Deutschland

Medizinstatistiker über Impfquoten-Debatte: „Die Zahlen sind dramatisch falsch“

Der Medizinstatistiker Gerd Antes sagt: „Das, was die Bevölkerung zu recht verrückt macht, ist doch, dass die Zielwerte ständig steigen. Erst heißt es, 76 Prozent der Deutschen müssten vollständig geimpft werden. Dann sagt die Leopoldina, unter 90 Prozent wird es nie reichen. Diese Zahlen sind dramatisch falsch.“
29.01.2022 16:19
Aktualisiert: 29.01.2022 16:19
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Medizinstatistiker über Impfquoten-Debatte: „Die Zahlen sind dramatisch falsch“
Spritzen mit den aufgezogenen Impfdosen liegen zur Verwendung auf dem Tisch. (Foto: dpa) Foto: Christian Modla

Im Gespräch mit „RP Online“ sagte der Medizinstatistiker Gerd Antes: „Das, was die Bevölkerung zu recht verrückt macht, ist doch, dass die Zielwerte ständig steigen. Erst heißt es, 76 Prozent der Deutschen müssten vollständig geimpft werden. Dann sagt die Leopoldina, unter 90 Prozent wird es nie reichen. Diese Zahlen sind dramatisch falsch. Der Puffer, der uns davor schützt, dass wir die Kontrolle verlieren, ist die Summe der vollständig Geimpften – wobei wir nicht mal diese Zahl wirklich kennen – und der natürlich Immunisierten. Mit einer Kohorte wüssten wir, wo wir stehen und was wir noch schaffen müssen.“

Schwere Kritik übt Antes auch am aktuellen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Antes wörtlich: „Ich fand seine Auftritte in Talkshows extrem unglücklich. Er hat monoton gewarnt und dabei meiner Ansicht nach oft Kausalität und Korrelation verwechselt. Dann hat er immer behauptet, er lese alle Studien zu Corona. Es gab aber teilweise bis zu 2000 Studien pro Woche, nur zu Covid. Alleine die einzusammeln, ist extrem schwierig. Und die dann noch zu lesen (...) ich brauche dafür zwei bis drei Stunden pro Stück. Da kann man sich dann ausrechnen, dass das gar nicht möglich war. Eine schreckliche Wahrheit ist auch, dass in Zusammenfassungen von Studien meistens nicht das Gleiche steht wie in den Studien selbst. Herr Lauterbach hat auch in den letzten Jahren nichts wissenschaftlich Relevantes publiziert. Das ist nicht schlimm, aber dann muss man sagen: Er ist Politiker – kein Wissenschaftler.“

Die Zahl der Impfungen in Deutschland hat zum Ende der Woche abgenommen. Wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstag hervorgeht, wurden am Freitag mindestens 370 000 Impfdosen verabreicht - am Vortag waren es noch 466 000. Am Freitag vor einer Woche gab es knapp 582 000 Impfungen, am Freitag davor etwa 769 000.



Mindestens 73,9 Prozent der Bevölkerung (61,4 Millionen) haben nach RKI-Angaben einen vollständigen Grundschutz erhalten. Dafür sind in der Regel zwei Impfdosen nötig. Noch zählt das RKI auch Menschen mit, die nur eine Dosis des Johnson-&-Johnson-Präparats erhalten haben, - allerdings wird das gerade umgestellt. Künftig sollen Johnson-&-Johnson-Geimpfte erst nach einer zweiten Impfdosis - möglichst mit einem mRNA-Impfstoff wie dem von Biontech/Pfizer oder Moderna – als vollständig geimpft gelten.



Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Mindestens 43,7 Millionen Menschen (52,6 Prozent) seien inzwischen geboostert, teilte das RKI mit. Das ist wichtig für einen wirksamen Schutz vor der besonders ansteckenden Virusvariante Omikron.



Das Ziel der Bundesregierung, dass bis Ende Januar 80 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal gegen Corona geimpft sind, droht allerdings zu scheitern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...