Wirtschaft

Kann Australien sich von seiner „Kohle-Sucht“ lösen?

Australien befindet sich im Kreuzfeuer der Klimaaktivisten und weltweiter Staats- und Regierungschefs. Die Wirtschaft des Landes ist derart abhängig von der Kohlekraft, dass ein Verzicht auf diese Art der Energiegewinnung einen wirtschaftlichen Kollaps nach sich ziehen könnte.
11.01.2022 17:12
Lesezeit: 2 min
Kann Australien sich von seiner „Kohle-Sucht“ lösen?
Ein Arbeiter steht in einem Tagebau eines Braunkohlereviers vor einem Schaufelradbagger, der Braunkohle abträgt. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Unter den entwickelten Nationen ist Australien ein schwarzes Schaf. Das Land setzt immer noch für den Großteil seines Energiemixes auf Kohle, und seine Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sind halb so hoch wie in den USA und Großbritannien. Das kohlereiche Land will die Emissionen bis 2030 gegenüber 2005 nur um 26 Prozent senken. „Canberra hat sich auch geweigert, sich den zwei Dritteln der Länder anzuschließen, die bis 2050 Netto-Null-Emissionen versprochen haben“, berichtete die BBC im Oktober 2020. Die australische Wirtschaft ist weitgehend von Kohle abhängig. Australien ist der zweitgrößte Kohleexporteur der Welt (nach Indonesien) und Kohle ist der zweitgrößte Exporteur des Landes. Es sollte daher nicht überraschen, dass australische Politiker „Kohle-Loyalisten“ sind, selbst wenn die globale Kontrolle und der Klimadruck zunehmen.

Das vergangene Jahr war für die australische Kohleindustrie eine besonders turbulente Zeit, da Peking ein inoffizielles Embargo gegen australische Kohleimporte verhängte und riesige Schiffscontainer voller Fracht nach China auf See trieben. Obwohl China seinen einst kräftigen Verbrauch an australischer Kohle nicht wieder aufgenommen hat, haben sich viele weitere Märkte geöffnet, allen voran Indien, dessen eigene heimische Kohlevorräte Ende letzten Jahres gefährlich knapp wurden.

Während Kohle für Australien nach wie vor ein unerschütterlicher wirtschaftlicher Segen ist, wird es für Canberra politisch immer schwieriger, seine Kohleabhängigkeit international zu verteidigen. Die Regierung des australischen Premierministers Scott Morrison steht unter enormem Druck von globalen Staats- und Regierungschefs und Klimaaktivisten. Im vergangenen Jahr haben die Vereinten Nationen einen „Code Red for Humanityausgerufen , da die drohende Klimakrise ein beispielloses Handeln der Weltgemeinschaft erfordert, so „Oilprice.com“

Australien hat auf den wachsenden Druck zur Dekarbonisierung reagiert, indem es im aktuellen Jahr den größten Kohlehafen der Welt mit 100 Prozent erneuerbarer Energie versorgt, berichtet der „Guardian“. Der Hafen von Newcastle wird weiterhin als Kohlehafen mit einem Export von durchschnittlich 165 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fungieren, was von einigen als klares Beispiel für „Greenwashing“ angesehen wird. Die Entscheidung, den Hafen mit erneuerbarer Energie zu versorgen, wird jedoch nur als erster Schritt eines umfassenderen Dekarbonisierungsplans angepriesen. Der Hafen von Newcastle plant, „den Nicht-Kohle-Anteil seines Geschäfts so zu erhöhen, dass Kohle bis 2030 nur noch die Hälfte seines Umsatzes ausmacht“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsen: Warum Europas Geldpolitik zur Falle werden könnte
17.12.2025

Die EZB signalisiert das Ende der Zinssenkungen – und plötzlich zieht die Eurozone die Risiken einer neuen Straffung an. Europas...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehrzentrum startet: Bund und Länder bündeln Kräfte zur Gefahrenabwehr
17.12.2025

In Berlin startet ein neues Drohnenabwehrzentrum, das Behörden, Bundeswehr und Nachrichtendienste enger verzahnen soll. Drohnensichtungen...

DWN
Politik
Politik EU-Parlament macht Weg für Verzicht auf russisches Gas frei
17.12.2025

Die EU steuert auf einen harten Schnitt zu: Spätestens 2027 soll Schluss sein mit russischem Gas. Doch Ausnahmen, LNG und der Streit mit...

DWN
Politik
Politik Aus Bürgergeld wird Grundsicherung: Kabinett schickt mehrere Reformen auf die Strecke
17.12.2025

Letzte Kabinettsrunde vor Weihnachten: Von Grundsicherung über Rente bis Kurzarbeitergeld treibt die Regierung mehrere Reformen an. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...