Politik

Musikerin in der Türkei unter Druck

Der türkische Präsident schaltet sich in eine Debatte um einen Popsong ein.
31.01.2022 10:29
Aktualisiert: 31.01.2022 10:29
Lesezeit: 1 min

Die türkische Pop-Ikone Sezen Aksu steht in der Türkei weiter unter Beschuss wegen Zeilen aus einem 2017 erschienenen Lied - nun auch von höchster Stelle. Am 21. Januar sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan, niemand dürfe schlecht über Adam und „Mutter Eva“ sprechen. „Es ist unsere Pflicht, diese Zungen herauszureißen, wenn nötig.“ Den Namen von Aksu erwähnte er nicht. In dem vor fünf Jahren veröffentlichten Lied „Sahane bir sey yasamak“ singt Aksu „Grüßt mir die Ignoranten, Adam und Eva“. Adam gilt im Islam als Prophet. Die Angelegenheit könnte sich weiter auf die Kunstfreiheit im Land auswirken.

Religiös-konservative Kreise werfen Aksu vor, in dem Song religiöse Werte zu beleidigen. Eine Gruppe von Anwälten hat kürzlich Anzeige gegen die 67-Jährige erstattet und damit für teilweise empörte Diskussionen gesorgt. Zahlreiche Künstler und Politiker hatten sich daraufhin in den sozialen Medien solidarisch mit Aksu gezeigt.

Die Diskussion droht weitreichende Folgen dafür zu haben, welche Musik in der Türkei gespielt werden darf: Die Zeitung Birgün berichtete ebenfalls am Freitag, die türkische Rundfunkbehörde RTÜK habe im Zusammenhang mit der Diskussion um Aksus Lied Sender nun angewiesen, allgemein keine Musik zu spielen, die gegen „nationale“ und moralische Werte verstoße.

Aksu gilt als Pionierin des türkischen Pop. Sie hat sich bisher noch nicht zu der Angelegenheit geäußert.

Die FAZ schreibt zum Ausfall Erdogans: „Der erschreckendste Ausfall kam von Staatschef Erdoğan persönlich. Nach dem Freitagsgebet ergriff er in der Moschee das Mikrofon und drohte Sezen Aksu damit, ihr „die Zunge herauszureißen“: „Niemand darf unseren Propheten Adam beleidigen. Tut das doch jemand, ist es unsere Pflicht, ihm gegebenenfalls die Zunge herauszureißen. Niemand darf unsere Mutter Eva beleidigen. Es ist unsere Pflicht, auch solche zurechtzuweisen.“ Die Hasskampagne, die ein fanatischer Islam lostrat, mutierte zu einer Drohung des Präsidenten. Eine Gruppe AKPler machte sich Erdoğans Signal zu eigen, zog zum Gericht, um Anzeige gegen Sezen Aksu zu erstatten, und drohte, ohne den Namen der Künstlerin zu nennen: „Wir werden ihre Zungen abschneiden, wir zermalmen ihre Köpfe.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung trübt sich stärker als erwartet ein
01.12.2025

Die Industriestimmung in der Eurozone zeigt sich schwach am Jahresende: Der Einkaufsmanagerindex ist im November erneut unter die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs vor dem Jahresende: KI-Blase oder Rally?
01.12.2025

Auf Jahressicht glänzt der DAX-Kurs mit einem kräftigem Plus – doch unter der Oberfläche wächst die Nervosität. Zum Auftakt der...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen: Wie laufen die Gespräche über ein Kriegsende in der Ukraine?
01.12.2025

Erstmals seit Kriegsbeginn sitzen westliche und russische Vertreter offiziell über einem Plan zum Kriegsende in der Ukraine. Nach heftiger...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Heuchelei als Strategie: Warum ausgerechnet Trumps Freunde den größten Beitrag zu Russlands Kriegskasse leisten
01.12.2025

Donald Trump wirft Europa vor, Putins Krieg gegen die Ukraine mitzufinanzieren. Doch die Fakten zeigen etwas anderes: Nicht Brüssel oder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutschland setzt auf Wasserstoff – Länder planen gemeinsames Versorgungsnetz
01.12.2025

Die ostdeutschen Bundesländer wollen gemeinsam ein Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen, um Kommunen, Industrie und Gewerbe besser mit...