Finanzen

Steigende Risiken: Aufsichtsbehörden fordern deutsche Banken auf, Kapitalpuffer anzulegen

Die deutschen Finanzmarktaufsichtsbehörden erwarten offenbar mit Blick auf die Zukunft Schwierigkeiten.
12.01.2022 16:00
Aktualisiert: 12.01.2022 16:44
Lesezeit: 1 min
Steigende Risiken: Aufsichtsbehörden fordern deutsche Banken auf, Kapitalpuffer anzulegen
Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Die deutschen Banken sollen wegen steigender Risiken auf dem Finanzmarkt wieder zusätzliche Kapitalpuffer anlegen. Das sei eine präventive Maßnahme, derzeit sei der Finanzsektor nach wie vor sehr widerstandsfähig, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch am Mittwoch. Der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Mark Branson, betonte: "Mit Blick auf die Finanzstabilität ist es jetzt Zeit, in den Präventionsmodus zu wechseln." Zu diesem Schluss sei auch der Ausschuss für Finanzstabilität gekommen.

Konkret will die Bafin, dass die Banken einen sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent aufbauen. Dieser Puffer war im Zuge der Pandemie auf null Prozent gesenkt worden, davor betrug er 0,25 Prozent. Grundsätzlich soll der Kapitalpuffer die Widerstandsfähigkeit von Banken in Krisenzeiten erhöhen.

Zusätzlich soll ein neuer Puffer eingeführt werden, der spezifisch Wohnimmobilien-Kredite absichert. Hier sollen die Banken 2 Prozent der Wohnimmobilienfinanzierung aus ihrem Eigenkapital zurücklegen.

Dem Ausschuss für Finanzstabilität, dem Vertreter von Finanzministerium, Bundesbank und Bafin angehören, ist der Preisauftrieb am Wohnimmobilienmarkt unheimlich. Der Immobilienmarkt drohe heißzulaufen, sagte Branson. Inzwischen gebe es Wohnimmobilienkredite über mehr als 1,6 Billionen Euro. Laut Buch liegen die Preise für Wohnimmobilien 10 bis 30 Prozent über den Werten, die sich durch Fundamentaldaten, also etwa Marktanalysen und Unternehmensdaten, rechtfertigen lassen.

Man werde genau beobachten, wie sich die Standards der Kreditvergabe entwickelten, kündigte Bafin-Chef Branson außerdem an. Die Aufsicht plädiere für eine konservative Vergabepraxis. Noch seien die Standards zwar angemessen, es gebe aber Hinweise, dass sich das allmählich ändere.

Als weitere Risiken nannte Buch Zinsänderungen. Die vielen Kredite mit langen Laufzeiten machten das Finanzsystem verwundbar. Sollten die Zinsen abrupt steigen, stiegen die Refinanzierungskosten der Banken schnell, die Einnahmen aber nur langsam. Insgesamt sei der Finanzmarkt zuletzt verwundbarer geworden.

"Die Banken werden durch diese beiden Maßnahmen nicht über Gebühr strapaziert", betonte Branson. Beim antizyklischen Kapitalpuffer gehe es um eine Summe von 17 Milliarden Euro, beim sektoralen Puffer um 5 Milliarden. Die meisten Banken hätten dafür genügend Kapital, nur wenig müsse neu akkumuliert werden. Außerdem hätten die Banken bis Februar 2023 Zeit, den Puffer aufzubauen. "Wir erwarten daher keine Kreditverknappung", sagte Branson.

Die deutsche Kreditwirtschaft dagegen kritisierte die Entscheidung. "Die Erhöhung der Kapitalanforderungen auf breiter Front wird die Kreditvergabekapazität der Banken und Sparkassen deutlich einschränken", hieß es. "Die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers kommt dem Anziehen einer Handbremse gleich." Außerdem widerspreche sie den politischen Zielen eines Umbaus der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.

DWN
Politik
Politik Moskau: Lösung des Ukraine-Kriegs kommt voran
29.12.2025

Greifbare Ergebnisse hat das Treffen zwischen Trump und Selenskyj nicht gebracht. Der echte Verhandlungsprozess sei von anderen angestoßen...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
29.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strategische Aktienauswahl: Diese 4 Kriterien führen zu langfristigem Anlageerfolg
29.12.2025

Die richtige Aktienauswahl entscheidet langfristig über Erfolg oder Misserfolg an den Märkten. Doch welche grundlegenden Kriterien sind...

DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...