Wirtschaft

Firmen müssen sich 2022 auf hohe Logistik-Kosten einstellen

Die Frachtraten werden 2022 wohl nicht wieder sinken, auch weil der Welthandel voraussichtlich weiter wachsen wird. Daraus ergeben sich Gewinner und Verlierer.
20.01.2022 15:35
Aktualisiert: 20.01.2022 15:35
Lesezeit: 2 min
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Keine Entwarnung bei den Logistik-Kosten: Die Frachtraten für die Lieferketten etwa aus Asien werden nach Ansicht von Fracht-Vorstand der Deutschen Post, Tim Scharwath, auch 2022 nicht sinken.

Bei kurzfristigen Verträgen drohten sogar noch höhere Kosten: "Die kurzfristige Rate wird ein wenig steigen bei Luft- und Seefracht, die langfristige Rate wird wohl auf dem Niveau von 2021 bleiben", sagte Scharwath in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "In der Luftfracht könnte die Rate kurzfristig sogar noch ein wenig stärker steigen, da sind die Kapazitäten noch knapper", betonte er.

Neue Probleme für die globalen Lieferketten könnten auch entstehen, wenn China aufgrund seiner Covid-Politik erneut Häfen schließen müsse. Für die Frachtsparte der Post zeigte sich Scharwath indes optimistisch: "Wir kalkulieren mit Wachstum für das laufende Jahr", sagte der Manager. "Unser Ziel ist es, das operative Ergebnis mindestens auf dem hohen Niveau zu halten, das wir in den ersten neun Monaten 2021 hatten."

Die Frachtsparte der Post, einstmals Sorgenkind des Bonner Konzerns, hat sich unter Scharwaths Regie zu einem Gewinnbringer entwickelt. In den ersten neun Monaten 2021 steuerte die Sparte mit ihren mehr aus 42.000 Mitarbeitern auf Rekordkurs. Der Umsatz zog auch dank stark gestiegener Frachtraten auf 15,7 (Vorjahr: 11,5) Milliarden Euro an, der operative Ertrag (Ebit) kletterte auf 900 (419) Millionen Euro, die Umsatzrendite lag bei 5,7 (3,7) Prozent. Scharwath will das Niveau künftig zumindest halten: "Die Ebit-Marge planen wir bis 2025 in der Bandbreite von fünf bis sechs Prozent - über 5,5 eigentlich", betonte er: "Dabei bleiben wir."

Die Post-Sparte ist im Speditionsgeschäft bei der Luftfracht nach eigenen Angaben Marktführer vor Kühne+Nagel, bei der Seefracht Nummer Zwei. Zu den Konkurrenten will Scharwath bei der Portabilität dauerhaft aufschließen: "Wir hatten nach den ersten neun Monaten eine Conversion Rate (Umwandlung des Rohertrags in Ebit) in der Luftfracht von 46 Prozent und in der Seefracht von 50 Prozent - wenn wir diese halten oder etwas mehr hinbekommen, erreichen wir das Niveau der Klassenprimusse im Wettbewerb."

In der Corona-Krise war es zu Belastungen der Lieferketten und steigenden Kosten für die Versendung von Waren rund um den Globus gekommen. Die Luftfracht litt darunter, dass weniger Passagiermaschinen verkehren und damit Ladekapazität wegfällt, Häfen in China wurden zeitweise geschlossen, Container stapelten sich, in Europa gibt es nicht genug Lkw-Fahrer. Das führte zu heftigen Preisanstiegen.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge legten die Preise im Bereich der See- und Küstenschifffahrt im dritten Quartal 2021 um 162 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. "Stark gestiegene Frachtraten sind vor allem bei Exporten aus China nach Europa zu beobachten", erklärten die Statistiker. Konsumgüterhersteller wie Henkel oder Sportartikel-Konzerne hatten zuletzt über stark gestiegene Logistik-Kosten geklagt.

Scharwath erwartet ein weiteres Wachstum des Welthandels. "Die Experten für Luft- und Seefracht in unserem Haus gehen von einem Wachstum zwischen drei und fünf Prozent in beiden Märkten aus", sagte er. "Das Problem, das uns ein wenig umtreibt, ist aber, dass die Kapazitäten teils nicht mit dem Wachstum mithalten", fügte er hinzu. Dabei sei die Zahl der Container weltweit ausreichend - doch diese seien "manchmal nicht da, wo sie sein sollten". Dies gelte etwa für Produzenten in Asien, für die Spediteure werde damit die Planbarkeit erschwert. Sorgen bereiten könnten der Branche weitere Schließungen in China: "Die Zero-Covid-Politik Chinas könnte dafür sorgen, dass es dort weiter Probleme geben könnte - an Flughäfen oder Häfen."

"Die Disruption ist permanent", bilanzierte Scharwath: "Es ist eine schwierige Situation für alle." Preise wie vor der Pandemie werde es zudem nicht mehr geben: "In der Seefracht werden wir nicht zu den Raten zurückkehren, die wir vor der Corona-Krise hatten." Das hat auch konkrete Folgen für Unternehmen: "Will man einen Hocker für zehn Euro aus China verkaufen, dann kann das durch die Transportkosten zum Problem werden", sagte der Post-Vorstand: "Das wird auch einige Geschäftsmodelle bereinigen."

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