Deutschland

Verkauf von Silvester-Feuerwerk erneut verboten – Pyroindustrie spricht von „Todesstoß“

Lesezeit: 1 min
18.12.2021 11:48
Zum zweiten Mal in Folge könnte der Jahreswechsel in Deutschland ungewöhnlich ruhig werden. Der Verkauf von Silvester-Feuerwerk ist erneut verboten. Kritikern geht dies allerdings nicht weit genug.
Verkauf von Silvester-Feuerwerk erneut verboten – Pyroindustrie spricht von „Todesstoß“
Das Silvesterfeuerwerk ist am 01.01.2014 über den Reichstag zu sehen. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wegen der Corona-Pandemie gilt zu Silvester in Deutschland erneut ein umfassendes Verkaufsverbot für Böller. Nach der Regelung, die der Bundesrat am Freitag gebilligt hat, darf wie schon im Vorjahr kein Feuerwerk über die Ladentheken gehen. Ziel ist es, Unfälle durch den unsachgemäßen Gebrauch von Knallkörpern und Raketen zu vermeiden und damit die durch Corona bereits extrem belasteten Krankenhäuser zu schonen. Mit dem Beschluss des Bundesrats wird eine Bund-Länder-Vereinbarung von Anfang Dezember umgesetzt.

„Die Krankenhäuser und Arztpraxen stehen seit Monaten massiv unter dem Druck der Pandemie“, hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bereits in der vergangenen Woche erklärt. „Wir wollen jetzt jede zusätzliche Belastung und jeden vermeidbaren medizinischen Notfall verhindern.“ In der Verordnung heißt es zur Begründung außerdem: „Ein bloßes Verbot des Abbrennens pyrotechnischer Gegenstände wäre nicht ausreichend.“ Die Erfahrung zeige, dass schon das Verwendungsverbot vor und nach Silvester regelmäßig unterlaufen werde.

Während die vom Bundesrat gebilligte Verordnung nur den Verkauf von Feuerwerkskörpern verbietet, haben zahlreiche Kommunen darüber hinaus das Abbrennen von Pyrotechnik an zentralen Plätzen untersagt. Ein solches Böllerverbot gilt etwa am Berliner Alexanderplatz und in weiten Teilen der Hamburger Innenstadt. Allerdings befürchten Kritiker, dass verstärkt illegale Böller aus Nachbarländern wie Polen eingeschmuggelt werden. Das Hauptzollamt Frankfurt (Oder) rechnet bis Jahresende mit 2,5 bis 3 Tonnen illegalem Feuerwerk - dabei gelten die sogenannten Polenböller als besonders gefährlich.

Der Verlust für die Hersteller von Feuerwerk durch das Verkaufsverbot wird in der Verordnung auf 122 Millionen Euro geschätzt. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) hatte bereits im Vorfeld der Bundesratsentscheidung von einem „Todesstoß“ für die gesamte Branche gesprochen. Den 3.000 Beschäftigten in Deutschland drohe dadurch die Arbeitslosigkeit.

Das Verkaufsverbot gilt vorerst nur für den unmittelbar bevorstehenden Jahreswechsel, obwohl Umwelt- und Tierschutzverbände seit Jahren ein grundsätzliches Feuerwerksverbot fordern. Neben der Verletzungsgefahr argumentieren sie unter anderem mit der Feinstaubbelastung, der Feuergefahr und dem Stress für Tiere. Als Vorbild gilt etwa Amsterdam, wo die Knallerei mittlerweile verboten ist.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...