Deutschland

DIW: Hohe Rohstoffpreise können Energiewende ausbremsen

Steigende Preise für die in Windrädern, Solaranlagen und E-Auto-Batterien benötigten Rohstoffe können einer Studie zufolge die Energiewende in Deutschland bremsen.
26.01.2022 11:41
Aktualisiert: 26.01.2022 11:41
Lesezeit: 1 min

Kupfer, Lithium, Nickel und Kobalt: Steigende Preise für die in Windrädern, Solaranlagen und E-Auto-Batterien benötigten Rohstoffe können einer Studie zufolge die Energiewende in Deutschland bremsen. Wegen der stark zunehmenden Nachfrage dürften die Preise für die genannten Rohstoffe um 2030 herum auf einen Höchststand steigen und dort über Jahre verharren, geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. „Damit würden sie ein Hindernis für die Energiewende darstellen“, sagte DIW-Forscher Lukas Boer.

Für den Bau von Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen sind große Mengen an Kupfer, für Elektromobilität viel Kobalt, Lithium und Nickel nötig. „Die Nachfrage nach diesen Rohstoffen wird in den kommenden Jahrzehnten steil nach oben gehen“, so die Annahme in dem untersuchten Szenario. Der Internationalen Energie-Agentur (IEA) zufolge dürfte sich der jährliche Kupferverbrauch in den kommenden 20 Jahren verdoppeln, der von Nickel mehr als verdreifachen und der von Kobalt versechsfachen. Bei Lithium ist die Steigerungsrate demnach am höchsten: 2040 soll die Nachfrage voraussichtlich mehr als zwanzigmal so hoch sein wie heute.

Das Angebot reagiere aber kurzfristig nur begrenzt auf Preisanreize, wie Boers Berechnungen auf Basis historischer Erfahrungen zeigen. Ein Grund dafür: Es kann bis zu zwei Jahrzehnte dauern, bis neue Bergwerke erschlossen werden. In der Folge dürften die Preise stark steigen. Kupfer könnte dem Szenario zufolge im Jahr 2030 im Vergleich zu 2020 um knapp 70 Prozent teurer sein, Lithium um knapp 180 Prozent.

„Wenn diese Entwicklung tatsächlich eintritt, würden die untersuchten Metalle künftig maßgeblich Inflation, Handel und die globale Wirtschaftsleistung beeinflussen“, sagte Boer. „In dem Szenario könnte die Energiewende im Zeitraum von 2021 bis 2040 zu einem vierfachen Anstieg des Produktionswertes der vier Metalle führen und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien verteuern.“ Unvorhergesehene technologische Fortschritte könnten potenzielle Preisanstiege allerdings dämpfen und die Kosten der Energiewende verringern. Dasselbe gelte, wenn sich alternative Materialien als tauglich erweisen würden, erneuerbare Energie zu erzeugen und zu speichern.

„Auch wenn die Preise nicht so stark steigen, wie in der Analyse des Netto-Null-Emissionsszenarios: Entscheidend für die Energiewende sind klar kommunizierte politische Entscheidungen“, sagte Boer. „Unsichere Perspektiven für regenerative Energien oder Elektroautos verhindern Investitionen etwa in die Metallförderung.“ Notwendig sei eine global koordinierte Klimapolitik, die Produzenten mehr Planungssicherheit gebe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovation Neuro-Webdesign: „Die meisten Firmenwebsites scheitern am Menschen“
13.05.2025

Viele mittelständische Websites wirken modern, funktionieren aber nicht. Warum? Sie ignorieren die Psychologie der Nutzer. Jonas Reggelin,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...