In letzter Zeit wurde einer Reihe von chinesischen Hyperschallwaffentests viel Aufmerksamkeit gewidmet. Doch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat das Pentagon in der ersten Novemberwoche eine Nukleareinheit mit Sitz in Mainz-Kastel, Südwestdeutschland, reaktiviert, die laut der Zeitung „The Irish Sun“ bald in der Lage sein wird, Hyperschallwaffen mit einer Geschwindigkeit von 2485 km/h auf Moskau abzufeuern. Das 56. Artilleriekommando wird dem Bericht zufolge mit Langstrecken-Hyperschallraketen vom Typ „Dark Eagle“ bewaffnet. Diese können Moskau in 21 Minuten und 30 Sekunden treffen. Zum letzten Mal war das Kommando im Jahr 1991 voll einsatzbereit.
„Von einem leeren Blatt Papier im März 2019 ausgehend haben wir diese Hardware zusammen mit unseren Industriepartnern und gemeinsamen Diensten in etwas mehr als zwei Jahren geliefert. Jetzt können Soldaten mit der Ausbildung beginnen“, teilte Generalleutnant L. Neil Thurgood in einer Stellungnahme mit Blick auf die Überschallraketen mit. Der kommandierende General der Artillerieeinheit, General Stephen Maranian, sagte, die Reaktivierung würde „der US-Armee in Europa und Afrika bedeutende Fähigkeiten bei Multi-Domain-Operationen verleihen“.
Unabhängig von „Dark Eagle“ wird das 56. Artilleriekommando weitere Waffen erhalten, darunter die bodengestützte Version des Tomahawk-Marschflugkörpers. Hyperschall-Raketen könnten für die NATO bahnbrechend sein, da die fortschrittlichsten Raketenabwehrschilde der Welt aufgrund hoher Geschwindigkeiten und einer unvorhersehbaren Flugbahn Schwierigkeiten haben, diese Waffen abzuschießen.
China und Russland liegen im Hyperschall-Rennen im Vergleich zu den USA beide vorne, so die „Financial Times“. Washingtons Hyperschall-Raketenplan für Deutschland deutet auf einen unvermeidlichen Kalten Krieg hin, in dem die Entwicklung von Hyperschallwaffen und Kampfjets der fünften Generation ein Wettbewerb zwischen den globalen Supermächten sein wird.
Russland antwortet mit Satelliten-Abschuss
Die Antwort der Russen auf die Reaktivierung der US-amerikanischen Atomeinheit auf deutschem Boden ließ nicht lange auf sich warten. Am 16. November 2021 teilte die Nachrichtenagentur dpa mit: „Russland hat mit dem Abschuss eines ausgedienten Satelliten heftige Kritik auf sich gezogen. Die US-Regierung warf Moskau vor, die Sicherheit von Raumfahrern auf der Internationalen Raumstation ISS durch den Test einer Anti-Satelliten-Rakete gefährdet zu haben. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte am Dienstag, das Militär habe am Montag ,erfolgreich einen Test durchgeführt, infolge dessen der ausgediente Raumflugkörper Zelina-D getroffen wurde‘. Zu Wochenbeginn wurde die ISS gleich zweimal geräumt, weil ihr Weltraumschrott nahe gekommen sein soll. In der Station hält sich seit ein paar Tagen auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer auf.“
US-Außenminister Antony Blinken sagte: „Wir verurteilen Russlands rücksichtslosen Test.“ Ähnlich äußerte sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Durch die Zerstörung eines Satelliten seien zahlreiche Trümmer entstanden, die nun ein Risiko für die ISS und die chinesische Raumstation darstellten. Der Test sei zudem besorgniserregend, weil er zeige, dass Russland neue Waffensysteme entwickele, die auch die Infrastruktur für zivile Navigations- und Kommunikationssysteme auf der Erde zerstören könnten.
Der Abschuss des Satelliten zeige deutlich, dass Russlands Behauptungen, es lehne die Militarisierung des Weltraums ab, „unaufrichtig und scheinheilig“ seien, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Die Bundesregierung zeigte sich „sehr besorgt“ über den Vorfall. „Dieses unverantwortliche Verhalten birgt ein hohes Risiko für Fehleinschätzungen und Eskalation“, teilte das Auswärtige Amt mit.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow wiederum nannte den Vorwurf, Moskau gefährde die friedliche Nutzung des Weltraums, „Heuchelei“. Es gebe dafür keinerlei Belege. Stattdessen treibe das Pentagon selbst „auf aktivste Art und Weise“ ein Wettrüsten im All voran, kritisierte Lawrow - etwa durch Tests von Angriffswaffen. Am Abend berichtete Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin von einem Telefonat mit Nasa-Chef Nelson, bei dem eine weitere Zusammenarbeit bezüglich der ISS bekräftigt worden sei. Er habe Nelson zudem nach Moskau eingeladen, schrieb Rogosin auf Telegram.
Die Nato hatte bereits im Juni beschlossen, dass Angriffe aus dem oder im Weltraum künftig nach Artikel 5 zur kollektiven Verteidigung als Bündnisfall behandelt werden können. Das gilt bisher für Angriffe am Boden oder im Luft-, See- oder Cyberraum.
Begründet wurde der Schritt unter anderem damit, dass Angriffe auf Satelliten im Fall eines Krieges genutzt werden könnten, um Teile des öffentlichen Lebens lahmzulegen. So könnten die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, Handynetze oder Navigationssysteme für den Straßen-, See- und Luftverkehr schwer beeinträchtigt werden. Denkbar ist auch, dass Satelliten als Trägersysteme für Waffen genutzt werden, die dann auf Ziele auf der Erde gerichtet werden.