Deutschland

Zwei weitere Gasversorger stellen Belieferung ihrer Kunden ein

Die bundesweit tätigen Marken gas.de und Grünwelt haben die Belieferung ihrer Kunden eingestellt.
07.12.2021 15:24
Aktualisiert: 07.12.2021 15:24
Lesezeit: 2 min

Nach der Einstellung der Gaslieferungen an Haushaltskunden durch die bundesweit tätigen Marken gas.de und Grünwelt raten Verbraucherschützer, Einzugsermächtigungen und Daueraufträge zu kündigen. Anschließend solle man die aktuellen Zählerstände an den zuständigen Grundversorger melden, sagte Energierechtsexperte Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale NRW am Dienstag in Düsseldorf. Als Grundversorger gilt das Unternehmen, das in einem Netzgebiet die meisten Kunden beliefert.

Einige Strom- und Gasanbieter hatten zuletzt mitgeteilt, dass sie trotz laufender Vertragsverhältnisse die Belieferung einstellen werden. Um die Weiterbelieferung etwa mit Gas müssten Verbraucher sich nicht kümmern, heißt es bei Verbraucherschützern. Man falle automatisch in die «Ersatzversorgung». Dabei zahlten Kunden den örtlichen Grundversorgungstarif, so Schneidewindt. «Sollten Sie nicht erneut wechseln, gehen Sie drei Monate später automatisch in den Grundversorgungstarif über», erklärte das Vergleichsportal Check24.

Das im rheinischen Kaarst ansässige Unternehmen gas.de Versorgungsgesellschaft hatte nach eigenen Angaben seine Gaslieferungen mit Ablauf des 2. Dezembers eingestellt. Als Grund gab die Firma eine «nie dagewesene Preisexplosion an den europäischen Energiehandelsplätzen» an. Zuletzt habe sich der Gaspreis für Lieferungen in der kommenden Winterzeit in der Spitze um mehr als 400 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Dies sei nicht vorauszusehen gewesen.

Das Unternehmen kündigte unter der Überschrift «Beendigung von Erdgaslieferverträgen» eine «sachgerechte» Abwicklung der Kundenbeziehungen an. «So werden wir im Rahmen der Endabrechnung Ihnen zustehende Guthaben sowie auch (zeitanteilig) Neukundenboni an Sie auszahlen», hieß es auf einer Internetseite der beiden Marken. Dies solle innerhalb von sechs Wochen nach Liefereinstellung geschehen. Stromkunden von Grünwelt Energie sind laut dem Vergleichsportal Verivox nicht betroffen.

Schneidewindt hält wegen der vorzeitigen Beendigung auch einen Schadenersatzanspruch für möglich, wenn die Verbraucher im Ersatzversorgungstarif jetzt einen höheren Preis als vorher zahlen müssten. Dies sei vor allem für diejenigen relevant, deren Verträge noch eine lange Laufzeit hätten, sagte der Experte. Verbraucher sollten sich in diesem Fall an das Unternehmen wenden und erklären, dass sie die Ankündigung für nicht zulässig halten.

Bankrotte in Belgien

In Belgien hat der flämische Energieanbieter Vlaamse Energieleverancier Insolvenz angemeldet. Das teilte das Unternehmen auf seiner Website mit. Damit musste laut der Nachrichtenagentur Belga schon der zweite belgische Energieversorger mit Verweis auf die hohen Strom- und Gaspreise aufgeben. Zwei Insolvenzverwalter seien bestellt worden. Belga zufolge ging im September bereits Energy2Business insolvent.

Vlaamse Energieleverancier versorgt einem Bericht des Senders VRT zufolge rund 70 000 Haushalte in Flandern mit Ökostrom und Gas, produziert aber keine Energie selbst. Demnach konnte der Anbieter die gestiegenen Energiekosten nicht an die Verbraucher weitergeben. In Belgien haben sich die Großhandelspreise für Energie laut Belga in den letzten Monaten mehr als verdreifacht. Auch in anderen europäischen Ländern haben die rasant angestiegenen Preise zu Insolvenzen geführt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....