Politik

Neue Lage: USA unterstützen Frieden mit Syrien, um „arabische Gaspipeline“ wiederzubeleben

Die US-Regierung unterstützt Gespräche zwischen Syrien, Jordanien, Ägypten und dem Libanon. Durch eine Aussöhnung soll die „arabische Gaspipeline“ wiederbelebt werden, um dem US-Verbündeten Libanon vor einem Energie-Kollaps zu bewahren. Die syrische Regierung ist der größte Nutznießer dieser Änderung der US-Außenpolitik.
21.10.2021 11:41
Aktualisiert: 21.10.2021 11:41
Lesezeit: 2 min
Neue Lage: USA unterstützen Frieden mit Syrien, um „arabische Gaspipeline“ wiederzubeleben
Die „arabische Gaspipeline“ soll wiederbelebt werden. (Grafik: Neftegazru.com)

Das israelische nachrichtendienstliche Portal „DEBKAfile“ berichtet, dass die US-Regierung ihre Syrien-Politik regelrecht auf den „Kopf stellen“ will. „Obwohl die Biden-Regierung selbst Assad nicht mit offenen Armen willkommen heißen mag, hat sie eindeutig die Tür für andere offengelassen“, teilte ein hochrangiger US-Regierungsbeamter unter der Bedingung der Anonymität mit.

Der Hohe Kommissar des UNHCR, Filippo Grandi, hatte sich zuvor mit dem syrischen Außenminister Faisal Mekdad und dem Minister für lokale Verwaltung und Umwelt, Hussein Makhlouf, getroffen, so der „Middle East Monitor“. In einem Post auf seinem Twitter-Account erklärte er, er habe mit dem syrischen Regierung über Möglichkeiten gesprochen, „die Koordination bei der Bekämpfung der Binnenvertreibung zu verstärken und bei der Beseitigung von Hindernissen für die Rückkehr von Flüchtlingen zusammenzuarbeiten“. Er fügte hinzu: „Um Lösungen für entwurzelte Syrer zu finden, bedarf es der Bemühungen aller – Syriens, der Gastländer und der Geber.“

Am 3. Oktober 2021 führte Syriens Präsident Baschar al-Assad ein Telefongespräch mit Jordaniens König Abdullah II. Es handelte sich dabei um das erste Gespräch seit einem Jahrzehnt. Der jordanische Königshof sagte, die Staats- und Regierungschefs hätten über die Beziehungen zwischen den „verbrüderten Ländern und Möglichkeiten zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen ihnen“ gesprochen. Abdullah bekräftigte die Unterstützung seines Landes für „Bemühungen, die Souveränität, Stabilität, territoriale Integrität und Bevölkerung Syriens zu bewahren“, berichtet „Al Jazeera“.

„DEBKAfile“ zufolge hatte Joe Biden dem jordanischen König zu verstehen gegeben, dass Jordanien mit keinerlei Sanktionen rechnen müsse, falls das Königreich seine Beziehungen mit Syrien normalisieren wolle. Im September 2021 hatte Syriens Verteidigungsminister General Ali Abdullah Ayyoub Jordanien besucht. Dieser Besuch sei der Startschuss für das Vorgehen des jordanischen Königshofs gegen syrische Exil-Oppositionelle in Jordanien gewesen.

Anfang September 2021 veranstaltete Jordanien ein vierseitiges Treffen zwischen seinem Energieminister und seinen ägyptischen, libanesischen und syrischen Amtskollegen, bei dem die Wiederbelebung der „arabischen Gaspipeline“ diskutiert wurde, berichtet „TRT World“. Die „Jordan Times“ werteten dieses Treffen als diplomatischen Sieg für Damaskus.

„TRT World“ zufolge hängt die Änderung der US-amerikanischen Syrien-Politik vor allem mit der Tatsache zusammen, dass der Libanon vor einem totalen wirtschaftlichen Kollaps bewahrt werden soll. Die USA wollen eine Wiederbelebung der „arabischen Gaspipeline“ erzielen, damit der Libanon mit Energieträgern versorgt werden kann. Diese Änderung der US-Außenpolitik wurde offenbar hinter verschlossenen Türen mit Moskau kommuniziert.

Die „arabische Gaspipeline“ beginnt auf der Sinai-Halbinsel und verläuft über Jordanien bis an die Häfen Tripoli im Libanon und Baniyas in Syrien. Sie hat eine Länge von 1.200 Kilometer und wurde für 1,2 Milliarden Dollar gebaut.

Besonders interessant aus europäischer Sicht ist: Im September 2004 vereinbarten Ägypten, Jordanien, Syrien und der Libanon, die „arabische Gaspipeline“ mit dem irakischen Gasnetz zu verbinden, damit der Irak Gas nach Europa exportieren kann, so „Gulf Oil & Gas“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Importstopp russisches Gas: EU einig über Komplettverzicht auf Gas aus Russland
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Finanzen
Finanzen Wärmewende: Heizen ist teurer geworden - mal wieder
03.12.2025

Wer seine Wohnung schön warm haben wollte, musste in den Jahren 2022 und 2023 besonders tief in die Tasche greifen. Nun haben Experten die...

DWN
Politik
Politik Putin versucht in Europa, was nicht einmal Stalin gelang
03.12.2025

Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Zäsur. Neue Enthüllungen über Washingtons Verhandlungen, interne Machtkämpfe in Kiew und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...