Finanzen

Bundesbank-Vizechefin sieht zunehmende Verwundbarkeiten im Finanzsystem

Die deutschen Finanzinstitute sollten sich laut Bundesbank-Vizechefin Claudia Buch besser für Krisen rüsten.
23.12.2021 14:52
Aktualisiert: 23.12.2021 14:52
Lesezeit: 1 min

Die deutschen Finanzinstitute sollten sich laut Bundesbank-Vizechefin Claudia Buch besser für Krisen rüsten. "Wir sehen im Moment zunehmende Verwundbarkeiten und ein nachlassendes Risikobewusstsein im Finanzsystem – überall steht die Suche nach Rendite im Vordergrund. Das macht mir Sorgen", warnte die 55-Jährige im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe). Relativ gesehen würden seit einiger Zeit mehr Kredite an schwächere Unternehmen vergeben.

Die "guten Unternehmen" könnten sich über Eigenmittel oder auch am Kapitalmarkt finanzieren. Die schwächeren Firmen seien hingegen viel stärker auf Bankkredite angewiesen. "Die internen Modelle der Banken weisen aber leider nicht gut aus, wie sich makroökonomische Risiken auswirken würden", so Buch. Banken könnten solche künftigen Risiken unterschätzen. Ihrer Meinung nach ist es wichtig, dass die Banken den in der Pandemie ausgesetzten antizyklischen Kapitalpuffer wieder aufbauen, um Reserven für schlechtere Zeiten zu haben.

Und auch die Preisentwicklung auf dem hiesigen Immobilienmarkt sieht Buch kritisch. "Es gibt einige Zutaten, die uns Sorge bereiten." Die Ökonomin erwähnte, dass die Preise zuletzt um etwa sieben Prozent gestiegen seien. Und auch die Kreditvergabe für Immobilien habe stark zugelegt. Mit einem breiten Instrument allein, wie dem antizyklischen Kapitalpuffer, könne Risiken am Immobilienmarkt nicht zielgenau begegnet werden. Sie verwies in dem Interview zugleich auf den Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien. Darin sei vorgesehen, die Rechtsgrundlage für weitere regulatorische Instrumente zu schaffen. "Jetzt geht es darum, den Instrumentenkasten zu erweitern", sagte die Bundesbank-Vizepräsidentin und fügte an: "Nicht unbedingt, um die neuen Instrumente unmittelbar einzusetzen, sondern um auf erhöhte Risiken vorbereitet zu sein."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...