Politik

Lagebericht Afghanistan: Taliban liquidieren Kabuler Zelle des IS

Die Taliban haben eigenen Angaben zufolge eine Basis der IS-Miliz in der Hauptstadt Kabul ausgehoben. In anderen Regionen toben weiter Kämpfe.
04.10.2021 11:13
Aktualisiert: 04.10.2021 11:13
Lesezeit: 1 min
Lagebericht Afghanistan: Taliban liquidieren Kabuler Zelle des IS
Ein junger Taliban-Kämpfer zielt zum Spaß mit seinem Gewehr in Richtung Fotograf, während er vor einer Polizeistation in Kabul Wache hält. (Foto: dpa) Foto: Oliver Weiken

Wenige Stunden nach einem Anschlag auf eine Trauerfeier in der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Einheiten der Taliban Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) attackiert. Terroristen einer sogenannten Schläferzelle des IS-Khorasan - wie sich der IS in Afghanistan und Pakistan nennt - seien in einem Haus in Kabul gefangen worden, schrieb Taliban-Mitglied Muhammad Dschalal in der Nacht zu Montag auf Twitter. Drei IS-Terroristen seien durch ihre eigenen Sprengstoffgürtel „neutralisiert“ worden.

Zwei Anwohner sagten der Deutschen Presse-Agentur, sie hätten stundenlang den Klang schwerer Gefechte gehört. „Wir können es immer noch hören, aber wir wissen nicht, was vor sich geht.“ Eine Reihe von Häusern sei durch die Kämpfe beschädigt worden. Mehrere Gebäude stünden in Flammen, beispielsweise Benzin- und Gasgeschäfte.

Krieg zwischen Taliban und IS

Zuvor war in Kabul nahe der Trauerfeier für die Mutter eines hochrangigen Taliban-Funktionärs ein Bombenanschlag verübt worden. Der Sprecher des Taliban-Innenministeriums, Kari Said Chosti, sagte, mehrere Zivilisten seien bei der Explosion nahe dem Tor der bekannten Eidgah-Moschee ums Leben gekommen. Anderen Berichten zufolge soll es mindestens zwölf Tote und mehr als 32 Verletzte gegeben haben. Angeblich sollen mehrere führende Mitglieder der Islamisten an der Trauerfeier teilgenommen haben. Es war die erste Bombenexplosion in Kabul, die offenkundig eine Veranstaltung hochrangiger Taliban zum Ziel hatte.

Zunächst erklärte sich niemand für den Anschlag verantwortlich.

Der IS hat seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August eine Reihe von Anschlägen auf die Taliban für sich reklamiert. Am Freitag hatten IS-Kämpfer Mitglieder der Taliban in der nördlichen Parwan-Provinz angegriffen. Beobachtern zufolge scheint es, als werde der IS in immer mehr Gegenden aktiv. So hat der IS sich kürzlich zu Bombenanschlägen in der Stadt Dschalalabad im Osten des Landes bekannt, aber auch zu dem schweren Selbstmordattentat während der internationalen Evakuierungsflüge am Kabuler Flughafen im August. Die Taliban haben das Land zwar nach eigenen Angaben weitgehend unter Kontrolle, kämpfen aber auch noch gegen Reste der Truppen von Oppositionsführer Ahmad Massud in der Pandschir-Region nördlich von Kabul.

Der IS war in Afghanistan Anfang 2015 offen in Erscheinung getreten. Er will dort und auf pakistanischem Gebiet eine „Provinz“ namens IS-Khorasan etablieren und hat wiederholt Anschläge vor allem auf schiitische Muslime und deren Einrichtungen verübt. Die USA und afghanische Sicherheitskräfte griffen seine Stellungen in vergangenen Jahren mitunter mehrmals wöchentlich an. Mit den ebenfalls sunnitischen Taliban ist der IS trotz großer ideologischer Nähe verfeindet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China setzt Europa unter Druck: Billigimporte stellen globalen Handel und Sicherheit auf die Probe
26.10.2025

Der europäische Markt steht vor wachsenden Herausforderungen durch den massiven Zustrom importierter Waren aus China. Zwischen Logistik,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Von Bier bis Cola - viele Getränke werden teurer
26.10.2025

Nach Ankündigungen von Brauereien könnte es erstmals seit mehreren Jahren wieder zahlreiche Preiserhöhungen bei Bier geben. Krombacher...

DWN
Panorama
Panorama Abbrecherquote steigt weiter: Immer mehr verlassen die Schule ohne Abschluss
26.10.2025

Die Zahl derjenigen, die nicht wenigstens mit einem Hauptschul- oder vergleichbarem Zeugnis die Schule verlassen, steigt weiter. Woran das...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz Arbeitsmarkt: Warum die KI auch Manager ersetzt
26.10.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in Büros, Management...

DWN
Politik
Politik Peter Vesterbacka: Wenn Deutschland wie Estland wäre, hätte es 600 Einhörner
25.10.2025

Europa gilt zunehmend als unentschlossen, überreguliert und kraftlos – Begriffe, die sich in den vergangenen Jahren eingebürgert haben,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ausbildungsmarkt: Ausländische Azubis stützen Hotels und Gaststätten
25.10.2025

Das Hotel- und Gastgewerbe setzt bei der Nachwuchssicherung stark auf internationale Auszubildende. Doch fehlende Deutschkenntnisse bleiben...

DWN
Finanzen
Finanzen Seltene Erden als Investmentchance: Wie Anleger vom Rohstoffboom profitieren
25.10.2025

Seltene Erden sind das stille Rückgrat moderner Technologien – von E-Autos bis Windkraft. Ihre strategische Bedeutung wächst, weil...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Revolut Bank: Wie ein britisches Fintech Europas Bankenaltbau ins Wanken bringt
25.10.2025

Die Revolut Bank stellt das gesamte europäische Bankensystem infrage: Mit 75 Milliarden Dollar Bewertung, aggressiver Expansion und...