Finanzen

Große Lawine an faulen Krediten wird „Mutter aller Krisen“ auslösen

Risikoexperten zufolge wird die Lawine an faulen Krediten, die im Verlauf der Corona-Krise entstanden ist, ab dem kommenden Jahr anrollen. Sollte sich diese Warnung bewahrheiten, würde es zu einer bisher noch nie dagewesenen Banken-Krise im Euro-Raum kommen.
06.11.2021 06:00
Lesezeit: 2 min
Große Lawine an faulen Krediten wird „Mutter aller Krisen“ auslösen
Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde. (Foto: dpa) Foto: Laurent Gillieron

„Die Folgen der Coronakrise drohen die deutschen Banken über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu belasten. So rechnen Risikomanager etlicher Kreditinstitute damit, dass sich die Corona-Pandemie erst nach und nach durch die Bankbilanzen frisst. Drei Viertel der Risikoexperten gehen davon aus, dass die Auswirkungen ihren Höhepunkt in den Jahren 2022, 2023 und 2024 finden. Das ergibt eine Umfrage der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS), deren Mitglieder beispielsweise notleidende Kredite am Sekundärmarkt erwerben oder entsprechende Dienstleister sind. Geantwortet haben 62 Risikomanager und Experten für das Management notleidender Kredite in deutschen Geldhäusern“, so das „Handelsblatt“.

Die EZB-Aufsicht hat Bedenken wegen möglicherweise zu rosiger Prognosen der Bankenbranche über die Entwicklung der faulen Kredite in den Bilanzen. Alle Institute erwarteten im Kern einen anhaltenden Rückgang der Wackelkredite bis mindestens Ende 2022, sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria einer Konferenz. „Und wir sind natürlich besorgt, dass die Erwartung ein bisschen zu optimistisch ist,“ fügte er hinzu. Im zweiten Quartal war die Quote fauler Bankkredite im Währungsraum (NPL-Quote) auf 2,3 Prozent gesunken von zuvor 2,5 Prozent im Auftaktquartal. Im kommenden Jahr droht eine regelrechte Lawine an faulen Bankkrediten.

Aus Sicht der Aufseher muss die Entwicklung vor dem Hintergrund auslaufender Unterstützungsmaßnahmen im Kampf gegen die Corona-Krise sorgfältig beobachtet werden. „Wir haben immer empfohlen, Banken sollten vorsichtig sein und nicht voreilig handeln, indem sie Rückstellungen auflösen und jetzt Profitabilität schaffen, was sie später bereuen könnten,“ sagte Enria.

Banken in Griechenland, Zypern, Bulgarien, Polen und Portugal haben einen besonders hohen Anteil an faulen Krediten in ihren Beständen. Das geht aus einer Statista-Grafik auf Basis von Daten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hervor. Auch in Italien, Spanien und Irland ist der Anteil vergleichsweise hoch.

Bloomberg Law“ wörtlich: Eine Billionen-Dollar-Welle notleidender Kredite könnte im nächsten Jahr in Europa als Folge der durch die Pandemie verursachten Wirtschaftskrise entstehen. Da staatliche Stützungsprogramme und Schuldenmoratorien im Laufe dieses Jahres auslaufen, werden die Verkäufe notleidender Kredite durch Banken, die versuchen, ihre Bilanzen zu bereinigen, laut einem Bericht des Beratungsunternehmens JLL im Jahr 2022 zunehmen.“

Die EU-Kommission nimmt an, dass in der Krise vielen Unternehmen das Geld für Zins und Tilgung fehlen könnte. Wie stark die Zunahme sein wird und wann dies zu erwarten ist, ist aber nach Angaben von EU-Beamten kaum abzuschätzen. Vor der Corona-Krise sei der Anteil ausfallgefährdeter Darlehen stark zurückgeführt worden von mehr als fünf auf nur noch 2,5 Prozent, sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Es gehe jetzt um Vorsorge. „Diese Strategie dient dazu, uns zu wappnen“, zitiert der „bankenverband“ die zuständige Kommissarin Mairead McGuinness. Nach ihren Worten könnte sich der Anteil fauler Krise bis zum Ende der Corona-Krise verdoppeln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Aufwertung: Sind jetzt Firmengewinne in Gefahr?
04.07.2025

Der starke Euro wird für Europas Konzerne zur Falle: Umsätze schrumpfen, Margen brechen ein – besonders für Firmen mit US-Geschäft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook greift auf Ihre Fotos zu – viele merken es nicht
04.07.2025

Eine neue Funktion erlaubt Facebook, alle Fotos vom Handy hochzuladen. Die meisten Nutzer merken nicht, was sie wirklich akzeptieren. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...