert das Gesundheitswesen und könnte Diagnosen schneller und kostengünstiger machen. Besonders in der...