Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben die Landeswährung Lira um acht Prozent auf ein neues Rekordtief gedrückt. Für einen Dollar mussten Investoren am Dienstag bis zu 12,49 Lira bezahlen und damit soviel wie noch nie. Erdogan heizte die Talfahrt der Lira erneut an, indem er am Montagabend die drastischen Zinssenkungen verteidigte und versicherte, seinen "wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg" trotz der breiten Kritik gewinnen zu wollen.
Damit hat die Lira in diesem Jahr bereits 40 Prozent ihres Werts verloren, davon fast 20 Prozent seit Beginn der vergangenen Woche. Erdogan setzt die Zentralbank unter Druck, damit diese ungeachtet einer Inflation von fast 20 Prozent die Zinsen senkt. Damit will er die Exporte, Investitionen und den Arbeitsmarkt in Schwung bringen.
Der ehemalige stellvertretende Zentralbankchef Semih Tumen, der letzten Monat von Erdogan entlassen wurde, forderte eine sofortige Rückkehr zu einer Politik, die den Wert der Lira schützt. "Dieses irrationale Experiment, das keine Aussicht auf Erfolg hat, muss sofort aufgegeben werden und wir müssen zu einer Qualitätspolitik zurückkehren, die den Wert der türkischen Lira und den Wohlstand des türkischen Volkes schützt", erklärte Tumen auf Twitter.
Die Zentralbank hatte ihren Leitzins vergangene Woche von 16 auf 15 Prozent gesenkt, obwohl die Inflationsrate auf fast 20 Prozent geklettert ist. Zugleich wurde für Dezember eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt.
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