Finanzen

BIZ will Hedge- und Investmentfonds stärker überwachen lassen

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich fordert eine verschärfte Überwachung von „Schattenbanken“.
06.12.2021 14:00
Aktualisiert: 06.12.2021 14:00
Lesezeit: 1 min
BIZ will Hedge- und Investmentfonds stärker überwachen lassen
Agustin Carstens. (Foto: dpa) Foto: Alex Cruz

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) fordert eindringlich dazu auf, Schattenbanken stärker zu überwachen. Angesichts jüngster Marktturbulenzen, in deren Zentrum solche Finanzfirmen standen, hält die BIZ eine engere Kontrolle für erforderlich, wie die in Basel ansässige „Notenbank der Notenbanken“ in ihrem am Montag veröffentlichten Quartalsbericht ausführte. „Solche wiederholten Vorkommnisse legen nahe, dass der Status quo nicht akzeptierbar ist“, schrieb BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens. Jüngste Turbulenzen an den Anleihemärkten zeigten, dass Schattenbanken sogar die Geldpolitik beeinflussen könnten.

Als „Schattenbanken“ werden Finanzfirmen abseits der traditionellen Bankenbranche bezeichnet, zu denen unteren anderem Hedge- und Geldmarktfonds, alternative Investmentfonds und spezielle Börsenhändler gezählt werden. Der BIZ zufolge kommen diese inzwischen für fast die Hälfte der weltweiten Finanzanlagen auf. Sie bieten Finanzierungsmöglichkeiten an, die traditionelle Banken nicht abdecken und erfüllen somit laut BIZ wichtige Funktionen im Finanzsystem. Allerdings können ihre Aktivitäten auch Börsenkrisen verstärken und die Stabilität des Finanzsystems untergraben. Zeitweise, wie im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Krise, mussten sogar Zentralbanken einschreiten, um die Finanzmärkte zu beruhigen.

Der aufsichtliche Rahmen für Schattenbanken müsse grundlegend überarbeitet werden, forderte Carstens. „Ein Element der Antwort sollte eine bessere Information durch stärkere Überwachung, erhöhte aufsichtliche Berichtspflichten und Offenlegung sein“, führte er aus. Zudem müsse sichergestellt werden, dass solche Finanzgesellschaften in guten Zeiten Kriegskassen aufbauen. Liquiditätshilfen der Notenbanken in Stresssituationen sollten nicht die einzigen Mittel bleiben, um die Lücken zu schließen.

In der Europäischen Union hat der Sektor trotz Corona-Krise zuletzt weiter an Bedeutung gewonnen. Im vierten Quartal 2020 verwalteten in der EU Finanzgesellschaften abseits der traditionellen Banken Vermögenswerte von 39,4 Billionen Euro, ein Plus von 1,5 Prozent binnen Jahresfrist, wie der Europäische Systemrisikorat (ESRB) im Sommer mitteilte. EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte vor einigen Monaten gewarnt, solche Finanzfirmen hätten in ihren Bilanzen erhebliche Liquiditäts- und Kreditrisiken angehäuft. In einem Abschwung seien diese Gesellschaften dann womöglich weniger in der Lage, Verluste zu verkraften. Das könne dann auch die Geldpolitik beeinträchtigen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsplatz 2030: Wie KI Bürojobs neu definiert
09.12.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in den Büroalltag...

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...