Finanzen

Leitzins bei minus 0,75 Prozent: Schweizer Notenbank bleibt bei expansiver Geldpolitik

Lesezeit: 1 min
16.12.2021 13:06  Aktualisiert: 16.12.2021 13:06
Die Schweizer Notenbank hält an ihrer extremen Billig-Geldpolitik fest.
Leitzins bei minus 0,75 Prozent: Schweizer Notenbank bleibt bei expansiver Geldpolitik
Ein Schweizer Franken-Schein und Münzen, fotografiert am 20.01.2015 in Osnabrück (Niedersachsen). (Foto: dpa)

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält vor dem Hintergrund des jüngsten Franken-Anstiegs auf den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren an ihrer bisherigen expansiven Geldpolitik fest. Den Leitzins und den Zins auf Sichteinlagen bei der Notenbank beließen die Währungshüter am Donnerstag bei minus 0,75 Prozent. Sie sind auch weiterhin bereit, sich mit Devisenmarktinterventionen gegen eine übermäßige und wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu stemmen. „Die SNB bleibt sich treu“ fasste Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, stellvertretend für viele andere Volkswirte zusammen. „Große geldpolitische Veränderungen stehen wohl vorerst nicht an.“

Die SNB ist dank einer vergleichsweise moderaten Teuerung in der Alpenrepublik und der robuste Wirtschaftslage des Landes in einer verhältnismäßig komfortablen Lage. Anders als etwa für die US-Notenbank (Fed) besteht kein Druck, den Krisenmodus bald zu verlassen. Sein Augenmerk richtet das dreiköpfige SNB-Direktorium um Präsident Thomas Jordan vor allem auf den Franken. „Die Höhe des Schweizer Frankens ist uns sehr wichtig“, sagte Jordan. „Der Wechselkurs ist ein wichtiges Element der monetären Bedingungen in der Schweiz, und wir beobachten ihn weiterhin sehr genau und berücksichtigen ihn.“ Eingriffe am Devisenmarkt seien ein wesentliches Element der SNB-Geldpolitik. Den Franken stuft die Notenbank weiterhin als hoch bewertet ein.

Andere große Notenbanken dagegen planen angesichts einer stark anziehenden Inflation eine Straffung ihrer Geldpolitik. So signalisierte die amerikanische Fed am Mittwoch für 2022 mehrere Zinserhöhungen. Und von der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Zinsentscheidung am frühen Nachmittag auf dem Programm steht, wird erwartet, dass sie den Ausstieg aus dem Pandemie-Krisenmodus einleiten wird.

Gar etwas optimistischer als zuletzt fällt die Konjunktureinschätzung der SNB für das zu Ende gehenden Jahr aus. Sie rechnet 2021 nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um rund 3,5 Prozent, nachdem sie im September noch von rund drei Prozent ausgegangen war. 2022 dürfte sich das Wachstum dann auf rund drei Prozent verlangsamen.

Die Teuerung dürfte der SNB zufolge 2021 und 2022 etwas stärker anziehen als bislang geschätzt. Die Verbraucherpreise dürften dieses Jahr um 0,6 Prozent steigen, im kommenden dann um 1,0 Prozent. An der Inflationsprognose von 0,6 Prozent im Jahr 2023 hält die Notenbank fest. Handlungsbedarf zeichnet sich für die SNB, die eine Inflation zwischen null und zwei Prozent anpeilt, damit nicht ab.

Von Reuters im Vorfeld der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB befragte Volkswirte hatten übereinstimmend unveränderte Zinsen prognostiziert. Die Währungshüter setzen seit bald sieben Jahren auf den weltweit tiefsten Negativzins und Fremdwährungskäufe, um eine übermäßige Aufwertung des Franken zu unterbinden.


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