Microsoft-Gründer Bill Gates, der laut Forbes ein Nettovermögen von 121 Milliarden Dollar sein Eigen nennt, ist der größte Besitzer von Agrarland in den USA. Über 18 Bundesstaaten verteilt soll der 66-Jährige insgesamt eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 110.000 Hektar besitzen (zum Vergleich: Berlin ist rund 89.000 Hektar groß). Gekauft und verwaltet wird das Land überwiegend durch die Gates-eigene Gesellschaft „Cascade Investments“. Cascade hatte bei Käufen von etlichen Ackerflächen die ortsansässigen Farmer deutlich überboten und damit teilweise aus dem Markt gedrängt. Amerikanische Landwirte sind zunehmend nicht mehr Inhaber, sondern nur noch Pächter ihrer bewirtschafteten Ackerflächen. Gates Agrar-Investitionen werden in den USA deshalb kritisch beäugt.
Riesige Renditen mit Agrarland
Mit seinem riesigen Ackerland-Portfolio ist Bill Gates wohl einer der größten finanziellen Gewinner der jüngsten Preisanstiege bei Nahrungsmitteln. Ackerland ist aber generell schon seit vielen Jahrzehnten ein fantastisches Investment gewesen. Wer 1970 als relativ junger Mensch in Agrarland investierte und es seitdem nicht verkauft hat, der hat eine historisch fast einmalige Investition getätigt. Besonders in der Stagflation der 1970er-Jahre performte Ackerboden herausragend, aber auch danach hat es eine kontinuierliche Wertsteigerung hingelegt.
Keine Anlageklasse – nicht einmal Aktien – konnte in den letzten 50 Jahren so hohe Renditen erzielen wie schnöder Ackerboden. Dazu ein paar konkrete Zahlen: US-Ackerland (NCREIF Farmland Index) erzielte seit 1972 eine annualisierte Rendite von grob 10 Prozent, während US-Immobilien (U.S. REIT-Index) nur 9, und der US-Aktienmarkt (S&P 500) sowie Gold jeweils nur rund 7 Prozent pro Jahr im Wert zulegten.
In den letzten fünfzig Jahren warf US-Ackerboden nach Inflation eine durchschnittliche jährliche Rendite von circa sechs Prozent ab. Auch nach dem Ende der Stagflation wuchs Agrarland beständig im Wert, was es seit 1990 zur mit Abstand besten Anlageklasse neben Immobilien macht.
Das ist insofern erstaunlich, als dass Agrar-Erzeugnisse mit dieser Entwicklung nicht einmal ansatzweise schritthalten können. Nach dem Ende der Stagflation verbilligten sich Agrarrohstoffe wieder deutlich und stagnierten dann jahrzehntelang. Die realen Preise für Agrarrohstoffe und Lebendvieh sanken inflationsbereinigt zwischen 1970 und 2000 insgesamt sogar um rund 60 Prozent. Analog zum breiten Rohstoffmarkt erreichten auch die realen Preise für Agrarrohstoffe ihren Tiefpunkt um die Jahrtausendwende.
Das erinnert natürlich an die Preisentwicklung von Immobilien, welche ebenfalls schon lange den Einnahmen (Mieten) davonläuft. Bei Ackerland und Agrarrohstoffen sieht es aber mittlerweile etwas anders aus. Die zum Teil explosiven Preisanstiege der letzten anderthalb Jahre bei etwa Weizen, Mais, Soja und Kaffee könnten sogar erst der Anfang einer ordentlichen Rallye gewesen sein.
Der Grund: Zu den Angebots-Knappheiten bei Nahrungsmitteln kommt hinzu, dass eine hohe Inflation, wie sie aktuell insbesondere in Europa und den USA grassiert, die Nachfrage nach Rohstoffen des täglichen Bedarfs traditionell nicht negativ beeinflusst. Wer in Agrarrohstoffe investiert, kann sogar von der Inflation profitieren. Essen müssen die Menschen schließlich immer – egal wie es um die Teuerungsrate oder den Konjunkturzyklus gerade bestellt ist. Das begünstigt die aktuelle Nahrungsmittel-Hausse.
Für die Superreichen ist Agrarland ein gutes Mittel zur Diversifikation
Ist Bill Gates ein überirdisches Investment-Genie, das all diese Entwicklungen vorhersehen konnte? Vermutlich nicht. Für die Reichen gilt Ackerland generell seit langem als eine attraktive – so gut wie nicht mit dem Aktienmarkt korrelierende – und stabile Anlageform. Außerdem hätte man kein Genie sein müssen, um (Agrar-)Rohstoffe dann zu kaufen, wenn sie gerade historisch billig sind – der Schweinezyklus ist eine ewige Konstante an den Rohstoff-Märkten.
Wer infolge von Corona und den politischen Reaktionen auf die Pandemie mit einer Stagflation gerechnet und dann die Top-Investments der 1970er-Stagflation (neben Agrarland waren das unter anderem Kaffee und Zucker) gekauft hat, der dürfte ebenfalls zu den großen investiven Profiteuren der Corona-Krise zählen. Tatsächlich ähneln die momentanen wirtschaftlichen Verhältnisse inklusive massiv steigender Energiepreise auffällig der Situation vor fünfzig Jahren. Es sieht so aus, als würden wir zum wiederholten Mal in eine massive Stagflation hineinlaufen.
Laut der US-Agrarbehörde USDA gibt es in den USA über 370 Millionen Hektar Ackerland, welches sich zu zwei Dritteln in Besitz von Farmern und Bauern und zu einem Drittel im Besitz von Groß-Investoren ist. Bill Gates war schon lange vor der Corona-Krise als der größte Agrarland-Investor in den gesamten USA bekannt.
Gates befindet sich in bester Gesellschaft. Die Investoren-Legende Warren Buffett, dessen Nettovermögen etwa 85 Milliarden US-Dollar beträgt, sagte einmal, dass „der Kauf von Ackerland außerhalb seiner Heimatstadt Omaha, Nebraska, eine seiner ursprünglichen, ältesten und besten langfristigen Investitionen war“.
Ein weiterer großer Agrarland-Investor ist Amazon-Chef Jeff Bezos, der in den USA knapp 170.000 Hektar Boden besitzen soll (das entspricht mehr als dem doppelten der Fläche des Stadtstaates Hamburg) – allerdings nicht nur Agrarland, sondern auch Wald und nicht bewirtschaftete Flächen. Interessant ist an dieser Stelle, dass Bezos´ Amazon-Konzern vor einigen Monaten für eine Legalisierung von Cannabis plädiert hatte. Welche Überlegungen könnten hinter dieser Lobby-Arbeit stecken?
Amazon schielt auf den Cannabis-Markt
Die Legalisierung von Cannabis in einigen US-Bundesstaaten hatte am Aktienmarkt eine regelrechte Rally auf die zahlreich neu gegründeten Hersteller entsprechender Produkte ausgelöst. Der Hype ist mittlerweile wieder etwas abgeflacht, aber Cannabis bleibt ein attraktiver Wachstumsmarkt. In fünf Jahren wird der globale Cannabis-Markt auf 100 Milliarden Dollar geschätzt. Marktführer "Curaleaf" hat an der Börse schon heute einen Marktwert von rund sechs Milliarden.
Womöglich will Amazon in diesem Feld selbst mitspielen und mit Eigenmarken im Cannabisbereich eine Menge Geld verdienen. Längst bietet der Versandriese auf seiner Plattform auch Lebensmittel an, der Verkauf von Cannabis könnte also derzeit nur an der Regulierung und nicht am Willen scheitern. Genügend Anbaufläche wäre zumindest schon mal vorhanden.